Tourismus als Treiber für Mobilitätswende im ländlichen Raum
Destinationen brauchen ganzheitliche Mobilitätslösungen für touristischen Erfolg und Erhaltung ihrer Naturräume.
Mobilität und Besucherlenkung im heimischen Naturtourismus und die damit verbundenen Chancen und Potentiale für Destinationen standen im Zentraum des Wandersymposiums der Österreichischen Wanderdörfer.
Aus dem Outdoor-Boom der letzten Jahre ergeben sich Herausforderungen für Natur, Umwelt und ländliche Lebensräume: Nach wie vor ist das bevorzugte Verkehrsmittel für Urlaub und Ausflüge in die Natur der Pkw. Umwelt und Klima werden durch Abgase, Lärm und überfüllte Parkplätze belastet. "Als erste Generation, die den Klimawandel deutlich spürt, sind wir auch die letzte, die hier gegenlenken kann. Deshalb brauchen wir eine Mobilitätswende." Doch alternative Mobilitätsangebote sind im ländlichen Raum schwieriger umzusetzen, als in der Stadt. Gerade hier gelte es, die “Herausforderung der letzten Meile” zu meistern sowie den öffentlichen Nahverkehr, E-Mobility und Car-Sharing-Konzepte zu stärken.
Die wichtigsten Prognosen aus den fünf Experten-Keynotes und den Diskussionen - Destinationen brauchen ganzheitliche Mobilitätslösungen für touristischen Erfolg und Erhaltung ihrer Naturräume.
Dabei gelte die Prämisse: Mehr tun, mutiger sein und schneller agieren!
Elektromobilität und Ladeinfrastruktur wird zum Wettbewerbsfaktor für Destinationen
Martin Klässner, Gründer has.to.be GmbH: “56% der Gäste mit Elektrofahrzeug haben sich bereits aufgrund fehlender Ladeinfrastruktur gegen ein Hotel entschieden.” Martin Klässner ist überzeugt, dass in drei Jahren alle Destinationen ein Problem haben, die sich jetzt nicht um das Thema Infrastruktur für Elektromobilität kümmern. Die Herausforderung: E-Mobility entwickelt sich schnell, Destinationen reagieren langsam. Als Gründer von “has.to.be”, einem Marktführer in der technischen Organisation von Ladeinfrastruktur, kennt er die Zahlen hinter dem Boom.
Destinationen brauchen ganzheitliche Mobilitätslösungen
Lukas Krösslhuber, GF TVB Wilder Kaiser: “Verkehr ist in der Wahrnehmung der heimischen Bevölkerung das größte Problem des Tourismus.” Im Sinne eines Lebensraum-zentrierten Tourismus, der für Einheimische und Gäste arbeitet, ist Mobilität, laut Wilder Kaiser Geschäftsführer Lukas Krösslhuber, deshalb eines der wichtigsten Themen in seiner Region. Nachhaltige Anreisemöglichkeiten stehen ganz oben in der Prioritätenliste und müssen bereits in die touristische Produktentwicklung und Vermarktung integriert werden.
Tourismus als wirtschaftliche Triebkraft ist Motor für Mobilitätswende
Jan Schubert, Destinationsmanager Pfronten im Allgäu und Tourismusberater: "Touristiker von heute inszenieren keine Urlaubsräume mehr, sondern sind Lebensraumgestalter für Gäste und Einheimische.” Auch Jan Schubert argumentierte, dass es essentiell sei, die Ansprüche der Einheimischen und Gäste mit der Natur und Landschaft zu vereinbaren. Er zeigte Best Practice Beispiele aus dem Allgäu und argumentierte, dass der Tourismus als wirtschaftliche Triebkraft die Rolle des Katalysators für eine Mobilitätswende im ländlichen Bereich einnehmen müsse.
Verkehrswende im Tourismus jetzt
Markus Frewein, GF verkehrplus Gmbh: “Wir sind es, die den Bauplan unserer konstruierten Welt machen: alles könnte völlig anders sein und bei der Mobilität ist das ein ganz wichtiger Punkt.” Als leidenschaftlicher Mobilitätsplaner lieferte Markus Frewein ein aufrüttelndes Plädoyer für eine unverzügliche Mobilitätswende im Tourismus. Wir sind die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel unternehmen kann. Deswegen müssen wir im Tourismus mehr tun, mutiger sein und schneller umsetzen.
Es braucht niederschwellige Angebote und eine “Netflixisierung” des öffentlichen Verkehrs
Tibor Jermendy, Head of On-Demand Mobility Österreichische Postbus AG: “Heute schaut jede*r Filme und hört Musik wann und wo er oder sie möchte. Dieser Flexibilisierungs-Trend setzt sich auch im Mobilitätsverhalten fort.” Tibor Jermendy unterstrich das Bedürfnis des Einzelnen, sofort Zugriff auf Mobilität zu haben. Diesem Bedürfnis muss mit leicht zugänglichen und flexiblen On-demand-Lösungen im öffentlichen Verkehr Rechnung getragen werden.
Erwünschte Mobilität braucht Finanzierung - unerwünschte Mobilität muss teurer werden
Ulrich Andres, GF Österreichs Wanderdörfer: “Wir müssen Gratisparkplätze durch nachhaltige Mobilitätsangebote ersetzen und umweltschonendes Verhalten belohnen.” Infrastruktur und zeitgemäße Mobilitätsangebote kosten Geld. Ulrich Andres argumentierte, über eine Parkraumbewirtschaftung unerwünschte Mobilität kostspieliger zu machen und erwünschte Mobilität über Benefits zu fördern: so können Destinationen zusätzliche Einnahmen generieren und Besucher über ökonomische Anreize zu alternativen Anreiseformen motivieren. Der Knackpunkt: Kommunikation. Über die richtige Ansprache und Informationen in der Vermarktung müssen Gäste schon bei der Urlaubsentscheidung ins Boot geholt werden.
Weiterführende Informationen: www.wanderdoerfer.at.