Gibson Nyanhongo, CEO und Gründer Agrobiogel

Gibson S. Nyanhongo entwickelte mit seinem Team ein holzbasiertes Hydrogel, das ein Vielfaches seines Gewichtes an Wasser aufnehmen, speichern und über lange Zeiträume kontinuierlich an Böden abgeben kann. Das ermöglicht der Landwirtschaft, die 70 Prozent der globalen Wasservorräte benötigt, Wasser effizienter zu nutzen. Agrobiogel hält darüber hinaus Düngemittel im Boden und gibt sie langsam frei – so wird ein umweltschädigendes Auswaschen verhindert. Das Hydrogel besteht zu 100 Prozent aus Holz und zerfällt nach etwa fünf Jahren zu Humus.

Geboren und aufgewachsen in Zimbabwe kam Gibson Nyanhongo im Jahr 2000 für ein acht-monatiges Nord-Süd-Dialogstipendium der Österreichischen Entwicklungsagentur nach Österreich, um ein Forschungsprojekt im Rahmen seines Biotechnologie-Studiums durchzuführen. Ursprünglich lag der Fokus seiner Enzymforschung im Medizinbereich. Die immer dramatischeren Auswüchse des Klimawandels ließen ihn darüber nachdenken, ob seine Technologie auch in der Landwirtschaft eingesetzt werden könnte, um Klimaschäden zu reduzieren – die Idee für Agrobiogel war geboren.

Allerdings – so ein Start-up benötigt Startkapital. Nyanhongo: „Das war schwierig und langwierig. Es hat tatsächlich vier Jahre gedauert, bis meine Idee in die Umsetzung kam.“ Ins Rollen kam alles durch ein Video, in dem er die Technologie erklärte, und das auf der Facebook-Seite der BOKU veröffentlicht wurde. Es hat viel Interesse erzeugt und letztlich die Türen zu AWS und Accent in Österreich und damit auch zum EIC (European Innovation Council), dem europäischen Fördergeber, geöffnet.

BUSINESSART: Woraus wird Agrobiogel hergestellt und wieviel produzieren Sie aktuell?

Nyanhongo: Wir verwenden einen Nebenstoff aus der Zellstoffindustrie, Lignin. Teilweise wird dieser in den Zellstofffabriken zur Energierückgewinnung genutzt, ein guter Teil bleibt aber ungenutzt. Dieser Rohstoff ist also ausreichend vorhanden – und da kommen wir ins Spiel.

Derzeit produzieren wir an unserem Standort in Tulln im dreistelligen Tonnenbereich, sind aber auch gerade in der Planungsphase für unsere erste Industrieanlage mit unserem Partner AustroCel in Hallein.

Wer verwendet Agrobiogel? Wo wird es verwendet?

Unser Produkt kann überall dort eingesetzt werden, wo Pflanzen mit Trockenstress zu kämpfen haben. Es ist also ideal für Aufforstungen oder landwirtschaftliche Anwendungen in Trockengebieten geeignet. Aber auch privaten Gartenbesitzer*innen bringt das Produkt Vorteile: Wenn man es im Hochbeet oder Blumenkasten einsetzt, muss man weniger gießen und man kann dadurch Wasser einsparen. Wir verkaufen bereits in den Hobbybereich und darüber hinaus auch schon im Bereich „Forst“ und „öffentliches Grün“.

Was sagen Ihre Kund*innen?

Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Durch Agrobiogel entwickeln sich die Wurzeln deutlich besser. Vor allem im Bereich der Aufforstung können wir daher sehr schöne Ergebnisse erzielen.

Wo steht Ihr Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit auf einer Skala von 0 (kein einziger Schritt gesetzt) bis 10 (alles geschafft)?

Ich würde uns eine 8 geben. Wir produzieren ein nachhaltiges Produkt aus einem bisher ungenutzten Rohstoff, welcher selbst aus Holzabfällen produziert wird. Unser übergeordnetes Ziel ist es, zukünftig lokal zu produzieren und lokal zu vermarkten, damit lange Transportwege vermieden werden können. So können die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise abgefedert werden.

Was bedeutet „gestalten“ für Sie?

Im Falle von „Agrobiogel“ bedeutet gestalten für mich, etwas zu schaffen, das vielen Menschen einen Nutzen bringen kann. Das treibt mich an und motiviert mich.

Ihr Leitsatz

Do it! And never make an excuse!