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Foto: Michael Zabel

Ali Mahlodji

Trend- und Zukunftsforscher, EU-Jugendbotschafter, Keynotespeaker

Nachhaltiger Gestalter 2020

Was hat die Auszeichnung „Nachhaltige Gestalterin / Nachhaltiger Gestalter“ mit Dir persönlich gemacht?

Ich kann mich heute noch dran erinnern, als mir damals der Preis übergeben worden ist, das war in meinem Büro und eine Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Ich habe schon mein Leben lang versucht, in dieser Welt Dinge zu gestalten, und zwar immer mit einem großen, langfristigen Plan, zum Wohle von uns Menschen, der Natur, der Umwelt, der Jugend von morgen. Und das dann plötzlich manifestiert zu haben, in einer Auszeichnung, hat mich persönlich sehr, sehr stolz gemacht, weil du dir ja doch oft die Frage stellst, wenn du Dinge tust, ob das überhaupt jemandem etwas bringt. Und manchmal hast du das Gefühl, du kämpfst gegen Windmühlen. Und dann kommt so eine Auszeichnung, die de facto all das zusammenfasst, wofür du stehst. Es hat mich sehr demütig gemacht, sehr dankbar, und ja, auch stolz.

Was bewirkt nachhaltiges Handeln?

In allen Unternehmen hätte ich, wenn ich kurzfristig gedacht hätte, für den Erfolg, all diese Dinge weglassen können. Nur, eine Unternehmung, das was du startest, tust du ja wirklich langfristig, um gute Auswirkungen zu haben. Sei es in finanzieller Sicht, sei es für die Gesellschaft, sei es im Impact-Bereich, egal in welche Richtung du schaust. Wenn du an Dinge glaubst, wenn du Werte hast und diese auch wirklich umsetzt im Rahmen deiner unternehmerischen Tätigkeiten, dann sorgst du für Kredibilität und dass Vertrauen in dich entsteht. Deine Mitarbeiter*innen, deine Kooperationspartner*innen, deine Kund*innen, die Menschen, die mit dir arbeiten, seien es die Medien, seien es die Menschen da draußen, werden dann wirklich verstehen: Hey, das ist nicht nur ein Herumgerede, sondern das sind auch Taten. Und wer seinen Worten Taten folgen lässt, sorgt dafür, dass ein starkes Band des Vertrauens entsteht. Eine Sache, die ich ganz klar gemerkt habe in meinen Unternehmungen: dort wo ich in der Leitung war und darauf geachtet habe, dass wir diese Dinge gemeinsam umsetzen, dass sich das wirklich langfristig sehr positiv ausgewirkt hat darauf, wie uns die Menschen vertrauen, wie uns Menschen sehen, wie sie mit uns zusammenarbeiten. Vor allem steigt dabei auch die Qualität von denen, die da mit uns arbeiten wollen, steigt dann, weil du dann natürlich nur noch Menschen anziehst, die genauso denken wie du.

Was haben andere Unternehmen von Dir gelernt?

Eines der ersten Themen, das ich bei meiner ersten Gründung vor über 12 Jahren angesprochen habe, war, dass wir für alles, was wir rein kommerziell tun, machen wir im selben Ausmaß auch „for free“ – für Menschen in der Gesellschaft, die es sich nicht leisten können, z.B. für NGOs. Da hat mich damals jeder ausgelacht. Mittlerweile gibt es mehrere Unternehmen und auch Unternehmer*innen die zu mir gekommen sind und sagen, Ali, dieses Prinzip von dir damals, dieses „One for One“, finden wir genial, wollen wir genauso machen. Ich weiß noch, als ich damals gesagt habe, wir müssen unseren Mitarbeiter*innen Zeit geben, damit sie im Rahmen Ihrer Arbeitszeit einen kleinen Teil auch nutzen können, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren, das hat sich herumgesprochen. Du musst die Dinge natürlich auch erzählen damit die Menschen davon erfahren. Nicht im Frust oder um anzugeben, aber im Rahmen deiner Unternehmensvorstellung oder egal wo du hinkommst, immer wieder davon erzählen. Denn es ist eines, nachhaltige Ideen zu haben für die Gesellschaft, und was anderes, es wirklich umzusetzen in einem wirtschaftlichen Rahmen, denn das zeigt erst, dass es funktioniert.

Wie nachhaltig schätzt Du HR-Branche ein? 

Der Bereich, in dem es um Entwicklung von Menschen geht, um HR, um Leadership, da wirkt es sich sehr darauf aus wie die Unternehmen ihre Betriebe gestalten. Du ziehst heute keine jungen Talente mehr an, wenn du eine Dreckschleuder bist oder wenn du keinen Plan hast, wie du mit deinem Unternehmen Impact schaffen möchtest. So gesehen wirkt sich dieses Gedankengut einer nachhaltigen Gesellschaft aktuell in allen Bereichen aus. Und die Branche, in der ich bin, erstreckt sich querfeldein über andere Branchen hinweg. Der Bereich der Jugendliche entwickelt, wo es um den Arbeitsmarkt und Jobmarkt geht, der betrifft auch alle anderen Branchen da draußen. Ich glaube jeder hat den Warnschuss verstanden, dass sich was ändern muss. Es gibt natürlich Branchen, die sich leichter tun und andere weniger, manche schieben es noch auf die Politik, andere auf die Endverbraucher, aber es tut sich schon was.

Was beschäftigt Dich heute bei Deinen beruflichen Aktivitäten?

Heute beschäftigt mich, die Liebe und die Menschlichkeit zurück in die Arbeitswelt und in die Gesellschaft zu bringen, und zwar über Führungskräfte, die selbst in Balance leben. Wie schaffen wir es in Organisationen, dafür zu sorgen, dass Menschen besser zusammenarbeiten und alle Generationen das Gefühl haben: „Ich bin Teil dieser Reise“. Es ist definitiv das Thema der Beziehungsfähigkeit, das mir sehr, sehr wichtig ist.

Ist Nachhaltigkeit weiterhin ein Thema für Dich?

Klar ist Nachhaltigkeit weiterhin unfassbar wichtig für mich, in allem, was ich tue. Seit ich zwei Töchter habe, kann ich das auch nicht mehr wegtun aus meinem Leben, aber auch abgesehen davon ist es heute nicht mehr zu rechtfertigen, nicht nachhaltig zu denken. Ein Projekt, an dem wir stark gearbeitet haben, war wie wir als Unternehmen reisen: Wir haben die Anzahl unserer Flüge um knapp 70 % reduziert. Das andere ist, mit wem wir arbeiten, wo investieren wir. Und mein Hauptthema ist die Entwicklung des Mindset von Menschen, damit diese nachhaltiger und bewusster leben. Weil Bewusstsein ist, glaube ich, die Basis für alles.

Was bedeutet für Dich „gestalten“? Was gestaltest Du heute?

Gestalten ist der Grundzustand eines Menschen. Gestalterisch zu sein, ist unser Urzustand, mit dem wir geboren werden. Kinder bauen, sobald sie das können, mit Bausteinen Türme, werfen sie um und bauen neue. Das Gestalten wird uns oft genommen, weil wir in der Schulklasse sitzen und dort gestaltet werden, und zwar für eine sehr lange Zeit. Das ist keine Schuld der Schule an sich, sondern ein historisch gewachsenes System und es gibt Gottseidank ganz viele Lehrerinnen und Lehrer, die aufwachen und merken, sie müssen den Kindern das Gestalterische auch lassen. Dann werden es auch Erwachsene, die wissen was es bedeutet, zu gestalten.

Ich glaube, ich gestalte, in dem ich viele Menschen unterstütze, die in Positionen sitzen, wo sie Dinge entscheiden, damit diese Menschen in ihrem Gestaltungsraum noch effizienter werden, effektiver werden, und das aber zum Wohle aller. Anstatt mehr Projekte zu initiieren, habe ich identifiziert: Wer sind die Menschen da draußen, die die größten Hebel haben, wie kann ich denen helfen, damit die noch besser werden? So hast du dann einen unfassbar schönen Ripple-Effekt (Welleneffekt – Anm. der Redaktion).

https://www.businessart.at/ali-mahlodji-trendforscher

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