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Nachhaltig reisen: „I foha mi'm Radl noch Rio ... (Dr. Kurt Ostbahn)“

Nachhaltig fern reisen? Das ist ganz einfach. Zu Fuß den Jacobsweg oder mit obiger Methode á la Dr. Kurt Ostbahn.

Credit: Draper
Gregor Sieböck, Weltenwanderer gregor4_c_draper

Aber die besten Abenteuer sind ohnehin im Kopf, wie André Heller weiß. Also ab unter die Decke und den ganz persönlichen Traumurlaub starten. Dabei aber bitte unbedingt flach atmen – Sie wissen schon! – das verringert den CO2-Ausstoss.

Muss man sich kasteien, wenn man nachhaltig und umweltfreundlich sein will, oder passt der Genuss auch in ein nachhaltiges Reisekonzept?  Das war die Frage, die am 13. März im CSR-Circle diskutiert wurde.

 
Das Leben wird so schön, wenn ich meine Träume lebe

Als Einstieg erzählte Gregor Sieböck, der Weltenwanderer, von seiner dreijährigen Wanderung, die von Bad Ischl bis Patagonien, über den 3.000 km langen Inka-Trail durch Peru und Ecuador, Kalifornien, Neuseeland und schließlich bis Tokio führte - mit minimaler Ausstattung – einem Rucksack. „Der Rucksack war mein wichtigster Lehrmeister“ meinte er. „Überlegen Sie, was Sie wirklich brauchen, wenn Sie drei Jahre auf Wanderschaft gehen.“ Und weiter: „In unserer Gesellschaft definieren wir uns über den Besitz. Beim Wandern ist es genau umgekehrt: Je mehr ich mithabe, desto langsamer komme ich voran.“

Die Fakten

Die Tourismusindustrie  ist weltweit eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige. Bis 2030 soll das Wachstum laut UNO Welttourismus Organisation (UNWTO) durchschnittlich 3,3% betragen. Tourismus generiert 9% der globalen Wirtschaftsleistung und ermöglich dadurch Verdienstmöglichkeiten für viele Menschen und Perspektiven vor allem auch für wirtschaftlich schwache Randgebiete. Gleichzeitig ist der Tourismus für 5% der globalen Treibhausgase verantwortlich. Auf den Transport entfallen davon 70%, auf Unterkunft und Verpflegung 20%. Negativ ins Gewicht fallen auch die Verschandelung der Landschaft durch Hotelkomplexe und die oft prekären Anstellungsbedingungen. 


Sandra Majewski, Andreas Purt. Foto: Draper

Nachhaltigkeit ist Regionalität

Andreas Purt, Mostviertel Tourismus: „Das Mostviertel ist eine typische Ausflugs- und Kurzurlaubsdestination, 70% unserer Gäste kommen aus Österreich. Unser Schwerpunkt liegt daher auf dem Schutz unserer Umwelt und dem Pflegen und Weiterentwickeln unserer regionalen Besonderheiten und Spezialitäten. Das ist auch der Grund, warum vier Mostviertler Reiseangebote bereits mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet sind.“

Foto:Draper
Andreas Zotz zotz_c_draper

Nachhaltigkeit ist auch soziale Verantwortung

Andreas Zotz, Naturfreunde Internationale: „Die Naturfreunde wurden Ende des 19. Jahrhunderts in Österreich gegründet, mit dem Ziel Arbeiterfamilien Freizeit und Erholung in der Natur zu ermöglichen. Das ist auch heute noch unser Ziel, das wir vor allem durch Bildungsarbeit erreichen.

International gesehen gibt es mittlerweile viele positive touristische Initiativen, vor allem in Südamerika und Afrika, die mit den Gemeinschaften vor Ort partizipativ geplant sind, gutes Einkommen ermöglichen und auch mit dem Naturschutz in Einklang stehen. Oft verhindern sie die Zerstörung von Natur, wie das  Beispiel einer Ecolodge in Ecuador zeigt, wo das Gebiet nicht zur Erdölbohrung genutzt wird.

Natürlich darf man auch vor den negativen Auswirkungen der Tourismusindustrie die Augen nicht verschließen: Die Arbeitsplätze sind oft schlecht bezahlt, die Arbeitszeiten lang. Die ILO schätzt, dass von den 260 Millionen Beschäftigten 13-19 Millionen jünger als 18 Jahre sind. Eine besonders erschreckende Tatsache, ist dass 2 Millionen Minderjährige weltweit Opfer sexueller Ausbeutung werden.“

Foto: Draper
Julia Balatka und Roswitha Reisinger balatka_reisigner_c_draper

Nachhaltig reisen muss nicht teurer sein

Julia Balatka, Odyssee Reisen: „Viele Menschen wollen nicht in Hotels wohnen, sondern in Wohnungen, vor allem, wenn sie sich in einer anderen Stadt länger aufhalten. Gleichzeitig gibt es Menschen, die Räume frei haben und die gerne vermieten. Aus dieser Idee ist 1989 die Mitwohnzentrale entstanden und schließlich Odyssee Reisen. Reisen und „bei Freunden“ leben quasi. Fair reisen zieht sich als roter Faden durch unsere Arbeit. Dementsprechend haben wir uns auch zertifizieren lassen, mit dem Siegel CSR tourism.
Zu uns kommen Menschen, die nachhaltig reisen wollen und jene, die wenig Zeit haben, die das Besondere suchen und alles Organisatorische von uns erledigt haben wollen. Nachhaltig reisen muss nicht notwendigerweise teurer sein. Ein 5 Sterne Hotel kostet mehr als die kleine Pension, unabhängig davon wie nachhaltig es geführt wird.

Foto: Draper
Klaus Reisinger reisingerk_c_draper

Erstens vermeiden, zweitens sparen, drittens kompensieren

Klaus Reisinger, Allplan/Climatepartner: „Die internationale Staatengemeinschaft betreibt zwar viel Aufwand, sich bei diversen Konferenzen zu treffen, die Ergebnisse sind allerdings mehr als enttäuschend. Einzelne Branchen sind schon sehr weit, wie die Papierindustrie. Ein schönes Beispiel sind auch die Schulhefte: Sie sind zu 90% CO2 kompensiert produziert und kommunizieren das auch an die Schüler. Ob ein Hotel oben am Berg, oder eine Tourismusregion, die auf Massentourismus setzt, nachhaltig sein kann, bezweifle ich aber stark.

Hotels, die sich nachhaltig positionieren möchten empfehle ich,  sich zuerst mit der Energiefrage zu beschäftigen: Was verbrauche ich? Wie erzeuge ich? Wie reisen meine Gäste an und ab? Oft genügen hier Kleinigkeiten und ich kann große Veränderungen erzielen.“

Roswitha M. Reisinger, BUSINESSART

Links
globalchange: Website von Weltenwanderer Gregor Sieböck
nfi.int.org: Naturfreunde Internationale + Initiativen
climatepartner.com: Beratung und CO2 Kompensation für Unternehmen
umweltzeichen-reisen.at  Das Österr. Umweltzeichen für Reiseangebote