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Foto: Wolfgang Lehner

Gerhard & Sigrid Zoubek

Adamah Biohof

Nachhaltige Gestalter*innen 2021

Gerhard, was hat die Auszeichnung „Nachhaltiger Gestalter“ mit Dir persönlich gemacht?

Ich habe mich sehr gefreut dass mein/unser Tun wahrgenommen wird. Wir haben ja beide (wir mit ADAMAH und Ihr mit Lebensart) recht früh angefangen und noch nicht gewusst was da mit uns „passiert“, wir haben das aus Überzeugung gemacht aus einem Bauchgefühl heraus, dass es was Gutes ist, was da entsteht; „blauäugig“ nicht kalkuliert …… und ohne Beispiele.

Du hast herausragende nachhaltige Meilensteine gesetzt. Wie hat sich das in Deinem Unternehmen ausgewirkt?

Ja, wir haben viel Neues probiert. Manches ist gut gegangen, anderes wieder weniger gut, manches war zu früh, aber es waren oft neue Wege. Viele haben uns „kopiert“, dort weitergemacht wo wir aufgehört haben, manches besser gemacht. Meinen Kindern, die heute Verantwortung für ADAMAH haben sage ich immer, dass unsere ADAMAH Betriebe in einer nachhaltigen, zukunftsfähigen und enkeltauglichen Branche und an einer regenerativen Welt arbeiten, mit Produkten die auch in Zukunft notwendig sind. Ich kenne viele Betriebe, die noch einen langen Weg vor sich haben, weil sie mit Produkten und Dienstleistungen arbeiten und handeln, die wir in Zukunft nicht mehr brauchen werden, die wir uns nicht mehr leisten können…   es wird viel geschehen und sich verändern müssen  wenn wir eine gute Zukunft haben wollen.

Hat sich Deine Innovation in Deiner Branche herumgesprochen und haben andere Unternehmen nachgezogen?

Einige haben kopiert, andere gute Ideen weiterentwickelt. Bei uns im Dorf gibt es viele Nachfolger von konventionellen, industriellen Betrieben, die ihre Wirtschaftsweise noch nicht ändern dürfen, weil ihre Eltern sich dagegen sträuben. Es ist eine Frage der Zeit, bis auch sie BioBauern werden. Es gibt aber noch so viele, die mit aller Kraft und Scheuklappen „weiter wie bisher rufen“ die egoistisch und kurzsichtig und gierig noch mehr an sich reißen wollen und dadurch eine verbrannte Erde hinterlassen. Wer billig kauft kauft teuer, der wahre Preis, die Preiswahrheit, die externalen Kosten werden uns verschwiegen. Geiz ist geil – ist immer noch Thema. Die Gesellschaft spaltet sich in „weiter so wie bisher – koste es was es wolle“ und in eine zweite Gruppe, die versteht, dass wir nur so viel dem System Erde, Natur, Umwelt entnehmen können, wie wir auch wieder zurückgeben – ein Denken in Kreisläufen.

Wie nachhaltig schätzt Du Deine Branche heute ein?  

Wir BioBauern sind keine Fortschrittbremser, ich sage gern „wir Biobauern sind auch schon von den Bäumen heruntergekommen“. Wir würden noch so viel Technik und Forschung brauchen, weil Biolandbau viele und große Entwicklungsmöglichkeiten hat. Ich finde es schlecht, wenn Konzerne sich des Geldverdienen wegen nicht weiterentwickeln und nur aus Profitdenken Chemikalien und Gift verkaufen und nicht nach intelligenten Lösungen suchen. Das muss alles in einem Gesamtkontext gedacht und gesehen werden und das ist bei der reduzierten Forschung nur selten der Fall.

Was beschäftigt Dich heute bei Deinen beruflichen Aktivitäten?

Das wir nicht gescheiter werden, dass wir Kreislaufdenken verloren haben – dass wir nicht aufhören, unsere Lebensgrundlage, die Natur auszubeuten und zu zerstören. Ich bin Gründungsmitglied und engagiere mich für die Bewegung ETÖ enkeltaugliches Österreich. Ich möchte meinen derzeit neun Enkelkindern auf ihre Frage „Opa was war dein Beitrag für eine regenerative Umwelt“ Antworten geben können.

Ist Nachhaltigkeit weiterhin ein Thema für Dich? Was hat sich geändert?

Nachhaltigkeit ist inzwischen zu wenig: Martin Grasberger meint in seinem neusten Buch: „Regenerativ – ist die Zukunft jenseits von Nachhaltigkeit“. In Österreich war heuer der Erdüberlastungstag bereits am 7. April - unsere zur Verfügung stehenden Ressourcen haben wir da schon aufgebraucht. Seither leben wir auf „Kredit“ und unsere Nachfahren werden das ausgleichen müssen.

Was gestaltest Du heute?

Ich versuche sehr offen zu sein, nicht schwarz-weiß zu sehen und zu urteilen und mich noch von Neuem begeistern zu lassen. Ich bin sehr vorsichtig mit dem Begriff „Wahrheit“ es gibt keinen bis sehr wenig Menschen die wirklich einen systemischen Überblick haben. Ich glaube, auch wir müssen alles daran setzen aus dem analytischen linkshirnigen Denken zu einem ganzheitlichen Denken zu kommen und stärker rechtshirnig Gefühle und Emotionen zulassen.

Ich versuche immer dankbar zu sein, habe ich doch meinen Lebensabschnitt in einer der besten Epochen in einem der reichsten Länder der Erde geführt. 

https://www.businessart.at/sigrid-und-gerhard-zoubek-adamah-biobetriebe