Zukunft mitgestalten - Entrepreneurship Education
Johannes Lindner
Selbstständiges Denken und verantwortungsvolles Handeln sind die Basis für lebende Gesellschaft. Die Wurzeln dafür werden in der Kindheit und Jugendzeit gelegt und können durch Erziehung und Bildung beeinflusst werden.
Es sind die schöpferischen Menschen, die Entrepreneure, die Wirtschaft und Gesellschaft in Schwung halten. Das Ziel einer emanzipatorischen Entrepreneurship Education ist, dass junge Menschen lernen, aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben. Vier Standbeine sind dafür notwendig.
Lernen: prozessorientierte Ausbildungsphilosophie
Entrepreneurship Education für junge Menschen muss fächerübergreifende Kompetenzen wie Kreativität, Eigenverantwortung, Umsetzungsbereitschaft und Durchhaltevermögen fördern. Denn die unternehmerischen Haltungen entstehen nicht erst im Berufsleben, sie entwickeln sich bereits in früheren Phasen der Sozialisation. Der Bildung kommt daher eine prozessverstärkende bzw. -auslösende Position zu.
Im österreichischen Schulwesen ist Entrepreneurship Education bereits als Unterrichtsprinzip implementiert, ist Bestandteil von verschiedenen Unterrichtsfächern, als Freigegenstand, als neues Unterrichtsfach oder als Schulkonzept in einzelnen Schulen (vgl. eesi Entrepreneurship Schule) umgesetzt Von 2015 bis 2017 werden Entrepreneurship-Lern-Angebote von der Volksschule über die Neue Mittelschule bis zu den berufsbildenden Schulen erprobt. In Österreich gibt es an berufsbildenden Schulen gute Erfahrungen mit Entrepreneurship Education. Die EU-Kommission hat daher Österreich eingeladen, den methodischen Lead, im Rahmen des „Youth Start Entrepreneurial Challenges“ Projektes zwischen fünf Bildungsministerien zu übernehmen.
Ermutigen: Erfahrungslernen & Dialog
Entrepreneurship Education benötigt viele unterschiedliche Methoden – mit einem Schwerpunkt auf Erfahrungslernen und Lernen durch Herausforderungen: SchülerInnen brauchen die Möglichkeit, selbst zu handeln, um die Wirksamkeit des eigenen Handelns zu erleben. Die Selbstmotivation wird dadurch immens gestärkt. Entrepreneurial Lernen benötigt einen Dialog zwischen LehrerInnen und SchülerInnen, der von Respekt und Ermutigung geprägt ist. Entrepreneurship stärkt die Beschäftigungsfähigkeit und die persönliche Entfaltung und ist daher eine der acht Schlüsselkompetenzen für das lebenslange Lernen.
Die Schlüsselkompetenzen umfassen:
- Muttersprachliche Kompetenz
- Fremdsprachliche Kompetenz
- Mathematische K. und grundlegende naturwissenschaftliche Kompetenz
- Computerkompetenz
- Lernkompetenz
- Interpersonelle, interkulturelle und soziale Komp.
- Entrepreneurship: Unternehmergeist & Eigeninitiative
- Kulturelle Kompetenz
Erleben: Chancengerechtigkeit.
Entrepreneurship Education weist einen starken Bezug zur Wirtschaftsbildung auf, ist aber eine Querschnittsaufgabe für verschiedene Unterrichtsfächer und zusätzliche persönlichkeitsorientierte Angebote (z. B. Jugendliche unterstützen andere Jugendliche als Buddy, kleine Teams arbeiten mit einem Coach). Entrepreneurship Education kann daher ein Chancenöffner für benachteiligte Gruppen der Gesellschaft sein. Durch Entrepreneurship lernen Jugendliche, wie sie an der Gesellschaft partizipieren können, welche Gestaltungsmöglichkeiten sie haben – vielfältige Lebensperspektiven werden real. Zudem schlägt Entrepreneurship eine Brücke zwischen der Berufs- und Allgemeinbildung.
Mitmachen: Sage nicht „Fang an!“, sondern „Mach mit!“, wenn du etwas erledigt haben willst.
Konzentrieren Sie sich auf die Handlungsorientierung – auf die eigene und auf die Ihrer Schützlinge.
Wo junge Entrepreneure unterstützt werden:
Next Generation. 500 Teams reichen jährlich ihre Idee bzw. ihren Businessplan bei diesem Wettbewerb ein, der heuer zum 10. Mal durchgeführt wird. Besonderes Highlight: Jedes Team wird durch einen Business Coach unterstützt. www.eesi-impulszentrum.at
Starte Dein Projekt. Über diese Crowdfunding Plattform lernen Jugendliche potentielle Kunden für ihr Projekt anzusprechen, Partner für ihr Projekt und zur Projektfinanzierung zu finden. Ein Höhepunkt sind die Workshops mit Jungunternehmer/innen. www.startedeinprojekt.at.
Entrepreneurship Ambassador. Entrepreneure teilen ihre Erfahrungen, zeigen Tipps & Tricks, sie begeistern für Entrepreneurship und werden so zu BotschafterInnen dafür, Ideen umzusetzen. www.ifte.at
LehrerInnen in die Wirtschaft. Unternehmen laden seit neun Jahren LehrerInnen für drei Tage ein und bieten ein Betriebspraktikum als eine etwas andere LehrerInnenfortbildung. www.ifte.at & www.kphvie.ac.at
KPH-Prof. Johannes LINDNER, Ashoka Fellow
Initiator der “Youth Start Entrepreneurial Challenges”, der Initiative for Teaching Entrepreneurship (IFTE) und des eesi-Impulszentrums des bmbf. Fachbereichsleiter für Entrepreneurship Education und Leiter des Kompetenzzentrums für wertebasierte Wirtschaftsdidaktik der KPH Wien/Krems. Wirtschaftspädagoge der Schumpeter Handelsakademie.