iss mich!
Tobias Judmaier, MSC, DI Sabine Schellander, Paul Streli
Begründung der Jury: iss mich! verkocht Lebensmittel, die aufgrund ihrer Form, Größe oder ästhetischer Mängel nicht handelstauglich sind. Der Großteil der Speisen ist vegetarisch, saisonal, regional und bio, wird im wieder verwendbaren Glas serviert und per Fahrradboten geliefert. iss mich! beschäftigt junge Frauen, die erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt haben.
Tobias Judmaier, Coach und Mediator, Sabine Schellander, Kommunikationsberaterin und Eventmanagerin, und Paul Streli, Tontechniker und DJ, eint die Lust am guten Essen und vor allem eine Vision: Lebensmittel, die durch ihre Form nicht in den Handel dürfen, sollen dennoch hochwertig verwendet werden. Judmaier ist Koch der Kochshow wastecooking, die seit Jahren auf das Thema Lebensmittelverschwendung aufmerksam macht. Bei Dreharbeiten zur Show im Marchfeld, bei der er das erste Mal mit den ungeheuren Mengen an übriggebliebenen Gemüsen konfrontiert wurde, kam ihm auch die Idee zu „iss mich!“. Wie immer, wenn eine Idee klare Konturen erhält, hilft der Zufall und bringt die richtigen Menschen zusammen. In diesem Fall waren das Sabine Schellander, die ihr Kommunikations- und Innovations- Know-how einbrachte, und Paul Streli, der mittlerweile das Lokal „Zum schwarzen Schaf“ aufgemacht hatte.
Die „iss mich!“-Partner, die EOM, die Marchfelderzeugungsgesellschaft, die Gemüse mit Mängeln zur Verfügung stellt, und das Mutter-Kind-Haus Emanuel der Caritas Wien kannte Judmaier von seinen vorangegangenen Projekten.
Schellander: „Der Lebensrhythmus der Menschen hat sich geändert. Essen muss heute jederzeit verfügbar sein – im Büro, aber auch, wenn man am Abend müde nach Hause kommt.
Dafür bieten wir Gerichte in Einweckgläsern an, die jederzeit erwärmt werden können.“
Judmaier ist laufend in Kontakt mit der EOM und erstellt auf Basis des vorhandenen Gemüses eine Menüliste, die aus drei Suppen und drei Hauptspeisen (Fleisch, vegan, glutenfrei) besteht. Die KundInnen bestellen bis zu einer bestimmten Deadline ihr gewünschtes Menü für die folgende Woche. „Diese ‚iss mich!’-Deadline ist notwendig, um auf Punkt produzieren zu können und nicht selber Lebensmittelabfälle zu generieren“, so Judmaier. Nach Ender der Bestellphase wird das Gemüse geholt und die fehlenden Zutaten zugekauft. Danach geht’s ans Schälen und Schnipseln. Drei Frauen aus dem Mutter-Kind-Haus der Caritas erarbeiten sich so ein eigenes (Teilzeit-)Einkommen. Danach wird gekocht und per FahrradbotInnen jeweils Montag und Mittwoch ausgeliefert.
Wie kreativ muss man sein, um aus doch immer relativ gleichem Gemüse vielfältige Gerichte zu kochen? Judmaier: „Ich habe lange in Athen gelebt, die mediterrane Küche bietet eine große Vielfalt mit ihren Gewürzen und wir sind sehr experimentierfreudig. Einfach, aber gut – das ist unsere Devise.“ Das kommt offensichtlich an. Mittlerweile wird auch ein gut gebuchtes Catering in 100 % Bioqualität angeboten.
Finanziert wurde der Aufbau bisher vom Cashflow und vom Engagement des Teams. Schellander: „Typisch start up: Alle machen alles und jeder packt überall mit an.“ Was sind die nächsten Schritte? Schellander: „Wir sind auf der Suche nach einer Gastroküche und einem Lager. Dann können wir auch unser Sortiment erweitern und uns neue Zielgruppen erschließen.“