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"Storytelling ist gerade in der Klimakommunikation eine wichtige Kompetenz."

Gebhard Ottacher, Climate Lab.
Er ist das Herzstück und die Stimme des ClimateLabs. Erleichtert die Zusammenarbeit von Unternehmen, Behörden, Start-ups und anderen. Seit Oktober 2022 konnten 14 Projekte umgesetzt werden.
Foto: Luiza Puiu

Das Herzstück und die Stimme des Labs ist Gebhard Ottacher. Aus vollster Überzeugung, dass es keinen Planeten B gibt und wir jetzt alle handeln müssen. Das Lab erleichtert die Zusammenarbeit zwischen führenden Unternehmen und relevanten öffentlichen Behörden in Österreich, erstellt Programme für Start-ups und Scale-ups in ganz Europa und bietet einen inspirierenden Raum zum Arbeiten, Denken, Treffen und Vernetzen. Seit Gründung im Oktober 2022 konnten bereits 14 Projekte gemeinsam mit Partnern des Climate Labs umgesetzt werden wie z.B. die österreichische Matratzen Allianz für zirkuläre Matratzen und der Pilotbetrieb einer Mobilfunkanlage mit grünem Wasserstoff am Donauinselfest 2024. Eine Erweiterung des Climate Labs ab 2026 ist in Vorbereitung.

BUSINESSART hat nachgefragt: Was war der Auslöser dafür, dass Sie das Climate Lab aufbauen wollten?

Mit knapp 50 gehöre ich einer Generation an, die massiv vom Verbrennen fossiler Brennstoffe profitiert hat. In meiner Lebenszeit erfolgten ganze 70 Prozent der globalen Gesamtemissionen.  Deshalb habe ich mich entschieden, meine zweite Berufshälfte dem Umgang mit der Klimakrise zu widmen - in meinem Kontext und mit meinen Mitteln. Das Climate Lab befand sich in Gründung als ich im September 2022 dazu stieß und seitdem baue ich das Team, das Programm und die Marke auf.

Was hat Sie auf diesem Weg ermutigt?

Von 2012 bis 2021 habe ich beim Aufbau von Teach For Austria mitgewirkt und war dort auch sechs Jahre lang Geschäftsführer. Durch meinen Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit im Pflichtschulbereich habe ich erlebt, dass Innovation selbst in den veränderungsresistentesten, verfahrensten und politisiertesten Bereichen der Gesellschaft möglich ist.  Zudem sehe ich seit dem Pariser Klimagipfel 2015, bei dem die Weltgemeinschaft sich erstmalig auf ein gemeinsames Klimaziel  - das 1,5 Grad Ziel - geeinigt hat, eine zunehmende Veränderungsdynamik bei den Unternehmen, die mich hoffnungsvoll stimmt.

Was war das größte Hindernis?

Jede Organisation muss auf dem Weg zur Klimaneutralität etliche Prozesse, Produkte und Services verändern. Dafür müssen jedes Mal Beharrungskräfte überwunden werden. Das Climate Lab begleitet seine Partner dabei. Wie bei jedem Startup waren auch beim Climate Lab die ersten Jahre besonders herausfordernd. In den letzten 24 Monaten ist es uns gelungen, die Marke Climate Lab zu etablieren, ein schlagkräftiges Team aufzubauen und eine wachsende Gruppe von Unternehmens- und öffentlichen Partnern für das Ziel des Climate Labs zu gewinnen: rasch und gemeinsam die österreichischen Emissionen zu reduzieren und dadurch 2040 zu ermöglichen.

Welche Kompetenzen/Skills waren für Ihren Erfolg besonders wichtig?

Während der Gründungsjahre von Teach For Austria habe ich gelernt, in unsicheren Umfeldern (wie das bei Startups nun mal so ist) handlungsfähig zu bleiben, ich glaube man nennt das Ambiguitätstoleranz. In meiner Zeit in den USA, ich habe dort einen Master gemacht, habe ich mir angeeignet, in Geschichten zu kommunizieren. „Storytelling“ ist gerade auch in der Klimakommunikation, wo Zahlen, Daten und Fakten oft nicht durchdringen, eine wichtige Kompetenz. Mit Leidenschaft und Begeisterung an die Sache heranzugehen und das, was ich tue mehr als „Aufgabe“ denn als „Job“ zu sehen hilft mir, auch andere zu begeistern.

Wie kann der Klimaschutz ein so greifbares Thema werden, dass alle Menschen dahinter stehen und mitmachen?

Mittlerweile geht es nicht mehr um „Klimaschutz“, sondern bereits um „Klimareparatur“. Wir

haben es verabsäumt, das Klima rechtzeitig zu schützen. Bis 2050 muss es uns jetzt gelingen, die Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig einen Teil der Treibhausgase wieder aus der Atmosphäre zu entnehmen. Andernfalls steigt die Anzahl von Extremwettereignissen zu stark an und die Folgen davon wären kaum noch zu managen. Um eine Mehrheit in der Bevölkerung (und in den Betrieben)  für die notwendigen Veränderungen zu gewinnen, braucht es Menschen in der Politik (und in der Wirtschaft), die den Wählerinnen (und MitarbeiterInnen) reinen Wein einschenken und gleichzeitig in der Lage sind, eine attraktive Zukunftsvision darzustellen. Es braucht also allerorten mehr „Leadership“.  

Wie lautet der Leitsatz Ihres Lebens?

Ich hab zwei: „Ja, das geht“. Und „Mehr geben als nehmen“.  

Climate Lab (als Teil der Impact Hub Vienna GmbH), Wien

Branche: Sozialunternehmen

Mitarbeiter*innen: 15

Website: climatelab.at