Europa ist klimaneutral
Mag. Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung
Die Europäische Union ist auch im Jahre 2050 noch eine jener Regionen der Welt mit dem höchsten Lebensstandard und der größten politischen Stabilität – immerhin ist mit dem 1.1.2050 auch Großbritannien wieder der EU beigetreten – und nicht zuletzt: Europa ist klimaneutral.
Jährlich sinkende Emissionsrechte
Das entscheidende, zunächst allseits kritisierte, politische Instrument dazu war der EU-Emissionshandel, der die Gesamtemissionen aller energieintensiven Industrien sowie der kalorischen Stromerzeugung mit einer jährlich sinkenden, exakten Zahl von Emissionsrechten begrenzt hatte. Die unerbittliche Absenkung der Zahl verfügbarer Emissionsrechte, von denen zuletzt keine mehr ausgegeben wurden, hat eine ganze Reihe von Entwicklungen in den betroffenen Branchen ausgelöst.
Breakthrough Technologies & Import
Die wesentlichste Entwicklung war wohl die konsequente Ausrichtung der Innovationkraft der Unternehmen auf das Ziel klimaneutral zu produzieren. Dies hat zu neuen Prozessen oder aber zu neuen Produkten, teilweise sogar zu echten Breakthrough Technologies geführt, von denen vor dreißig Jahren niemand etwas ahnte, so wie sich vor 60 Jahren noch niemand die digitale Revolution vorstellen konnte.
Es darf an der Stelle aber auch nicht verschwiegen werden, dass mitunter auch energieintensive Produkte und Vorprodukte, wie auch nach wie vor erhebliche Mengen an Gütern und Waren aus anderen Teilen der Welt importiert werden, aus Regionen und Staaten, die leider noch immer nicht klimaneutral sind.
Dienstleistung statt Produkt
Die Umstellung der Produktion ging auch einher mit einer immer stärkeren Orientierung der Unternehmen an den klimaverträglichen Dienstleistungsbedürfnissen der Menschen – Mobilität statt Fahrzeug, Wärme statt Brennstoff, Licht und Information statt Strom. Dieser weitreichenden Wandel der Gesellschaft in Bezug auf materielle Bedürfnisse hält im Übrigen noch immer an.
Strom und CCS
Auch in der Energieversorgung haben die nicht mehr vorhandenen Emissionsrechte, ergänzt durch hohe Subventionen erneuerbarer Energie zu einer Dekarbonisierung geführt. Da sich Mobilität auf Basis von Strom längst durchgesetzt hat, ist damit heute auch der Verkehrssektor klimaneutral. Erneuerbare Energie aus riesigen Windfarmen und Solarfeldern aber auch unzählige Mittel- und Klein-Prosumer (Erzeuger und Konsumenten ihrer eigenen Energie) prägen das Bild der europäischen Energieversorgung, ganz so wie es die Langfriststrategie der EU Kommission „A clean planet for all“ (https://ec.europa.eu/clima/policies/strategies/2050_en), bereits im Jahre 2018 beschrieben hat.
Und auch mit der Prognose, dass mit Atomenergie und CCS-Carbon Capture and Storage (Abscheidung von CO2 aus der Verbrennung und Speicherung in der Erdkruste) ein Teil der benötigten CO2-freien Energie bereitgestellt wird, hat die EU-Kommission Recht behalten.
Mag. Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung, www.iv.at