Green Deal als Basis für einen „grünen Wiederaufbau der Wirtschaft“ nutzen
Nastassja Cernko, Nachhaltigkeitsbeauftragte OeKB
Wie stark ist deine Branche wirtschaftlich betroffen?
Die OeKB Gruppe stellt mit ihren fünf großen Geschäftsbereichen und ihren Töchtern und Beteiligungen zahlreiche Services bereit, die das Wirtschaftswachstum fördern und den Standort Österreich im globalen Wettbewerb stärken. Durch unsere globale Exposition sind wir von dieser Pandemie betroffen. Der Einbruch der Weltwirtschaft sowie der (prognostizierte) Anstieg von Insolvenzen in Österreich wird erst mit Verzögerung spürbar sein. Wir hoffen auf eine rasche wirtschaftliche Erholung im Jahr 2021, das hängt natürlich vom Verlauf der Covid-19 Pandemie ab.
Wie geht es deinem Unternehmen im Vergleich zu anderen in der Branche?
Die OeKB leistet als Dienstleisterin der Republik Österreich einen wesentlichen Beitrag, damit unser Land gut durch die Krise kommt. Wir haben beispielsweise für Exportunternehmen eine Sonder-Betriebsmittelfinanzierung umgesetzt, die der Erhaltung der Liquidität dient. Fast 300 Unternehmen haben Anträge dafür gestellt. Weiters führen wir die Auktionen für Bundesanleihen durch, damit die Republik Österreich ihren gestiegenen Kapitalbedarf decken kann. Die OeKB unterstützt also mit verschiedenen Produkten und Services, um Österreich gut durch die Krise zu bringen. Derzeit geht es darum, der Wirtschaft und den Unternehmen mit Überbrückungsfinanzierungen möglichst rasch zu helfen. Parallel dazu sind wir alle gefordert den Green Deal nicht auszusetzen, sondern als Basis für einen „grünen Wiederaufbau der Wirtschaft“ zu nutzen. Wir arbeiten in dieser Phase kontinuierlich an unserem Sustainable Finance Programm weiter, denn wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam langfristig zu einem nachhaltigeren, klimafreundlicheren und sozialverträglicheren Wirtschaften gelangen müssen.
Hat die nachhaltige Positionierung zu einer besseren Position beigetragen oder hat sie die Krise verstärkt?
Die OeKB ist eine wesentliche Mitgestalterin der österreichischen Green Finance Agenda. Es braucht die Verbindung von Wirtschaft und Klimaschutz. Daran führt kein Weg vorbei. Wir wünschen uns, dass es jetzt zu einer Kombination der Finanzmittel, die die EU und Österreich für den Wiederaufbau der Wirtschaft nach der Coronakrise zur Verfügung stellen, und den „Klimamilliarden“ im Rahmen einer „Green Recovery“ kommt. Durch die Coronakrise befinden wir uns in einer neuen Ausgangssituation. Wir wollen die Krise als Chance nutzen, um den Wiederaufbau der Wirtschaft so zu gestalten, damit wirtschaftlicher Erfolg, soziale Gerechtigkeit und die ökologische Zukunftsfähigkeit in Balance gebracht werden können.
Was muss sich ändern, damit in deiner Branche eine derartige Krise besser bewältigt werden kann?
Wir waren in der Krise schnell, flexibel und vor allem ausreichend digitalisiert, sodass wir handlungsfähig geblieben sind. Ein gewisser Reifegrad bei der digitalen Transformation ist die Voraussetzung, um Krisen wie diese besser zu überstehen. Auch in dieser Krise zeigt sich, dass Unternehmen, die in ihrem Geschäftsmodellen und -prozessen breiter aufgestellt waren, resilienter sind. Das bestärkt uns darin, beim Themenfeld Sustainable Finance weiter eine Vorreiterrolle zu spielen.
Inhaltsverzeichnis: BUSINESSART 3/2020-Die Wirtschaft hat Corona