zum Inhalt springen

Nur weil andere es machen, muss es nicht gut sein.

Angela Köppl, WIFO - Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Pionierin, die das Thema Umweltschutz in die Wirtschaftsforschung eingebracht und konsequent ausgebaut hat.
Foto: Alexander Müller

Sie hat bereits Anfang der 1990er-Jahre den Forschungsschwerpunkt Umwelt und Umweltökonomie im WIFO mitaufgebaut und etabliert, und später um die Bereiche Klimawandel, Energie und Umwelttechnologien ergänzt. Dass es einen Wandel unseres Wirtschaftssystems braucht, hat auch sie über viele Jahre wissenschaftlich fundiert aufgezeigt – und sich dabei nie ein Blatt vor den Mund genommen. Eine Frau der klaren Worte.

BUSINESSART hat nachgefragt: Was war der Auslöser dafür, das Thema Nachhaltigkeit in der Wirtschaft aufzugreifen und in Ihrer Forschung dranzubleiben?

Es gibt nicht den „einen“ Auslöser. Aber die Sensibilisierung für das Thema hat sich aus mehreren Ereignissen ergeben. Sicht- und spürbare Umweltprobleme wie Tschernobyl, der saure Regen, lokale Umweltprobleme, wie Verschmutzung der Seen. Dann hatte ich das Glück, dass nach der Fertigstellung meiner Dissertation Anfang der 1990er am WIFO das Forschungsthema Umwelt als eigenständiger Forschungsbereich aufgegriffen wurde. Dranbleiben war leicht: immer neue Themen und Fragestellungen, von ursprünglich stärker auf lokale Umweltprobleme ausgerichteten Themen, sind rasch Fragen des Klimawandels und damit Fragen grundlegender notwendiger Veränderungen dazu gekommen. Technologische Innovationen als Lösungsbeitrag haben mich immer interessiert und damit hat mich die interdisziplinäre Arbeit begleitet, anfangs eine Herausforderung, aber sehr spannend.

Was waren dabei die größten Herausforderungen? Haben Sie Anfeindungen erlebt?

Interesse an umwelt-, energie- und klimapolitischen Fragestellungen unterlag und unterliegt Schwankungen. Kurzfristige Politikziele und -maßnahmen stehen langfristigen, nachhaltigkeitsorientieren Maßnahmen of entgegen. Da gibt es oft trade-off zwischen unterschiedlichen Politikzielen.

Anfeindungen habe ich keine gravierenden erfahren: freilich vereinzelt negative Reaktionen zu Themen wie Energie- und CO2-Steuern.

Viele Wissenschaftler*innen sind seit Corona enormen Anfeindungen ausgesetzt. Wie Sie damit um?

Das betrifft mich glücklicherweise persönlich nicht stark. Grundsätzlich versuche ich auf Basis von Daten, eigenen empirischen Untersuchungen und wissenschaftlicher Evidenz zu argumentieren.

Wie weit sind wir in der Veränderung des Wirtschaftssystems zu einer regenerativen Wirtschaft gekommen?

Es ist vor allem beim Einsatz von erneuerbarer Energie viel passiert und es liegen viele technologische Innovationen für unterschiedliche Bereiche vor. Diese auch rasch in die Breite zu bekommen, vor dieser Herausforderung stehen wir.

Wie kann der Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Umweltschutz ein so greifbares Thema werden, dass alle Menschen dahinterstehen und mitmachen?

Das ist eine Frage, die Soziologen und Psychologen wahrscheinlich besser beantworten können. Was ich dazu beizutragen versuche: die Herausforderungen der Transformation beständig zu thematisieren, wo möglich auch Alternativen zu bestehenden Pfadabhängigkeiten aufzeigen und Neugier auf neue Perspektiven zu lenken.

Welche Kompetenzen/Skills waren/sind für Ihren Erfolg besonders wichtig?

Neugierde und Bereitschaft neue Themen aufzugreifen, über die eigene Disziplin hinausblicken, eine gewisse „Sturheit dranzubleiben“, auch wenn zeitweise andere Themen „modern“ sind.

Wie lautet der Leitsatz Ihres Lebens?

„Nur weil andere es machen, muss es nicht gut sein“, also versuchen nicht automatisch dem Mainstream zu folgen.

WIFO - Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Wien

Branche: Forschung

Website: www.wifo.ac.at