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CO2 -Kompensation für KMUs

„The heat is on“ lautet der Titel des jüngsten UN Klimaberichts vom September 2019. Denn der weltweite CO2-Ausstoß steigt weiter an, obwohl dessen Reduktion eines der dringendsten Gebote unserer Zeit ist. Die Reduktion von CO2 ist die wichtigste Strategie, der verbleibende Rest wird kompensiert werden müssen. Welche Möglichkeiten haben KMUs in der DACH-Region?

Wald, Foto: Hans Reiners; istockphoto.com/Enis Aksoy
Foto: Hans Reiners; istockphoto.com/Enis Aksoy

Eine globale Aufforstung könnte zwei Drittel aller CO2-Emissionen schlucken und damit der sinnvollste Beitrag zum Klimaschutz sein – das hat die ETH Zürich kürzlich berechnet. Eine große Rolle spielt auch der Aufbau von Humus – denn sehr viel CO2 kann im fruchtbaren Boden gespeichert werden. Und natürlich sind die Reduktion des Energieverbrauchs und der Umstieg auf erneuerbare Energien unter den wichtigsten Maßnahmen. Viele Kompensationsprojekte konzentrieren sich auf diese Bereiche.

Große Unternehmen haben die notwendigen Ressourcen und Kompetenzen um eigene Kompensationsprojekte ins Leben zu rufen. Aber wie können engagierte KMU nicht vermeidbares CO2 kompensieren? Ein Überblick über Partner, Projekte und Transparenz.

CO2-Kompensation

Anbieter

Wo wird investiert?

In was wird investiert?

Wie transparent sind die Angebote?

Climate Austria (Österreich)

Österreich & international

Klimaschutzprojekte laut Standards inkl. CO2-Berechnungen

Informationen zu Kompensation + Projektpartner bzw. zertifizierte Projekte

Klima-neutralitäts-bündnis 2025 (Österreich)

Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika

Biogas, Biomasse, effiziente Kocher, Energieeffizienz, Landnutzung und Wald, Solar, Wasser, Wasserkraft inkl. CO2-Berechnungen

Informationen zum 5-Schritte Programm für CO2-Reduktion + zertifizierte Projekte

Climate Partner GmbH (Österreich)

Afrika, Asien, Südamerika

Trinkwasser, Energieversorgung, sauberes Kochen

Informationen + zertifizierte Projekte, die den SDGs zugeordnet sind

ReGreen GmbH (Österreich)

Asien, Südamerika

Baumpflanzung, Wasseraufbereitung, Windenergie

Informationen + zertifizierte Projekte

BOKU CO2 Kompensations-system (Österreich)

Afrika, Asien

Trinkwasser, Aufforstung, Agroforstwirtschaft, Waldschutz, effiziente Kochöfen, Kompostierung

Informationen, Berechnungs- und Spendenprojekt für Klimaschutzprojekte

myclimate (Schweiz + Österreich)

weltweit

Abfallmanagement, Kompost, Biogas, Biomasse, effiziente Kocher, Energieeffizienz, Landnutzung, Wald, Solar, Wasser, Wasserkraft, Wind

Informationen + zertifizierte Projekte

Stiftung KMU Clima (Schweiz)

Uruguay

Aufforstungsprojekt inkl. CO2-Berechnungen

Informationen zum Projekt (transparent, aber nicht zertifiziert)

Atmosfair (Deutschland)

Afrika, Asien, Osteuropa, Südamerika

Energieeffizienz, Windkraft, Wasserkraft, Biogas, Biomasse, Solarenergie, Umweltbildung

Informationen + zertifizierte Projekte (90% CDM Gold Standard)

Kompensation durch den Kauf von Produkten (ausgewählte Beispiele)

Anbieter

Wo wird investiert?

In was wird investiert?

Wie transparent sind die Angebote?

Druckerei Janetschek (Österreich)

Waldviertel

Humusaufbau

Informationen über das Projekt (transparent, aber nicht zertifiziert)

Ecosia (Deutschland)

Afrika, Südamerika

Aufforstungsprojekte inkl. CO2-Berechnungen)

Informationen + zertifizierte Projekte

Climate Austria ist ein Produkt der Kommunalkredit Public Consulting (KPC) und wird vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) unterstützt. Unterstützt werden qualitativ hochwertige österreichische und internationale Klimaschutzprojekte, die nach strengen Standards ausgewählt werden. Dabei handelt es sich ausschließlich um Projekte, die zur Vermeidung von Emissionen beitragen und zusätzlich weitere positive ökologische und sozioökonomische Nebeneffekte aufweisen. Darüber hinaus wird durch Dokumentation und Entwertung sichergestellt, dass gelieferte Emissionsreduktionen ausschließlich einmal für den vereinbarten Zweck der CO2-Kompensation verwendet werden.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Klimaneutralitätsbündnis 2025, das Unternehmen ein 5-Schritte-Programm bietet, um ihre CO2-Bilanz zu messen, zu reduzieren, zu kompensieren, zu zertifizieren und abschließend ihren Beitrag zu kommunizieren. Mit Projekten in den Bereichen Biogas, Biomasse, effiziente Kocher, Energieeffizienz, Landnutzung und Wald, Solar, Wasser (Reinigung & Sparen) und Wasserkraft werden auch mehrere der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) unterstützt, womit weltweit messbarer Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung vorangetrieben werden.

Das Ziel von Climate Partner Deutschland, mit Niederlassung in Österreich, ist es, Klimaschutz mit Wirksamkeit, Transparenz und Glaubwürdigkeit in Unternehmen zu verankern. Das angebotene Programm ist modular aufgebaut und reicht von CO2-Bilanzen für Produkte oder Unternehmen bis hin zu langfristigen Klimaschutzstrategien, auch IT-Lösungen und Ökostromangebote sind im Portfolio. Das Unternehmen ist Partner der Allianz für Entwicklung und Klima, einer Initiative des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Aktuell werden ca. 30 Projekte in Asien, Südamerika und Afrika unterstützt.

2015 als Schulprojekt zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks initiiert, ist ReGreen Partner für komplexe Carbon Footprint Berechnungen, Reduktion von Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und Carbon Offsetting. ReGreen zertifiziert Unternehmen als CO2- oder klimaneutral, indem die CO2-Intensität des gesamten Unternehmens, einzelner Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen nach dem international gültigen GHG-Protocol (Greenhous Gas Protocol) berechnet wird. Anschließend gibt es die Möglichkeit der Emissionskompensation (Carbon Offsetting), um die Zertifizierung als CO2- oder klimaneutral zu erhalten sowie umfangreiche Beratung zur Vermeidung und Reduktion der Emissionen. Alle Klimaschutzprojekte sind von weltweit anerkannten und unabhängigen Standards – wie der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) oder dem Gold Standard – zertifiziert.

Als weltweit erste Universität entwickelt die BOKU (Universität für Bodenkultur) seit 2016 eigene Klimaschutzprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Die aktuellen Projekte speichern gemeinsam 40.000 Tonnen CO2. Die Projekte sind auf Land- und Forstwirtschaft ausgerichtet, zusätzlich gibt es mit WADI ein österreichisches Produkt zur Trinkwasseraufbereitung. Die CO2-Berechnung erfolgt in Anlehnung an anerkannte UNO-Standards (CDM, VCM).

Die internationale Initiative myclimate aus der Schweiz gehört weltweit zu den Qualitätsführern von freiwilligen CO2-Kompensationsmaßnahmen. myclimate wendet bei der Auswahl und Gestaltung der eigenen Klimaschutzprojekte unabhängige Qualitätsstandards (CDM, Gold Standard und Plan Vivo) an. Emissionen werden reduziert, indem fossile Energiequellen durch erneuerbare Energien ersetzt, lokale Aufforstungsmaßnahmen mit Kleinbauern umgesetzt und energieeffiziente Technologien implementiert werden. Angebote reichen von einfachen Carbon Footprints auf Unternehmensebene über ausführliche Ökobilanzierungen von Produkten bis zu ganzheitlichem Performance Management. Zum Kundenkreis zählen Unternehmen aller Größen, öffentliche Verwaltung, Non-Profit Organisationen, Veranstalter und Privatpersonen. Über die Partnerorganisation Klimaneutralitätsbündnis 2025 ist myclimate in Österreich vertreten.

Die schweizerische Stiftung KMU Clima unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei der Reduktion der Treibhausgas-Emissionen. Auf stiftungseigenem Grund betreibt sie in Uruguay die Aufforstung von brachliegenden Flächen und weiteren bewirtschafteten Ländereien mit einem Schwergewicht auf einheimischen Baumsorten und Fokus auf Biodiversität. In engem Kontakt mit lokalen Akteuren wird die fachgerechte Bepflanzung und Pflege sichergestellt.

atmosfair ist eine Klimaschutzorganisation mit dem Schwerpunkt Reise, die u.a. mit der Kompensation von Treibhausgasen durch erneuerbare Energien arbeitet und mit der Reiseindustrie weltweit kooperiert. Bewusstseinsbildung und Technologietransfer sind wesentliche Komponenten, bis eine technische Lösung wie problemfreie Biotreibstoffe oder das Null-Emissions-Flugzeug entwickelt sind. Flugpassagiere zahlen freiwillig einen von den Emissionen abhängigen Klimaschutzbeitrag, der für den Ausbau erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern verwendet wird. Damit wird CO₂ eingespart, gleichzeitig profitieren die Menschen vor Ort über Zugang zu sauberer und dauerhaft verfügbarer Energie, und erhalten damit auch Bildung und Chancengleichheit.

Seit 2009 erstellt die Druckerei Janetschek auf Wunsch CO2-Bilanzen für Druck-produkte, bei denen alle unvermeidbaren CO2-Emissionen berücksichtigt werden. Berechnet wird mittels CO2-Rechner des Verbandes Druck- und Medientechnik. Seit Sommer 2014 kann das CO2 in Zusammenarbeit mit der Ökoregion Kaindorf durch Humusaufbau in regionalen Ackerflächen gebunden werden, wodurch der Boden auch wieder zum optimalen Wasserspeicher wird. Die Kunden erhalten Humuszertifikate. Ein positiver Zusatzeffekt ist die gezielte Ökologisierung der Landwirtschaft durch Schulungen der Bauern und verbesserte Böden weitgehend ohne chemische Düngemittel.

Ecosia ist eine deutsche Suchmaschine, die ihr Geld durch Klicks auf Werbeanzeigen verdient, die über und neben den Suchergebnissen erscheinen und deutlich als solche gekennzeichnet sind. Mindestens 80 Prozent der monatlichen Gewinne aus Werbeeinnahmen sowie einem Online-Shop leitet Ecosia an Aufforstungsprojekte weiter. Indem man Bäume pflanzt und erneuerbare Energie einsetzt, wird der Luft mit jeder Ecosia Suchanfrage 1 kg CO2 entzogen, was Ecosia zu einer Suchmaschine mit negativer CO2-Bilanz macht. Wäre Ecosia genauso erfolgreich wie Google, würde es 15 Prozent der gesamten globalen CO2 Emissionen absorbieren. Die Finanzgebarung ist auf der Webpage abrufbar.

Ursula Oberhollenzer

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