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Sören Lex & Team, doing circular

Plastikabfall landet heute häufig auf Deponien, in Verbrennungsanlagen oder - im worst case – in der Natur. Das Start-up plasticpreneur ermöglicht Recycling auch im kleinen Maßstab ­ ideal für Entwicklungsländer.

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Foto: Kelag-Daniel-Waschnig

Mit den Maschinen können einfache neue Produkte hergestellt werden. Davon profitieren Natur und die lokale Wirtschaft – unter anderem in Uganda.

BUSINESSART: Wie seid ihr auf die Idee gekommen Plastikmüll dezentral zu verwerten?

Sören Lex: Wir wollten Arbeitsplätze mit lokalen Ressourcen und Möglichkeiten schaffen. Da Kunststoffmüll überall zu finden ist, haben wir nach Möglichkeiten gesucht, diesen zu verarbeiten.

Welche Art von Plastikmüll kann mit den Lösungen von plasticpreneur recycelt werden?

Theoretisch alle Kunststoffarten und auch biologisch abbaubare Materialien. Aus Sicherheitsgründen verarbeiten wir aber nur PP, HDPE, LDPE und teilweise PS. PET kann zwar verarbeitet werden, aufgrund seiner Eigenschaften sind die Ergebnisse jedoch sehr fragil.

Eure Lösungen sind in 35 verschiedenen Ländern im Einsatz. Wie kommt ihr mit potenziellen Nutzer*innen in Kontakt und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit ihnen?
Wir sind mittlerweile in über 40 Ländern aktiv. Höhepunkte unserer Arbeitstage sind stets die Gespräche mit Kund*innen über die Projekte. So kommt es oft vor, dass man sich virtuell innerhalb von ein paar Stunden über ganze Kontinente hinweg bewegt. Durch simple Kommunikationsmittel wie Whatsapp, Facebook, Instagram, Videocalls etc. sind wir in ständigen Austausch und arbeiten an Produktweiterentwicklungen.

Wie habt ihr es geschafft, als Start-up aus Österreich eine so enorme Reichweite aufzubauen?

Aus Zeitmangel betreiben wir nach wie vor weder aktives Marketing noch Vertrieb. Da wir mit einer weltweiten Open-Source-Plattform gestartet sind und dort nach wie vor in engem Austausch mit der Community stehen, bekommen wir die meisten Aufträgen und Kontakte von dort. Darüber hinaus sind viele österreichische NGOs weltweit tätig. 2021 wollen wir aktiv Marketing betreiben und ein Vertriebsnetzwerk aufbauen.

Die Moulds (Spritzgusswerkzeug) geben vor, was aus dem recycelten Abfall hergestellt werden kann. Wie erkennt ihr den Bedarf an einer neuen Form und welche Schritte braucht es, bis das Produkt hergestellt werden kann?  

Wir fragen zuerst, welche Produkte hergestellt werden sollen und ob es dafür lokale Geschäftsmodelle und Vertriebsmöglichkeiten gibt. Dabei begleiten wir den ganzen Innovations-, Produktentwicklungs- und Geschäftsmodellentwicklungsprozess. Die Produktion ist anschließend der leichteste und unkomplizierteste Part. Aus der Idee wird eine Mould (Spritzgusswerkzeug) designt und produziert. Dann wird Kunststoffmüll gesammelt, sortiert und in unseren Maschinen weiterverarbeitet. Dabei wird der Müll zerkleinert, erhitzt und durch Druck in die Form gepresst.

Mit 35 Ländern und sehr unterschiedlichen Lebenswelten kommt eine sehr vielfältige Nutzer*innen-Basis zustande – was habt ihr durch sie gelernt?

Wir werden durch den „entrepreneurial und maker spirit“ angesteckt und lernen aber auch durch die verschiedensten Anforderungen, dass wir erst am Beginn unserer Reise sind und noch viele weitere Lösungen entwickeln müssen.

Was habt ihr als Nächstes vor?
Wir konzentrieren uns weniger auf die Maschinen, sondern mehr darauf, wie diese in lokale Communities eingebettet werden. Dafür haben wir unsere Plasticpreneur-Hubs entwickelt, bestehend aus dem innovation lab, der recycling factory und dem awareness center. Neben dem Aufbau dieser Hubs weltweit planen wir die Entwicklung weiterer Maschinen- und Entrepreneurship-Programme.

Wie verbessert eure Arbeit die Welt?
Neben dem Verwenden von Kunststoffmüll schaffen wir vor allem Arbeitsplätze und neue Produkte aus recycelten Kunststoffen. Dadurch fördern wir den Übergang von der linearen hin zur zirkularen Wirtschaft.

Wie sieht die Zukunft aus, wenn ihr erfolgreich seid?
Möglichst viele Menschen können entlang der Wertschöpfungskette von Kunststoffrecycling Einkommen erzielen und Produkte für lokale Märkte produzieren. Zusätzlich wird aus Müll Langlebigeres hergestellt.

Wie gelingt es, ein ausreichendes Momentum zu erzielen?
Indem genug Hubs weltweit entwickelt und implementiert werden. Sind einmal genug etabliert, kann voneinander gelernt werden und Lösungen können von Hub zu Hub reproduziert und skaliert werden.

Wenn ihr einen Wunsch frei hättet: Was würdet ihr euch wünschen?

Ein größeres Team, um unseren Impact zu erzielen und genug Funding, um sinnvolle Projekte zu starten.

Welche Rolle spielen Werte für euer Handeln?

Werte sind die Grundlage und Basis von dem, was wir tun.

Was sind die wichtigsten Werte für euch?
Vertrauen und das Gute in Menschen, in den Umständen und in den Projekten zu sehen.
Arbeiten auf Augenhöhe mit gegenseitigem Respekt, egal woher man kommt.

Was hat sich durch Corona verändert?
Das Thema „global vernetzt, aber lokal agieren“ hat durch Corona an Bedeutung gewonnen. Durch unsere Systeme schaffen wir Agilität und Resilienz für lokale Communities, die in Zeiten wie diesen besonders gefordert sind.

Welche Werte kann man in Unternehmen leben, welche nicht?

Wir leben die Werte, die aus uns bessere Menschen und ein besseres Unternehmen machen.

Welche Herausforderungen kommen 2021 auf uns zu?
Es geht darum, Communities neue Hoffnungen und Möglichkeiten zu geben und Teil eines „Wiederaufbaues“ zu sein – eines „Wiederaufbaus“ einer zum Großteil isolierten Bevölkerung, die zusammenkommt und Dinge auf lokaler Ebene schafft, vernetzt und verbunden auf globaler Ebene.

Welche Rolle spielen sie für euch und euer Unternehmen?
Wir sehen unsere Lösungen als Teil des Zusammenbringens und Value-Schaffens.

Wie begegnet ihr ihnen?
Angehen, Anpassen, Adaptieren und Lösungen finden.

Was ist euer Credo für euer Leben? 

We make plastic circular to empower communities, thrive innovation and foster the transition towards a circular economy.

Sören Lex & Team, plasticpreneur

doing circular gmbh, Wiener Neustadt

Anzahl der Mitarbeiter*innen: 9
plasticpreneur.com