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Bill Gates: Wie wir die Klimakatastrophe verhindern

Bill Gates beschreibt gut lesbar die Ursachen des Klimawandels und welche technischen Innovationen und Fortschritte es braucht, um ihn zu bewältigen.

Das Cover des Buches von Bill Gates: Wie wir die Klimakatastophe verhindern. Blau-orange Schrift auf weißem Hintergrund.

"Es gibt zwei Zahlen, die Sie über den Klimawandel kennen sollten. Die erste ist 51 Milliarden. Die andere ist null.

Die 51 Milliarden beziff ern die Menge der Tonnen an Treibhausgasen, die typischerweise weltweit jedes Jahr in die Atmosphäre freigesetzt werden. Diese Zahl kann von Jahr zu Jahr ein bisschen steigen oder fallen, aber im Großen und Ganzen nimmt sie zu. Das ist der Stand der Dinge heute.
Null ist das Ziel, das wir uns setzen müssen. Um die Erderwärmung zu stoppen und die schlimmsten Auswirkungen des Klima wandels zu verhindern – und diese Folgen werden verheerend sein –, müssen die Menschen aufhören, der Atmosphäre Treibhausgase zuzuführen."

Daraus leitet Gates drei Ziele ab:

  1. Um eine Klimakatastrophe zu vermeiden, müssen wir auf null kommen.
  2. Wir müssen die Tools, die wir schon haben – etwa Sonnen- und Windenergie – schneller und klüger zum Einsatz bringen.
  3. Und wir müssen bahnbrechende Technologien entwickeln und in der Praxis einsetzen, mit denen wir den Rest des Weges schaffen können. Dafür gründete er die sogenannte Breakthrough Energy Coalition. Die Organisation, die heute unter dem Namen Breakthrough Energy bekannt ist, vereint gemeinnützige Projekte sowie Bemühungen von Interessensverbänden und privaten Geldgebern, die in mehr als vierzig Firmen mit vielversprechenden Ideen investiert haben.

Sein Zugang ist der eines Techikers:

"Ich denke eher wie ein Ingenieur als wie ein Politikwissenschaftler, und für die politischen Probleme des Klimawandels habe ich keine Lösung. Stattdessen möchte ich erreichen, dass die Debatte sich darauf konzentriert, was getan werden muss, um das Ziel von null Emissionen zu erreichen: Wir müssen die Leidenschaft und die wissenschaftliche Intelligenz von Menschen in aller Welt darauf lenken, die jetzt vorhandenen Lösungen für saubere Energie einzusetzen und neue zu erfinden, damit wir endlich aufhören können, immer mehr Treibhausgas in die Atmosphäre zu blasen."

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Seite 73

Gates beschreibt gut les- und verstehbar, wieso fossile Energie für die Menschheit so wichtig geworden ist und erklärt den Zusammenhang zwischen Energieverbrauch, Wohlstand und Klimawandel.

Fünf Fragen sind für ihn zentral, wenn sich Unternehmen und Gesellschaft mit dem Klimawandel beschäftigen:

  1. Um welchen Anteil dieser 51 Milliarden Tonnen geht es? Rechnen Sie in Tonnen angegebene Emissionen in einen Prozentsatz
    von 51 Milliarden um.
  2. Welchen Plan haben Sie für Zement? Zement steht hier synonym für die größten Emittenten. Es braucht Lösungen für alle fünf Bereiche, aus denen Emissionen kommen: Industrieproduktion, Stromerzeugung, Landwirtschaft, Transport und Verkehr sowie Kühlen und Heizen.
  3. Von wie viel Leistung reden wir? Kilowatt = Haus. Gigawatt = mittelgroße Stadt. Hunderte Gigawatt = großes, reiches Land.
  4. Wie viel Platz braucht das? Wie viel Strom können wir pro Quadratmeter erzeugen? Wie viel Platz braucht es für einen Lösungsansatz.
  5. Wie viel wird das kosten? Behalten Sie die Ökozuschläge im Hinterkopf, und fragen Sie, ob sie so niedrig sind, dass auch Länder mit mittleren Einkommen sie zahlen können.

In den weiteren Kapiteln analysiert er die wichtigsten Bereiche - aus seiner technischen bzw. sehr US-amerikanischen Sicht:

  • Im Kapitel Verkehr geht es im Wesentlichen um den Antrieb von Autos, Pkws oder Flugzeugen. Der öffentliche Verkehr wird nicht erwähnt.
  • Ähnliches gilt für die Landwirtschaft: Ohne synthetischen Dünger und Gentschnik geht es nicht.
  • Energie: Auch hier: Ohne Atomenergie gelingt laut Gates der Wandel nicht.
  • Der Ratschlag für Kühlen und Heizen mutet aus europäischer Sicht ein wenig seltsam an: "Der Weg zu »null Kohlenstoff « beim Heizen stellt sich ganz ähnlich dar wie beim Individualverkehr: 1) Elektrifizieren: Wo immer möglich, Heizung und Warmwasserbereitung von Öl und Erdgas auf Strom umstellen, und 2) für den ganzen Rest saubere Kraftstoffe entwickeln." In einem ganz kurzen Absatz wird erwähnt, dass man auch energieeffizient bauen kann - aber das sei zu teuer für eine großflächige Anwendung.

Die Lösung sieht Gates vor allem in der Entwicklung moderner Biokraftstoffe und synthetischer Kraftstoffe.

Fazit:

Gut lesbar, ein guter Überblick über technische Innovationen. Aber, die Hoffnung, die geschürt wird, mit technischen Innovationen die Klimakrise zu lösen, das wird nach Aussage vieler Klimaforscher*innen nicht funktionieren. 

Das sagt der Wirtschafts- und Klimaforscher Gernot Wagner über technische Innovationen:

"Die größte Gefahr, die von diesen Technologien ausgehen ist der „moral hazard“ – das Gefühl, dass wir nichts machen brauchen, dass wir einfach 20 Jahre warten können und es sich dann schon ausgeht. Das würde ich sagen ist das wirkliche Problem vieler dieser Technologien, ob Geoengineering oder Atomkraft. Die Entwicklung und Forschung neuer Technologien sind wichtig, da sollen wir auch dranbleiben. Sie ist aber nicht die Lösung des Problems." Mehr Aussagen von Gernot Wagner.

Im Kapitel "Klimawandelanpassung" plädiert Gates für eine Verbesserung der Pflanzen- und Tiergenetik und damit der Anpassung an den Klimawandel. Vorangetrieben werde sie vor allem durch die Forschungsgruppe CGIAR. Darüber hinaus

  • sollten Staaten Bauern bei der Bewältigung witterungsbedingter Risiken unterstützen, sich vor allem auf die Ärmsten - die Frauen - konzentrieren und den Klimawandel in die politische Entscheidungsfindung miteinbeziehen.
  • müssen Großstädte ihr Wachstumsverhalten verändern.
  • sollten natürliche Schutzsysteme besser unterstützt werden.
  • werden wir mehr Trinkwasser brauchen, als wir bereitstellen können.
  • sollten zur Finanzierung von Anpassungsprojekten neue Geldquellen erschlossen werden.