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Energieeffizienzgesetz - Jetzt kommt Wind in die Segel

Gastkommentar von Dr. Christian Plas

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Nun wird sie also umgesetzt, die EU Energieeffizienzrichtlinie 2012/27/EU, verabschiedet  als Österreichisches Bundes-Energieeffizienzgesetz (EEffG) vom 9. Juli 2014. Die wesentlichen Zielsetzungen des Gesetzes sind die Stabilisierung des Endenergie-Verbrauchs in Österreich (2020) bei 1050 PJ/a und der Nachweis von Energieeffizienzmaßnahmen zwischen 2014 und 2020 von 310 PJ (entspricht 1,5% des österr. Endenergiebedarfs) – davon 159 PJ durch Maßnahmen, die von Energielieferanten gesetzt werden.

Soweit zur Richtlinie.

Nun, wo bleibt der Wind zum Segeln?

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich noch nie ein Gesetz erlebt, das derart rasch so konstruktive und zielorientiere Diskussionen ausgelöst hat, wie das EEffG.

Der Hebel, dass sich die Energielieferanten (!) selbst um Einsparungen bei den Kunden (!) kümmern müssen, hat augenblicklich dazu geführt, dass sie sich zum guten Teil sehr grundlegend mit den eigenen Geschäftsmodellen auseinandersetzen. Etwas, das seit Jahren im Raum steht, aber in Österreich bisher noch nicht bis zu den Kinderschuhen gekommen ist. Seit sieben Monaten herrscht eine Flut an spannend zusammen gesetzten Runden, die sehr ernsthaft an neuen Möglichkeiten arbeiten und das eigene Business weiter entwickeln.

Die Einführung eines Ausgleichsbeitrags für nicht erzielte Einsparungen ist der zweite intelligente Hebel. Er führt dazu, dass Effizienz-Maßnahmen Preise erzielen und ein Markt für Effizienzprojekte entsteht. Ganz rasch formieren sich die Flinken auf Seiten der Engineeringbüros, sowie der Industrie- und Gewerbebetriebe und entwickeln – auf Teufel komm raus – zukunftsträchtige Projekte. Die entstehende Ideen- und Informationsflut ist schier nicht zu bewältigen: Was für ein Fundus an Kreativität, Ingenieurskunst und ökonomischer Intelligenz entsteht da gerade!

Als Beispiel für neue Entwicklungen mögen die entstehenden Handelsplattformen für Energieeffizienzmaßnahmen dienen. Sie werden Umsetzer und Käufer von Projekten zusammenbringen, enorm viel Information für den Markt liefern und durch Transparenz helfen, das gesamte System effizienter zu machen.

Zum ersten Mal seit den Anfängen der Abwasser- und Abfallgesetzgebung in den 1970er- und 1980er-Jahren tritt Österreich mit einem umweltrelevanten Thema wieder als Vorreiter auf. Und das noch dazu mit einem Konzept, das auch ökonomische Instrumente nutzt. Ich sehe darin die Chance, Projekte und Technologien zu entwickeln, die weltweit Märkte finden können. Das macht sowohl ökologisch als auch makroökonomisch Sinn.

Deutschland folgt übrigens seit kurzem der österreichischen Umsetzung der Richtlinie auf nationaler Ebene. Auch das halte ich für bemerkenswert und für kein schlechtes Zeichen.

DI Dr. Christian Plas

Er ist geschäftsführender Gesellschafter der denkstatt GmbH, einem Beratungsunternehmen für Fragen der Nachhaltigen Unternehmensentwicklung mit mehreren Standorten in CEE. Markt- und Rahmenbedingungen werden in Strategie- und Implementierungsprojekten bearbeitet, sowie ausgewählte operative Aufgaben in Unternehmen übernommen. Energie ist eines der derzeit intensivsten Arbeitsgebiete. Die denkstatt-Gruppe beschäftigt ca. 90 MitarbeiterInnen in sechs Ländern.