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Attraktive Ortsstrukturen und ihre Konsequenzen

DI Johannes Fechner, Bau- und Energieexperte, 17&4 Organisationsberatung.

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Fechner

Es werden kaum mehr Einfamilienhäuser gebaut, da der lange unterschätzte Bodenschutz jetzt sehr restriktiv gehandhabt wird. Kreative Architekten haben attraktive verdichtete, energiesparende Bauweisen geschaffen, die sich im ländlichen Bereich durchgesetzt haben. Damit – aber auch weil wir uns heute ganz anders fortbewegen und transportieren – ist es gelungen, wieder attraktive Ortsstrukturen zu schaffen. Zusätzlich zu den großen Städten sind damit neue urbane Zentren entstanden.

Selbstverständlich bilanzieren die meisten Gebäude, auch viele sanierte, heute in punkto Energie schwarze Zahlen, der früher als „Passivhaus“ bezeichnete Standard hat da gute Vorarbeit geleistet, „unsichtbare“ PV Technologie ist auf vielen Außenflächen zur Selbstverständlichkeit geworden. Die früher als „Smart Readiness“ bezeichnete Fähigkeit von Gebäuden, Energie dann zu beziehen, wenn Wind und Sonne viel Strom liefern und Energie in verschiedensten Formen zu speichern ist heute eine wertbestimmende Qualität.

Die Herausforderungen

  • Die Mobilitätsfrage ist direkt mit der Ortsentwicklung verbunden. Wo die ressourcenintensive Einfamilienhausbauweise vorherrschte, war ein Leben ohne eigene Autos meist undenkbar. Die auto-orientierte Verkehrsinfrastruktur führte aber dazu, dass viele Orte und kleinere Städte verödeten, weil Entfernungen kaum eine Rolle spielten.
  • Ein guter Gebäudestandard musste, insbesondere auch durch Sanierung, für alle Bevölkerungsgruppen leistbar werden.
  • Die Klimawandelanpassung forderte alle. Die vorausgesagten Kippeffekte des Klimas (Auftauen der Permafrostböden etc.) sind in voller Stärke eingetreten und haben zu früher nicht gekannten Wetterextremen geführt. Sie mussten auch in den Bauweisen viel stärker berücksichtigt werden (Sturm, Niederschlag, Hitze).

Wandel im Bewusstsein der Bevölkerung

Die Herausforderungen konnten gemeistert werden, weil das Pendel nach dem schwierigen „postfaktischen“ Zeitalter wieder auf die andere Seite ausschlug. Die „Leugner“ und „Verhinderer“ eines wirksamen Klimaschutzes, ganz zu Beginn des Jahrtausends, wurden von der nächsten Generation an den Pranger gestellt. Mit diesem neuen Bewusstsein konnten viele nachhaltige Konzepte, die es damals bereits gab, breit umgesetzt werden.

Sanieren wurde viel billiger

Bauen im Jahr 2050 ist stärker automatisiert. Der Neubau ist dadurch etwas billiger geworden, die weiterhin arbeitsintensive Sanierung wurde viel billiger und damit attraktiv, weil Arbeitskraft von allen Steuern und Abgaben befreit wurde. Die Finanzierung von Staat und Gesundheitssystem erfolgt vor allem über Besteuerung von Finanztransaktionen, Ressourcenverbrauch und „Automatisierungsgewinne“.

Ab 2020 gab es eine klare Klimastrategie, die der Wirtschaft eine langfristige Planung ermöglichte. Die Änderung der Besteuerung bewirkte einen enormen Druck, Innovationen zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen umzusetzen.

Investment in Nachhaltigkeit

Das früher als „Contracting“ bezeichnete Modell wurde weiterentwickelt und umfassende, konsumentenfreundliche „Energiedienstleistungen“ sind heute eine Selbstverständlichkeit. „Crowdfunding“ ermöglicht heute vielen Projekte der Nachhaltigen Entwicklung und hat das breite Verständnis und das Interesse ungemein gestärkt.

International haben sich die Anleger immer mehr aus dem fossilen Bereich zurückgezogen (Divestment) und die Kriterien des green financing sind heute fast in allen Anlageformen verankert.

DI Johannes Fechner ist geschäftsführender Gesellschafter 17&4 Organisationsberatung GmbH, Lehrbeauftragter BOKU, TU Wien, Donau Universität und engagiert bei klimaaktiv. Die Klimaschutzinitiative  klimaaktiv hatte bereits in den 2010-er Jahren Netzwerke der „Ermöglicher“ geschaffen und mit Standards frühzeitig gezeigt, wie z.B. innovative Gebäudekonzepte breiter realisiert werden können. Damit konnte und kann Österreich auch international beispielgebend wirken. .  www.klimaaktiv.at, www.17und4.at.

Fechner über seinen Beitrag: Grundsätzlich nehme ich an, dass das Hochrechnen von derzeitigen Entwicklungen und bekannten Szenarien auf die nächsten 31 Jahre zu Ergebnissen führt, die so sicher nicht eintreffen werden. In derartigen Zeiträumen sind gröbere Brüche recht wahrscheinlich, auch wenn die niemand voraussehen kann. Für den Bereich Bauen & Wohnen phantasiere ich daher etwas.

Weitere Statements "Österreich 2050".