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40 Jahre Weltläden in Österreich

Durch sie können Konsument:innen fair produzierte Produkte einkaufen. LEBENSART & BUSINESSART sagen Danke für diese wichtige Arbeit und gratulieren herzlich!

40 Jahrfeier bei der 122. Weltladenkonferenz in Salzburg 25.9. 2022. Foto: P. Buzanits

Seit 40 Jahren unter einem gemeinsamen Dach

Die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Weltläden ist die Dachorganisation von 87 österreichischen Weltläden und deren Trägerorganisationen. Sie wurde 1982 von zwölf „Dritte-Welt-Läden“, den sogenannten „glorreichen Zwölf“ gegründet, mit dem Ziel, die Kooperation zwischen den Weltladen-Gruppen zu verbessern, ihre Interessen gegenüber den Importeur:innen fair gehandelter Produkte zu vertreten und in der Öffentlichkeit entwicklungspolitische Zusammenhänge aufzuzeigen. Bei der mehrtägigen Weltladenkonferenz Ende September 2022 in Salzburg wird gemeinsam mit den Importorganisationen das 40 Jahre Bestehen gefeiert.

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Erster Weltladen in Österreich: Innsbruck 1977, Foto: EZA Fairer Handel
Im Jahre 1977 eröffnete in Innsbruck der erste Weltladen Österreichs. In den folgenden zwei Jahrzehnten erlebte die Weltladen-Bewegung einen unglaublichen Aufschwung. Mit der Gründung des Dachverbandes 1982, der Schaffung einer gemeinsamen Marke und eines einheitlichen Logos 1995 zählte die Fairhandelsbewegung in Österreich bereits Mitte der 1990er über 50 Weltläden. Dieses Wachstum ging ungebremst weiter: Heute sind es 87 Fachgeschäfte für Fairen Handel in allen österreichischen Bundesländern. Die Weltläden in Österreich sind selbständige Geschäfte, welche von Vereinen oder Privatpersonen geführt werden. Ihnen allen gemein ist das Anliegen, den Fairen Handel in Österreich zu fördern. Aktuell sind gesamt 1200 engagierte Ehrenamtliche und 200 Angestellte in den Weltläden tätig.

3. Weltladen St. Johann, Foto: M.Wimmer

Ein Dach für den Fairen Handel

Die ARGE Weltläden ist Vertragspartnerin, sowohl für die Weltläden als auch für die anerkannten Importorganisationen. Um in der Produktauswahl den hohen inhaltlichen Anforderungen zu entsprechen werden die Lieferant:innen und Produzent:innen einem Aufnahme- und Auditprozess unterzogen. Derzeit sind es 32 Importorganisationen aus deren Waren die Weltläden ihr Sortiment individuell zusammenstellen. Als Servicestelle für die unterschiedlich organisierten Weltläden leistet die ARGE Weltläden von der Gründungsberatung, über die Laden- und Sortimentsgestaltung, bis zu gemeinsamen Marketingmaterialien und Verkaufsschwerpunkten, Unterstützung. Ein Innovationsprojekt im Bereich Digitalisierung ist eine im heurigen Sommer 2022 lancierte Kund:innen-App.

Aus- und Weiterbildungsangebote verbessern die Qualifikation der Mitarbeiter:innen – sowohl das Wissen über Produkte und Produzent:innen, faire Handelspraktiken bis zur visuellen und betriebswirtschaftlichen Professionalisierung. Die jährlich zweimal organisierten Konferenzen in Salzburg bringen die Weltläden, die Importorganisationen und die Produzent:innen aus dem Globalen Süden zusammen.

Fair-netzt den Handel verändern

Mit verschiedenen Aktivitäten wurde und wird versucht eine breitere Öffentlichkeit auf den Fairen Handel aufmerksam zu machen z.B. durch gemeinsame Kampagnen und Marketingaktivitäten. Der jährlichen Weltladentag, den alle Weltläden gemeinsam im Mai seit 2002 begehen, beleuchtet jedes Jahr einen Teilaspekt des Fairen Handels, so etwa Klimagerechtigkeit oder Stärkung von Frauen im Fairen Handel.

Neben der engen Zusammenarbeit mit den anerkannten Importeur:innen ist die ARGE Weltläden unter anderem auch ein Vollmitglied der World Fair Trade Organisation (WFTO), deren 10 Prinzipien bei der Auswahl der Produkte in den Weltläden maßgeblich sind und Kompass für die internationale Zusammenarbeit sind.

Die Weltläden präsentieren sich heute als moderne Fachgeschäfte für den Fairen Handel, hier der Weltladen St. Pölten. Foto: Schewig Fotodesign
Die ARGE Weltläden ist Mitbegründerin und Mitglied der Siegelorganisation FAIRTRADE Österreich. Zudem Mitglied bei Oikocredit und dem Netzwerk Soziale Verantwortung. Die ARGE Weltläden ist FAIRnetzungspartnerin der Clean Clothes Kampagne und von Südwind. Weiters werden anlassbezogene Kooperationen geschlossen und in zivilgesellschaftlichen Belangen Stellung bezogen.

Die Vision, damals wie heute, ist einfach erklärt: Allen Beteiligten entlang der globalen Handelskette soll es gut gehen. Unfaire Handelspraktiken und die damit verbundenen Schicksale von Produzent:innen im Globalen Süden sind heute stärker ins Bewusstsein vieler Konsument:innen gerückt.

Das Warenangebot umfasst neben Lebensmitteln auch Bekleidung, Schmuck und Handwerk - hier der Weltladen Mistelbach. Foto: Schewig Fotodesign

„Ein Gutteil der Österreicher:innen möchten ganz einfach nicht, dass die ohnehin schon benachteiligten Menschen in vielen Regionen des Südens ausgebeutet werden, wie das im konventionellen Handel passiert. Und hier bieten die Weltläden eine faire Alternative. Außerdem verstehen wir uns nicht nur als Shops, sondern investieren auch in Bildungs- und Kampagnenarbeit“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Ernst Gassner.

Die Geschäftsführerin der ARGE Weltläden Gudrun Danter erklärt die Vision so: „Die Weltläden wollen keine Ketten der Abhängigkeit, sondern bunte, partnerschaftliche Perlenreihen - von den kraftvollen und talentierten Hersteller:innen, Betrieben und Kooperativen, über die verantwortungsvollen und innovativen Importorganisationen bis hin zu den engagierten Weltladen-Teams und den Kund:innen, die ihren Alltag mit wertvollen Produkten bereichern. Dabei orientieren sich alle an den Kriterien der World Fair Trade Organization.“

„Eure Arbeit geht in kleinen Schritten, aber es sind sichere Schritte für uns."
Eddy Lopez, Nicaragua

Dieses Zitat nehmen sich auch die ARGE Weltläden als Maßstab. Denn in kleinen, aber sicheren Schritten erhöhten sich die Umsätze der Weltläden Jahr um Jahr. In den Jahren 1978 bis 1992 erzielten die Weltläden einen Umsatz von bis zu 2,9 Millionen Euro. Von diesem Zeitpunkt an verdoppelte sich der Umsatz von 1993 bis 1998 nochmals um 2 Millionen Euro. Seit den 2000er Jahren stiegen die Nettoumsätze auf ca. 13,6 Millionen Euro im Jahr 2021.

Die Dachorganisation leistet die umfangreichen Aufgaben derzeit mit fünf Mitarbeiterinnen, einem ebenso fünf Menschen zählenden ehrenamtlichen Vorstand und in themenspezifischen Arbeitsgruppen sowie Regionalen Koordinatorinnen in den Bundesländern.