Christian Chytil, Geschäftsführer, Christina Teubl, Betriebsleiterin
Mehrwegbecher sind ein wesentlicher Baustein um den Abfall und Ressourcenverbrauch von Events zu minimieren. CUP SOLUTIONS bietet ein flächendeckendes Miet- und Spülsystem in Österreich. Die speziell entwickelte Spülmaschinen-Technik ermöglicht den nahezu vollständigen Verzicht auf Klarspül-Chemie.
Was war der Auslöser dafür, ein Miet- und Spülsystem aufzubauen?
Mitte der 2000er-Jahre fand man in der Wiener Veranstaltungsszene, vor allem bei Großveranstaltungen, ausschließlich Einwegprodukte und -becher vor. Nach einer grandiosen Veranstaltung blieben unzählige Einwegprodukte, überwiegend Plastikbecher in Hülle und Fülle, übrig. Diesen Müllbergen wollten wir den Kampf ansagen. Mehrwegprodukte wurden damals zwar angeboten, allerdings nicht die dringend benötigten Zusatzleistungen wie Spülservice, Logistik und Vor-Ort-Lösungen. Und so begann die nachhaltige Reise von CUP SOLUTIONS.
Wann war das?
Gemeinsam mit der Stadt Wien statteten wir 2005 Europas größte AIDS Charity Veranstaltung, den 13. Life Ball, erstmalig mit Mehrwegbechern aus. Ein Meilenstein in der Geschichte von CUP SOLUTIONS da sich bis dato kein Event dieser Größenordnung an die Herausforderung, komplett auf Mehrwegbecher umzusteigen, heran wagte und es daher auch noch keine Erfahrungswerte in diesem Bereich gab. Man könnte sagen es war die Geburtsstunde von CUP SOLUTIONS.
Welches Ziel hatten Sie zu Beginn Ihrer Aktivitäten und wie hat es sich in der Zwischenzeit verändert?
Ziel war es, parallel zum Verkauf von Mehrwegprodukten, Dienstleistungen rundherum mit anzubieten – ein praktikables Mietsystem, ein umweltschonendes Spülservice, die logistische Planung bis hin zum Full-Service vor Ort. Zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Gastronomen, der Besucher, der Behörden sowie der Umwelt. Von Anfang an spielte für uns das Potential die Veranstaltungsbranche maßgeblich umweltbewusster zu gestalten eine große Rolle.
Und bis heute sind wir unserem Vorhaben, die Welt ein klein wenig besser zu machen, treu geblieben. Die Überzeugung für ökologisch sinnvolle Systeme und das Ziel, diese so simpel und effizient wie möglich für den Kunden zu gestalten, treiben uns an. Die speziell entwickelte Spül-Technik, welche den nahezu vollständigen Verzicht auf Klarspül-Chemie ermöglicht, die Photovoltaikanlage am Standort, die Wärmerückgewinnung zur Beheizung der Maschinen, die prozess- und umweltorientierte Logistik bis hin zum 100 Prozent Recycling der ausgemusterten Becher in Baustoffe und Kinderspielzeug, zeichnen uns aus. 2018 erhielten wir dafür erneut die Auszeichnung des Österreichischen Umweltzeichens für unser Mietsystem.
Was bedeutet Erfolg für Sie?
„Erfolg ist nichts endgültiges, Misserfolg nichts Fatales: was zählt, ist der Mut weiterzumachen.“ - Winston Churchill
Wir haben uns auf unbekanntes Terrain gewagt, viel investiert und können nun stolz zurückblicken, die österreichische Veranstaltungslandschaft aktiv mitgestaltet zu haben. Eventbesucher verstehen und nutzen das Pfandsystem, auch immer mehr kleinere Veranstalter, die gesetzlich gar nicht verpflichtet wären, in Mehrweggebinden auszuschenken, greifen auf unser System zurück. Und der Wunsch der Konsumenten nach nachhaltigen und ökologischen Alternativen wächst stetig weiter. Und das erfüllt uns mit Freude, denn nur gemeinsam können wir große Wellen schlagen.
Was waren die größten Hindernisse am Weg? Wie haben Sie sie bewältigt?
Die Einwegindustrie, liebevoll Einwegmafia genannt, war natürlich ein harter Gegner. Gebrandete Einwegbecher wurden Veranstaltern förmlich hinterhergeschmissen. Hier die Veranstalter zu bewegen, die Umstellung und den damit verbundenen Kommunikationsaufwand in Kauf zu nehmen, um ein Vorbild in punkto Nachhaltigkeit zu sein, war keine leichte Aufgabe.
Eine weitere Herausforderung stellte das bei Großveranstaltungen benötigte Pfandsystem dar. In dieser Form ein für den Österreicher ganz neues System, dass sich erstmals etablieren musste. Und den Mut zur Veränderung beizubehalten waren die Herausforderungen.
Was war Ihr größter Misserfolg? Was haben Sie daraus gelernt?
Als bei einer Award-Veranstaltung einer unserer Kunden für seine ökologischen Umsetzung auf der Bühne ausgezeichnet wurde und dabei eröffnete, dass er sich weiterentwickeln möchte, und kompostierbare Einwegbechern verwenden möchte. Unser Learning war, dass es noch sehr viel mehr Aufklärungsarbeit in punkto Nachhaltigkeit bedarf und wo Green Acting wirklich anfängt und Green Washing aufhört.
Was waren die wichtigsten Argumente um Kunden zu überzeugen?
- Ökologisch sinnvolles Handeln und einen Beitrag zu leisten.
- Sauberere Veranstaltungsgelände durch Vermeidung der Einwegbecher-Müllberge.
- Nutzung des Mehrwegbechers als Werbeträger durch ständigen Sichtkontakt der Besucher – vor allem für das Marketing/Sponsoring von hohem Interesse.
- Die bessere Haptik des Mehrwegbechers gegenüber dem Einwegbecher für die Konsumenten.
Wie hat sich die Nachfrage entwickelt?
Unsere Mehrwegbecher sind mittlerweile ein fixer Bestandteil der österreichischen Veranstaltungsszene und die Pfandsysteme bei Großveranstaltungen gar nicht mehr weg zu denken. Vor allem die steigende Nachfrage für kleinere Veranstaltungen oder Vereine beobachten wir mit Freude.
Was wirkt sich positiv auf die Nachfrage aus, was negativ?
Positiv wirkt sich aus, dass die KonsumentInnen reflektierter werden. Reflektierter auf ihre Handlungen und die langfristigen Auswirkungen jedes einzelnen. Die Nachfrage nach regionalen, saisonalen Produkten steigt und damit einhergehend auch die Sensibilisierung auf Themen wie Recycling, Ressourcenschonung und Müllvermeidung. Unser Sortiment bietet hier in verschiedensten Bereichen, auch für den Privatkunden, Möglichkeiten der Umwelt etwas Gutes zu tun.
Negativ ist, dass halbherzige Nachahmer am Markt durch unprofessionelle Reinigung bzw. Dienstleistungen ein falsches bzw. schlechtes Bild für Mehrwegsysteme verursachen. Der Markt ist sensibel, vor allem da wir uns nach wie vor in einer profit-orientierten Gesellschaft befinden, und der auf den ersten Blick aufwändigere Mehrwegbecher über die Serviceleistungen auf höchstem Niveau, brillieren muss. Der Umstieg zu Einwegbechern ist einfach.
Was sind Ihre nächsten Ziele?
Wir arbeiten gerade mit Hochdruck an der Einführung und Umsetzung eines einfachen, flächendeckenden und innovativen Coffee to go Mehrwegsystems für Wien. Mitte Jänner starten wir das myCoffeeCup System mit einem Piloten in der Wiener Innenstadt und werden das Gebiet dann sukzessive auf ganz Wien und in weiterer Folge ganz Österreich ausdehnen.
Welche Sustainable Development Goals (SDGs) sind für Ihren Bereich besonders wichtig? Wo tragen Sie ganz besonders bei?
Das Sustainable Development Goal 6 – Sauberes Wasser und Sanitärversorgung – spielt in unserer Firma eine große Rolle. Seit Anschaffung unserer ersten Waschstraße arbeiten wir stetig an Verbesserungen, entwickeln mit unseren Produzenten die Waschstraßen weiter um diese zu ökologisch wie möglich zu betreiben. So sind wir nun auch stolzer Träger des Österreichischen Umweltzeichens, da unsere Spültechnik weit weniger Wasser benötigt als herkömmliche Verfahren und wir durch eine spezielle Technik auch nahezu gänzlich auf Klarspülchemie verzichten können. Wasser erachten wir als eines der wertvollsten Güter unseres Planeten und so sollte mit dieser Ressource auch umgegangen werden. Wir unterstützen auch Projekte wie z.B. von GLOBAL 2000 zum Aufbau von Trinkwasserstrukturen in Regionen Europas wo es nötig ist.
Weiters ist für uns Ziel Nr. 7 – Bezahlbare und saubere Energie – ein wichtiger Punkt. Deswegen betreiben wir unsere Maschinen mit der aus der hauseigenen Photovoltaikanlage sowie durch Wärmerückgewinnung gewonnen Energie. Weiters planen wir gerade den Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umzustellen um einen weiteren Beitrag im Kampf für die Umwelt zu leisten.
SDG 12 – Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster – ist ein Ziel das wir nicht nur mit unserem Kerngeschäft, der Vermietung von Mehrwegprodukten, sondern auch mit unserem neuen Projekt dem myCoffeeCup System, einem nachhaltigen, einfachen und innovativem Coffee-to-go Mehrwegsystem für Wien verfolgen. Unsere aus sortenreinem PP-Plastik (Polypropylen) bestehenden Mehrwegbecher werden am Ende ihres Lebenszyklus zu 100 Prozent in Baustoffe und Kinderspielzeug recycelt. Mit der Einführung des myCoffeeCup Systems werden wir weiters gemeinsam mit der Stadt Wien viel Aufklärungsarbeit rund um die Einweg-/ Mehrwegbecherthematik leisten, um die benötigte Sensibilisierung in der Bevölkerung zu erwirken. Alleine in Wien, wenn 20 Prozent der geschätzten 84 Millionen Einwegbecher pro Jahr gegen Mehrwegbecher getauscht würden, könnten bis zu 1.302 Tonnen CO2 Äquivalent eingespart werden.
Eckdaten zum Unternehmen:
CUP SOLUTIONS Mehrweg GmbH, Wien
Gegründet: April 2006
Branche: Gastronomie
MitarbeiterInnen: ganzjährig 20 MitarbeiterInnen
Website: www.cupsolutions.at