Die sozioökonomische Transformation

Die beiden Autor*innen sind davon überzeugt, dass unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem gerade vom Industriezeitalter über das Informations- in ein Wissenszeitalter übergeht, dass sich die Rahmenbedingungen dabei dramatischer als in den letzten 100 Jahren verändern werden und dass wir diesen Übergang unmöglich allein mit traditionellen Instrumenten der Unternehmensführung bewältigen werden können. Manche davon werden sogar hinderlich sein, wie sie in diesem Buch aufzeigen. Dieser Entwicklungssprung drängt sich immer sichtbarer auf. Alte Normalitäten, Werkzeuge und Verhaltensweisen erzielen nicht mehr die gewohnten Effekte. Wir stehen am Rande einer neuen Ära, einer nächsten Welle.

Kossik und Hitschmann zeigen Symtome in Organisationen auf wie explodierende Kommunikationskosten, Frustration, Bürokratie, Ausbrennen oder Angst. Sie sehen dies als „Systemkrise“, in der es niemand weiterbringt, Lösungen
für die sichtbaren Einzelprobleme zu suchen. Das bringe weder den gewünschten Erfolg, noch mache es Sinn.

Vor uns liegen sogenannte „Wicked Problems“, soziale, kulturelle oder organisationale Probleme, die in ihrer Art neu und einzigartig sind (Churchman 1967). Derartige Problemstellungen folgen keinem linearen Ursache-Wirkungs-Mechanismus. Sie entstehen vielmehr dann, wenn eine Gesellschaft oder eine Organisation vollkommen widersprüchliche, sich ständig verändernde und teilweise noch nicht einmal eindeutig formulierten Anforderungen stellt. Derartige Probleme zeichnen sich vor allem dadurch
aus, dass viele unterschiedliche Personen und Interessensgruppen mit ihren jeweils eigenen Meinungen involviert sind. Wicked Problems sind aber auch deshalb so herausfordernd, weil sie große wirtschaftliche Auswirkungen haben.

Bekannte und in der Vergangenheit erfolgreiche Bewältigungsstrategien greifen für Wicked Problems nicht. Lösungen, die heute passen, sind für die zukünftige Entwicklung des Unternehmens womöglich völlig ungeeignet,was in einem Markt funktioniert, ist für einen anderen total unbrauchbar. Daher müssen für derartige Themen völlig neuartige Denkansätze gefunden werden. Hier ist demnach ein „Über-den-Tellerrand-Hinausschauen“, oder um es mit oft bemühten englischen Worten auszudrücken, ein „Out-of-the-box-Denken“ erforderlich. Wenn die Probleme nicht sofort konsequent angeht, dann verschwinden sie nicht von allein, sondern sie werden tendenziell immer schlimmer.

Für die beiden Autor*innen liegt der Schlüssel für eine gute Zukunft in der 6. Welle der Kondratjew-Zyklen, die erstmalig nicht mehr auf einer technologischen Innovation aufbaut, sondern
den Menschen in seiner psychologischen Entwicklung und in seinem sozialen Umgang ins Zentrum stellt. Und damit Communities, Empathie, emotionale Intelligenz, Angstfreiheit, Vertrauen, Kooperation und Sinn.

Manager*innen finden zukunftstaugliche Führungs- und Managementkonzepte, soziale Fähigkeiten und Kompetenzen, die ein menschenzentriertes Arbeits- und Führungsverständnis ermöglichen und konkrete Werkzeuge.

Anja Kossik, Karl Hitschmann: Die sozioökonomische Transformation. Wie Wellenreiter aus der Wirtschaftskrise führen. Springer Verlag. 2021.  ISBN: 978-3-662-62950-5.