Trends 2015
Strategien in Zeiten des Wandels. Roswitha M. Reisinger hat BeraterInnen, ManagerInnen und UnternehmerInnen befragt.
„Die österreichische und die europäische Wirtschaft werden 2015 nicht wachsen“ meint Fritz Hinterberger, wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer des SERI, und damit der Druck auf Unternehmen, sich beständig weiterzuentwickeln. Im Gegensatz zur letzten Umfrage scheint das Sparpotential in den Unternehmen ausgeschöpft. Zertifizierungen, Kooperationen mit NGOs, die Kommunikation mit allen Stakeholdern, die Qualifizierung der MitarbeiterInnen und die Marken- bzw. Imagepflege werden als wesentliche Maßnahmen gesehen, um die schwierigen Zeiten zu meistern. (Radikale) Innovationen und die Konzentration auf ‚echte‘ Kundenbedürfnisse sollen – trotz aller Schwierigkeiten – neue Geschäftschancen eröffnen.
Gleichzeitig als Chance wie als Bedrohung wird die zunehmende Digitalisierung gesehen. Sie ermöglicht beispielsweise branchenfremden Anbietern den Einstieg, erklärt Dr. Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende BKS Bank die Herausforderung: „Die Digitalisierung bedeutet für jedes Bankhaus, neue Online-Strategien zu entwickeln. Zudem stehen mit sogenannten No-Banks, wie Google, Amazon und Co, mögliche neue Mitbewerber vor der Tür.“ Mit ihrer jahrelangen technischen Erfahrung nutzen sie die Möglichkeiten, die das ‚Internet der Dinge‘ bietet, optimal und dringen in viele Branchen ein.
Auch am Online-Handel kommt kaum noch ein Unternehmen vorbei – er erlebt zweistellige Zuwachsraten im Jahr – und er ist grenzenlos. Vor allem die österreichischen Arbeits- und Sozialstandards kommen dadurch unter Druck.
Breitband und Smartphones setzen da noch einen drauf: Sie ermöglichen die ‚shared economy‘: Werkzeuge muss man nicht mehr besitzen, sie leiht man sich, man übernachtet nicht in Hotels sondern in Privatquartieren und Pakete reisen mit Privatpersonen statt mit der Post. Der Boden für diese Entwicklung ist fruchtbar: der Wunsch nach Ressourcenschonung oder ‚De-Materialisation‘, wie ihn die japanische Nachhaltigkeitsexpertin Junko Edahiro beschreibt, ist groß. Das ist gut für die Nachhaltigkeit, aber eine Herausforderung, der sich traditionelle Anbieter wie z.B. die Hotellerie rasch und innovativ stellen müssen. Aber auch die Politik ist gefordert. Damit ein fruchtbarer Wettbewerb entstehen kann braucht es rasch die richtigen Rahmenbedingungen. Von dieser Entwicklung sind einige Branchen nach einer Studie von Bain (Havard Business Manager Jänner 2015) besonders betroffen: Medien, Technologie, Telekommunikation, Banken (Privatkundengeschäft), Einzelhandel, Fluggesellschaften, Auto, Versicherungen, Hotels und Restaurants sowie Bildung.
Ohne Zweifel sind die neuen Möglichkeiten Wachstumstreiber. Gerade deswegen werden sich viele Geschäftsmodelle von Grund auf ändern müssen, um zukunftsfähig zu sein.