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EY und denkstatt gehen zusammen

Ein Urgestein der Nachhaltigkeitsberatung in Österreich – die denkstatt-Gruppe – hat sich EY angeschlossen. Wohin soll die Reise gehen? Wir haben nachgefragt.

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vlnr.: Willibald Kaltenbrunner, Stefan Uher, Peter Linzner, Gunther Reimoser, Christian Plas. Foto: Pov.at

Christian Plas, du bist ein Urgestein in der nachhaltigen Unternehmensberatung in Österreich, du hast die denkstatt 1993 gegründet, bist seither Managing Partner und hast nun der Zusammenschluss mit EY. Was waren die Beweggründe dafür? 

Christian Plas: Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass ein Großteil der spannenden Projekte, die einen großen Impact erzeugen, an die "Big-4" vergeben werden. Durch den Zusammenschluss mit EY haben wir nun die Gelegenheit, auch den Kurs der großen Schiffe zu beeinflussen und damit deutlich mehr Veränderung zu erreichen. Wir bekommen einfach mehr Durchschlagskraft wenn wir in größerem Rahmen beraten und mit den richtigen Entscheidungsträger*innen reden können.

EY und EY denkstatt können nun noch besser ein vollumfängliches Servicepaket im hoch-dynamischen und komplexen Beratungsfeld der Nachhaltigkeit – von der nachhaltigen Ausrichtung von Geschäftsmodellen über technische und wissenschaftliche Expertise bis hin zu regulatorischen Themen oder auch „Green Taxes“ und darüber hinaus bieten.

Ganz im Sinne unserer Mission „we create sustainable value“ schaffen wir gemeinsam mit EY noch mehr positiven Impact und Mehrwehrt für unsere Kund*innen, unsere Mitarbeiter*innen und unseren Wirtschaftsstandort.

Was bedeutet das für eure Kund*innen?

Christian Plas: Durch die Bündelung unserer multidisziplinären Expertise und unseres globalen Netzwerks werden wir gemeinsam ein ganzheitlicher, international hervorragend positionierter Beratungspartner für unsere Kund*innen sein. Damit stärken wir unseren gemeinsamen Anspruch, der erste Ansprechpartner für ganzheitliche Nachhaltigkeitsberatung zu sein.

In dieser Konstellation können wir die Unternehmensstrukturen unserer Kund*innen eins zu eins spiegeln, sie entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette begleiten und End-2-End-Lösungen für ihre Probleme und auch spezialisiert auf ihre Branche bieten.

Wir erbringen unsere Beratungsleistung selbstverständlich so, wie es mit unseren Kunden abgestimmt wurde und sind weiterhin in gewohnter Form für diese da. Gestellte Angebote behalten ihre Gültigkeit, die primären Ansprechpersonen bleiben bestehen. Mögliche Änderungen im Projektteam ergeben sich insbesondere dann, wenn wir Synergien und Kompetenzen innerhalb des EY-Netzwerks nutzen können.   

Die Teams sind multidisziplinär und werden je nach Kundenanforderungen spezifisch zusammengesetzt – von klassischen Managementberater*innen, Steuerberater*innen und Wirtschaftsprüfer*innen über Expert*innen zu ESG-Reporting, Nachhaltigkeitsregulatorik, EHS-Management, Ökobilanzierung und Footprinting, Kreislaufwirtschaft oder auch ESG-Software bis hin zu technischen Ingenieur*innen, Data-Scientists und Architekt*innen. So können Unternehmen in allen Fragestellungen begleitet werden. Auch die Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten bleibt weiterhin Teil des Leistungsportfolios.  

Für weitere gemeinsame und zukunftsweisende Projekte stehen wir unter der neuen Marke EY denkstatt zur Verfügung. Neue Angebote und Verträge werden fortan mit EY denkstatt abgeschlossen.

Willibald Kaltenbrunner: Gerade die internationale Ausrichtung von EY ermöglicht für Kund*innen künftig eine flächendeckende Betreuung weltweit und globalen Wissenstransfer. Die denkstatt Group hat bisher schon eine starke Präsenz in Osteuropa, hier werden wir auch künftig als Brückenbauer fungieren. Mit dem Zusammenschluss haben wir nun zusätzlich direkte Anbindung an das internationale Netzwerk von EY mit 400.000 Mitarbeitenden in 150 Ländern. Das heißt für unsere Kundinnen und Kunden, dass wir eine noch breitere geografische Abdeckung bei unseren Projekten bieten, zusätzlichen Know-how-Transfer nach Österreich ermöglichen und unser Wissen in anderen wichtigen Wirtschaftsräumen einsetzen können.

Peter Linzner: Hinzu kommen Synergien in Bezug auf weltweite Megatrends, wie Künstliche Intelligenz, Blockchain und Data Science. Die Digitalisierung der Nachhaltigkeit stellt eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit da. Unser Team an Nachhaltigkeitsexpert*innen wird künftig mit dem EY-Netzwerk eng zusammenarbeiten, um progressive Lösungen zu entwickeln, die unsere Kund*innen bei ihren Herausforderungen bestmöglich unterstützen.

Wie sieht die neue Struktur konkret aus?

Christian Plas: denkstatt ist nun zu 100 Prozent Teil von EY, tritt ab sofort unter der Marke EY denkstatt auf und ist Teil der Nachhaltigkeitsberatung von EY. Als Mitglied des weltweiten EY-Netzwerks decken wir alle Disziplinen der Nachhaltigkeitsberatung ab, inklusive Trend- und Querschnittsthemen und internationalen Fragestellungen. Beide Beratungsteams (EY Climate Change and Sustainability Services & EY denkstatt) bleiben bestehen, werden aber in Zukunft eng zusammenarbeiten. Die inhaltliche Steuerung des beider Teams liegt bei bei mir von EY denkstatt. Gemeinsam bilden wir die Nachhaltigkeitsberatung von EY mit rund 120 Berater*innen. Das gesamte denkstatt Beratungsteam bleibt unter EY denkstatt bestehen und arbeitet ab sofort eng mit dem EY-Nachhaltigkeitsteam zusammen. Gemeinsam mit dem EY-Nachhaltigkeitsteam bilden wir die Nachhaltigkeitsberatung von EY als führenden und größten Anbieter für Nachhaltigkeitsberatung und Nachhaltigkeitsprüfung in Österreich mit rund 120 Spezialist*innen.

Wieso ist die Entscheidung für EY gefallen?

Christian Plas: Die gemeinsame Zukunft ist eine logische Konsequenz aus den positiven Erfahrungen der Vergangenheit und das, was die Dynamik des Marktes im Sinne der Impact-Maximierung von uns verlangt. Einerseits nimmt EY bei zahlreichen Rankings zu Reputation, Marktwahrnehmung und insbesondere im Bereich Stainability & ESG, Spitzenpositionen ein. Andererseits sind sich unsere Teams in der Vergangenheit immer wieder am Markt begegnet – damals noch als Wettbewerber. Wir haben punktuell Angebote gestellt und diese Projekte zusammen erfolgreich abgewickelt. So haben wir gemerkt, dass wir uns in der Kultur und den Werten ähneln und gemeinsam mehr erreichen können. Beides hat sich im Zuge des Zusammenschlusses mehr als bestätigt.  

Zusammen schaffen wir Mehrwert auf allen Ebenen. Geeint in unserer Vision und strategischen Ausrichtung, sowie mit unserem hohen Cultural fit, legen wir das Fundament unserer Mission: Impact und nachhaltige Werte generieren. Nachhaltige Entwicklung verlangt starke Partnerschaften. Wir von EY denkstatt geben mit diesem Schritt ein Commitment ab, das eindeutiger nicht sein könnte.

Du wirst zukünftig das gemeinsame Nachhaltigkeitsteam bei EY Österreich leiten. Wie geht es dir und deinen beiden Geschäftsführerkollegen mit dieser Veränderung?

Christian Plas: Zunächst wird sich kaum etwas für uns verändern. Wir behalten alle unsere bekannten Rollen – wir sind Partner, haben Länderverantwortung und nehmen internationale Rollen im Leadership-Team wahr – erwarten aber durch das Netzwerk und die Zugänge von EY mehr Möglichkeiten, tatsächlich Wirksamkeit iSd Nachhaltigkeit zu erzielen

Das vorherrschende Gefühl ist derzeit die Freude über das gemeinsame Projekt und auch Erleichterung, dass der Prozess abgeschlossen ist.

Wir freuen uns darauf, in der Wirtschaft  noch ernster genommen zu werden, auf die umfassenden Synergien, das Wissen in der Organisation (Wirtschaft, Recht, Strategie, Steuern,...) und auf spannende, große & internationale Projekte. Wichtig ist uns der Erhalt unserer denkstatt-Kultur. Da werden wir alle wachsam sein.

Was bedeutet der Zusammenschluss für die denkstatt- und die EY-Mitarbeiter*innen?

Christian Plas: Die Marke, die Büros, die Arbeitsinhalte, Strukturen, Arbeitsweisen und –modelle – und vor allem die Mitarbeitenden und Teams! – bleiben gemäß des denkstatt-Spirits in bestehender Form erhalten. Deshalb haben wir sie über unser Vorhaben zum frühestmöglichen Zeitpunkt informiert und sie konnten den Prozess im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten mitgestalten.

Was sich ändert, ist vor allem die große Chance, unseren Einfluss zu vergrößern und die Wirkung unsere Arbeit zu verstärken. Mitarbeitende können zukünftig deutlich umfangreichere – und somit strategisch relevantere – Projekte abwickeln. Anstatt viele kleinere Projekte, Anfragen etc. gleichzeitig abarbeiten zu müssen, können unsere Teams ihre Ressourcen in wenigeren, größeren Projekten besser aufteilen, planen und sich auf das Wesentliche konzentrieren: Beratung, die Impact bringt. Der Zusammenschluss bietet zudem neue Karrieremöglichkeiten für Mitarbeitende.

Die CSR-Spezialist*innen von EY bleiben bei EY. Sie werden gemeinsam mit den Expert*innen aus der denkstatt das EY Nachhaltigkeitsteam von EY bilden und gemeinsam an Projekten arbeiten.

Gibt es Kulturunterschiede zwischen EY und denkstatt?

Christian Plas: EY und denkstatt machen auch in Sachen Unternehmenskultur einen sehr guten fit. Beide sind sehr purpuse driven und wollen Mehrwert schaffen – für Kund*innen, Umwelt, Wirtschaft und Mitarbeitende

Sowohl bei denkstatt als auch bei EY herrscht eine “Du-Kultur”, eine “Atmosphäre der offenen Türen”, ein wertschätzender Umgang miteinander und ein hohes Bewusstsein für gesundes und zufriedenes Arbeiten.

Dazu bietet EY-Sportangebote, Betriebsärzte für unterschiedlichste Gesundheitschecks, frisches Obst und vieles weiteres - was auch bereits bei densktatt seit vielen Jahren fester Bestandteil der Unternehmenskultur ist. 

Die EY Initiative „Work Smart“ bietet flexible Arbeitsmodelle für eine optimale Work-Life-Balance wie Gleit- und Teilzeit, Bildungskarenz bzw. -teilzeit, unbezahlter Urlaub, Sabbatical und Arbeitsplatzflexibilität und bietet damit Mitarbeitenden noch mehr in Sachen Work-Life-Balance als zuvor.

Wenn ihr 2030 auf den Zusammenschluss zurückblickt – was werdet ihr dann sagen wollen?

Christian Plas: Wenn wir 2030 auf den Zusammenschluss zurückblicken, erkennen wir eine wegweisende Entscheidung, welche maßgeblich zu einer nachhaltigeren Industrie auch über die Grenzen Österreichs geführt hat. Wir sehen eine Vielzahl von Unternehmen, sowohl mittelständische als auch Großkonzerne, die ihr Carbon Accounting professionalisiert und die Erkenntnisse daraus für die Unternehmenssteuerung eingesetzt haben. Damit haben sie bereits einen klaren Weg in Richtung Dekarbonisierung eingeschlagen und diesen auch mit entsprechenden Investitionen unterlegt. Wir blicken auf eine Entscheidung zurück, die dazu beigetragen hat, dass das Thema Nachhaltigkeit von vielen Unternehmen nicht mehr als notwendiges Übel betrachtet wird, sondern als integraler Bestandteil ihres Geschäfts und jeder Unternehmensstrategie. Als EY denkstatt begleiten wir regelmäßig Entscheidungsprozesse unserer Kund*innen sowohl im strategischen (bei Technologieauswahl oder Produktanforderungen) als auch im operativen Bereich (Aufbau der Governance, Carbon Accounting, Maßnahmenplanung). Mit dem Zusammenschluss von EY und denkstatt haben wir erreicht, dass Sustainability ganz real in der Leitung der Unternehmen angekommen ist und wir somit im Rahmen der EY-Mission “Building a better working world” die ursprüngliche denkstatt-Mission “We drive the change to a sustainable economy” wirksam sein können.

Das Interview führte Roswitha Reisinger.