Auf der Suche nach der Zukunft
Trotz guter Rahmenprogramme wie SDGs, Green Deal, Farm2Fork oder ÖPUL hört man, dass sich viele Konsument*innen Biolebensmittel nicht leisten können, Bio-Landwirt*innen verarmen und konventionelle Landwirt*innen erkranken. Wo steht die Landwirtschaft aus nachhaltiger Sicht?
Die Intensivierung der Landwirtschaft hat die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln in den letzten Jahrzehnten erheblich gesteigert. Sie wirkte sich jedoch auch negativ aus – unter anderem in der Eutrophierung von Böden und Gewässern, dem Anstieg der Treibhausgasemissionen (GHG) und dem Verlust der biologischen Vielfalt.
Mit entsprechenden Folgen: „Österreichs Landwirtschaft erfriert, brennt und ertrinkt zugleich“, zeigt sich Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, bei der Präsentation der Jahresbilanz 2024 alarmiert. Der Klimawandel trifft Österreich laut einem Bericht des Umweltbundesamt aus dem Jahr 2023 besonders stark. Seit 1880 beobachteten Forscher*innen einen Anstieg der durchschnittlichen Lufttemperatur um etwa 2 °C, was deutlich über dem globalen Durchschnitt liegt. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft nach dem Verkehr der zweitgrößte Treibhausgas-Emittent in Österreich (siehe Kasten).
Nicht nur das Klima, sondern auch die nachhaltige Lebensmittelproduktion ist von gesunden Böden und jenen Ökosystemleistungen abhängig, die die Natur z.B. durch ihre Biodiversität erbringt. Weltweit, aber auch in Österreich, nimmt diese jedoch ab – mit gravierenden Folgen für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. Mehr als die Hälfte der heimischen Fischarten ist bedroht oder ausgestorben und rund 39 Prozent aller Tierarten stehen auf der Roten Liste. Besonders betroffen sind Insekten und Wirbeltiere, darunter Libellen, Schmetterlinge, Amphibien und Vögel. Heute machen Wildtiere nur noch fünf Prozent der Biomasse landlebender Wirbeltiere aus, während Menschen 35 Prozent und Nutztiere 60 Prozent stellen (WWF Österreich 2022). Die Treiber für den Artenverlust sind wiederum Klimawandel und Landnutzung, inklusive Landwirtschaft.
Gleichzeitig nehmen Bodendegradierung und -versiegelung zu. Durch intensive Bewirtschaftung, Erosion und Übernutzung gehen weltweit jährlich 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Böden verloren. In Österreich spielt darüber hinaus die Zersiedelung eine große Rolle: Pro Tag werden rund 20 Hektar verbaut. Damit zählt Österreich zum Spitzenreiter Europas, obgleich hierzulande mittlerweile 50.000 Hektar Handels- und Gewerbefläche leer stehen (das entspricht einer Fläche größer als Wien).
Landwirtschaft in Zahlen
Es gibt insgesamt 154.953 land- und forstwirtschaftliche Betriebe in Österreich. Davon bewirtschafteten 110.781 Betriebe landwirtschaftliche Flächen bzw. hielten Nutztiere (Agrarstrukturerhebung 2020).
Um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, benötigen wir doppelt so viel Ackerfläche im Ausland wie in Österreich (Factsheet 1/17 des EU-Umweltbüros).
Die Landwirtschaft verursacht weltweit 21 bis 37 Prozent der Treibhausgasemissionen – in Österreich sind es ca. 19 Prozent. Zum Vergleich: Der Verkehr ist hierzulande für ca. 45 Prozent der Emissionen verantwortlich (Umweltbundesamt 2025).
2 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden weltweit biologisch bewirtschaftet (2022). In Österreich sind es 27,5 der Fläche und 23,1 Prozent der Betriebe (Grüner Bericht 2024).
2023 gab es in Österreich 24.450 Bio-Betriebe, um 637 weniger als 2022.
Der Anteil der Landwirtschaft am BIP beträgt 0,9 Prozent (Statistik Austria, 2023).
3,1 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in der Landwirtschaft.
Herausforderungen
In den letzten Jahren gaben hunderte Bio-Betriebe auf oder sattelten auf konventionelle Landwirtschaft um – viele davon konnten nicht genügend Einkommen erwirtschaften. BIO AUSTRIA Obfrau Barbara Riegler sieht im Kostendruck und unzureichenden Förderungen zentrale Herausforderungen: „Während die Produktionskosten steigen, bleiben die Verkaufspreise auf einem ähnlichen Niveau oder steigen nur geringfügig. Daher können viele Betriebe nicht mehr kostendeckend wirtschaften.“ Dazu kommen zunehmende Wetterextreme, die eine Anpassung an den Klimawandel notwendig machen. Damit Österreich das Bio-Land Nummer 1 bleiben kann, brauche es politische Unterstützung. „Bio-Betriebe leisten einen essenziellen Beitrag zum Klima-, Umwelt- und Tierschutz. Biologisches Wirtschaften sollte nicht nur der einfachere Weg sein, sondern auch wirtschaftlich rentabler.“ Denn die ökologische Landwirtschaft verursache wesentlich geringere volkswirtschaftliche (externe) Kosten.
Auch Andreas Achleitner von der „BIOKISTE Achleitner“ sieht die zentralen Herausforderungen in der Wirtschaftlichkeit: „Der Gemüsebau ist sehr personalintensiv – die Lohnkosten machen zwischen der Hälfte und zwei Drittel des Preises aus. Es ist fast nicht möglich, die gestiegenen Löhne im Produktpreis unterzubringen, weil es der Markt nicht zulässt. Zudem sind die Lohnnebenkosten im Vergleich zu Nachbarländern hoch – sie sind in Deutschland wesentlich geringer. Das ist ein Wettbewerbsnachteil für uns.“
Dabei ist es dem Bio-Bauern ein Anliegen, dass seine Produkte leistbar sind. „Die Kund*innen sollen das Gefühl haben, dass die Lebensmittel preiswert sind – dass sie ein Produkt bekommen, das den Preis wert ist. Kreislaufwirtschaft, Humusaufbau, Vermeidung von Lebendmittelverschwendung und ökologische Nachhaltigkeit: das kann man aber nicht zum Billigstpreis bieten. Es braucht die Wertschätzung.“
Kann Bio die Welt ernähren?
Eine Studie aus 2017 von Forscher*innen des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) zeigt, dass die biologische Landwirtschaft zwar mehr Land als der konventionelle Anbau benötigt, in Kombination mit zwei Strategien aber möglich und sinnvoll wäre: Erstens müsse man Lebensmittelverschwendung reduzieren und zweitens weniger Fleisch konsumieren, weil so Lebensmittel statt Futtermittel angebaut werden können. Auch eine Studie der Universität für Bodenkultur zusammen mit dem FiBL, kam 2018 zum gleichen Schluss. Eine weltweite, nachhaltige Landwirtschaft wäre also theoretisch möglich. Wie sieht es aber praktisch aus?
Wenn man den Konsument*innen glauben darf, hat die Bio-Landwirtschaft gute Karten. Konsument*innen wollen bessere Böden, mehr Humus und mehr Tierwohl. Das geht aus dem Foodreport 2022 von Hanni Rützler und Wolfgang Reiter hervor. Biologische, wie auch pflanzliche Ernährung, sind im Trend. Auch beim Fleisch geht die Tendenz eher in Richtung weniger, aber dafür qualitativ hochwertiger. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg sei laut Achleitner wie auch Riegler die öffentliche Beschaffung. Der NABE (Nachhaltige Beschaffung)-Aktionsplan des Bundesministeriums für Klimaschutz sieht vor, öffentliche Einrichtungen des Bundes bis 2025 zu einer Bio-Quote von 35 Prozent zu verpflichten; ab 2030 sollen es 55 Prozent sein. Das wird den Bundesländern empfohlen.
„Wenn sich Bund und Länder daran halten, dann stehen die Karten sehr gut für die Bio-Landwirtschaft. Die öffentliche Beschaffung und die Gastronomie sind die größten Hebel für die Bio-Landwirtschaft.“ Für letztere wäre eine Bio-Zertifizierung wichtig. „Derzeit kann der Wirt Bio auf die Speisekarte schreiben, ohne das garantieren zu müssen. Eine Zertifizierung würde das ändern und Sicherheit für die Konsument*innen schaffen.“
Bio-Lebensmittel sind nicht teurer als konventionelle Produkte
Stimmt nicht, werden Sie jetzt einwenden. Denn ja: Bio-Lebensmittel sind im Handel meist teurer als konventionelle. Betrachtet man allerdings die volkswirtschaftlichen Wirkungen, sieht die Situation ganz anders aus.
Die Studie „Nachhaltige Lebensmittel- und Ernährungssysteme aus sozio-ökonomischer Perspektive“ der Umweltökonomin Dr. Sigrid Stagl (WU, 2024) zeigt die externen Kosten einer nicht-nachhaltigen Landwirtschaft auf (siehe Kasten): In Europa kostet diese derzeit 0,5 bis ein Prozent des BIPs. Das sind 78 bis 157 Milliarden Euro.
Jährliche externe Kosten der nicht-nachhaltigen Lebensmittelproduktion in der EU
Ökologische Kosten:
• Treibhausgase: 10 bis 12 Prozent der gesamten EU-Emissionen; 50 bis 100 Mrd. €
• Biodiversitätsverlust: 5 bis10 Mrd. €
• Wasserverbrauch und -verschmutzung inkl. Nitratauswaschung: 4 bis 7 Mrd. €, in Österreich sind das inkl. Pestizide mehrere Hundert Millionen Euro
• Luftverschmutzung: 5 bis 10 Mrd. €
Gesundheitskosten:
• Ernährungsbedingte Krankheiten (Österreich): 2,4 Mrd. €
• Gesundheitliche Folgen des Pestizideinsatzes in der EU: 2 bis 5 Milliarden €
Soziale Kosten:
• Arbeitsbedingungen: Niedriglöhne und schlechte Arbeitsbedingungen
• Ungleiche Handelsbeziehungen: globale Ungleichgewichte und unfaire Bedingungen für kleine Landwirt*innen in Entwicklungsländern
• Tierwohl: mehrere Mrd. Euro – in Österreich mehrere Hundert Mio. Euro
Quelle: Univ. Prof. Dr. Sigrid Stagl, WU, Nachhaltige Lebensmittel- und Ernährungssysteme aus sozio-ökonomischer Perspektive, 2024
Jährlicher externer Nutzen der biologischen Landwirtschaft, die im Lebensmittelsystem nicht abgebildet werden (EU)
- Biodiversitätserhaltung: 10 bis 15 Mrd. €
- Bodenfruchtbarkeit und -gesundheit: 5 bis 15 Mrd. €
- Wasserqualität und -management: 1 bis 2 Mrd. €
- Öffentliche Gesundheit: 5 bis 15 Mrd. €
- Resilienz gegenüber Klimawandel
- Stärkung der ländlichen Gemeinschaften (gilt für die gesamte Landwirtschaft):
- Beitrag der Landwirtschaft zur regionalen Wertschöpfung und Arbeitsplatzsicherung in ländlichen Gebieten – in der EU bis zu 5 Milliarden Euro
- Wertschöpfung durch familiengeführte Betriebe ca. 50 Mrd. €
Quelle: Univ. Prof. Dr. Sigrid Stagl, WU, Nachhaltige Lebensmittel- und Ernährungssysteme aus sozio-ökonomischer Perspektive, 2024
„Wenn wir Österreicher*innen richtig handeln und der Gesetzgeber die richtigen Anreize setzt, dann würden wir nicht nur gesünder sein, sondern noch dazu Steuergelder sparen“, sagt Achleitner. Das Produkt koste zwar kurzfristig etwas mehr, aber es sei eine Investition für die Zukunft. „Im Nachhinein aufzuräumen, ist immer teurer: Die Kosten von Überschwemmungen, Dürren und weiteren Umweltkatastrophen zu tragen, ist klar teurer als in gesunde Böden und Biodiversität zu investieren. Das wäre ein enkeltauglicheres System“, ist Achleitner überzeugt. Dafür setzt er sich auch als Obmann der Initiative „Enkeltaugliches Österreich“ (ETO) ein.
Impulse und Innovationen
Neben der öffentlichen Beschaffung und der Kostenwahrheit braucht es auch den Aufbau von Wissen, Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette und ökologisch-soziale Innovationen. Und da tut sich viel.
KI-gesteuerte Roboter
Achleitner setzt zum Beispiel bereits KI-gesteuerte Hackroboter und Drohnen zur Ausbringung von Komposttee ein und ist begeistert. Denn diese Technologien erleichtern körperlich anstrengende Arbeiten, reduzieren den Einsatz schwerer Maschinen und helfen, Ressourcen zu schonen. Sie sind ökologisch vorteilhaft, sozial verträglich und wirtschaftlich nachhaltig – trotz der hohen Anschaffungskosten.
Klimaschädliches Ammoniak aus der Gülle reduzieren
Die Käserei Woerle hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Bauern bei der Reduktion von Ammoniak-Emissionen zu unterstützen. Gemeinsam mit der HBLA Ursprung, der FH Kuchl und der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wird daran geforscht, wie die Reststoffe der Molkerei – Spülmilch und Sauermolke – dafür eingesetzt werden.
Diana Reuter, Leiterin des Nachhaltigkeits- und Innovationsmanagements: „Spülmilch und Sauermolke können Gülle ansäuern und so schädliche Ammoniakemissionen reduzieren.“ Dafür werden die Nebenprodukte in die Gülle eingebracht und damit Stickstoff in der Gülle als wertvoller Dünger gebunden. Erste Feld- und Laborversuche zeigen, dass der pH-Wert der Gülle durch natürliche Milchsäurebakterien effektiv gesenkt werden kann, wodurch sich die Emissionen um bis zu 80 Prozent reduzieren. Allerdings muss die Dosierung individuell angepasst werden. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die verbesserte Düngewirkung der Gülle, die den Zukauf von Mineraldünger reduzieren könnte. Und auch der Geruch der behandelten Gülle verändert sich, teilweise sehr positiv. Weitere Forschungen, etwa zu Tanninen als Zusatzstoff, laufen bereits. Sobald die Methode offiziell anerkannt ist, werden die Ergebnisse auch Open Source zugänglich sein.
Weniger Flatulenzen?
„Kühe stoßen täglich über 300 Liter Methan aus, ein Treibhausgas, das 28-mal schädlicher als CO₂ ist“, erklärt Alina Frankl vom Projekt FEEDALGO. Ihr Team hat sich zum Ziel gesetzt, das durch einen Algenfutterzusatz zu ändern: „Die Rotalge Asparagopsis taxiformis hat sich in Studien als wirksam erwiesen, die Methanproduktion bei der Verdauung zu senken. Entscheidend ist dabei der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, der durch Gefriertrocknung erhalten bleibt.“
Die Produktentwicklung ist mittlerweile abgeschlossen und erste Gespräche mit landwirtschaftlichen Partnern laufen. Studien aus Schweden und Pilotprojekte in Australien bestätigen die Wirksamkeit des Algenzusatzes: „Methanemissionen werden reduziert, ohne die Qualität von Milch oder Fleisch zu beeinträchtigen.“ Gleichzeitig verbessere sich die Lebensqualität der Tiere durch weniger Verdauungsstress. Ziel sei es, das Produkt breit verfügbar zu machen, um einen echten Beitrag zur Klimawende zu leisten.
Langfristig möchte FEEDALGO die Landwirtschaft nachhaltiger gestalten, auch im Hinblick auf mögliche künftige Methanabgaben, wie sie in Dänemark geplant sind. Der Fokus liegt darauf, Umweltkosten in Produktpreise einzubeziehen und nachhaltigen Konsum zu fördern.
Viehfutter aus Abfall
„Waste2Value“ ist der Slogan der Reploid Group – sie hat eine innovative Lösung zur Verwertung organischer Reststoffe entwickelt. In ihren Insektenfarmen in Europa werden täglich 20.000 kg Bioabfall in Viehfutter umwandelt. Die Farmen stehen dezentral bei Partner*innen, bei denen große Mengen an Reststoffen anfallen. Sie laufen weitgehend autonom und werden kontinuierlich von Reploid serviciert.
„Eine einzelne ReFarmUnit erlaubt es uns, pro Jahr 10.000 Tonnen Reststoffe aus der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie im Sinne der Kreislaufwirtschaft nachhaltig zu verwerten. Wir etablieren derzeit regionale Netzwerke aus mehreren ReFarmUnits, um unseren Impact kontinuierlich zu steigern“, erklärt Tiermediziner Philipp Zimmermann, Communications Reploid Group.
Die zentrale Rolle spielen dabei die Larven der Schwarzen Soldatenfliege: Sie verwerten organische Materialien und erzeugen wertvolle Proteine, Fette sowie „Insektenfraß“ – ein Gemisch aus Überresten des Mastsubstrats, chitinhaltigen Larvenhüllen und Insektenkot. Dies birgt großes Potenzial als umweltfreundliches Düngemittel und Biostimulanz (Pflanzen-Hilfsstoff).
Das Modell „Waste2Value“ stärkt somit regionale Stoffkreisläufe, reduziert Transportemissionen und könnte Europas Abhängigkeit von Soja- und Fischmehlimporten verringern. Außerdem profitieren Landwirt*innen von zusätzlichen Einkommensquellen. Die EU arbeitet aktuell an Richtlinien für den Einsatz von Insektenzucht im Bio-Landbau, mit neuen Vorgaben ab 2025.
Fazit
Eine angemessene finanzielle Wertschätzung, eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten, mehr Bio in der öffentlichen Beschaffung und Gastronomie, Kostenwahrheit und Innovation können die nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion auf Erfolgskurs bringen. Die Vorteile liegen auf der Hand.
Johanna Sommerauer
Wesentlichkeit in der Landwirtschaft
Johannes Tintner-Olifiers, Landwirtschaftsexperte bei EY-denkstatt
Die Hauptbaustellen der Landwirtschaft liegen in der Dekarbonisierung, Klimawandelanpassung und im Schutz bzw. Erhalt von Biodiversität und Ökosystemleistungen.
- Für die Dekarbonisierung müssen die mineralischen Düngemittel im Ackerbau minimiert werden. Das sind Luxusgüter, wenn die Emissionslast betrachtet wird. Die Nährstoffe müssen dann allerdings anderweitig rückgeführt werden, über organische Düngemittel. Derzeit gibt es klare Limits in der Verfügbarkeit.
- Beim Klimarisiko zeigen die Verbreitungskarten von Feldfrüchten im Jahre 2050, dass wir teils massive Produktionseinbußen kaum verhindern werden können – und alle Anstrengungen in den Bodenschutz und die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit stecken müssen. Der Schlüssel dabei ist die Wasserspeicherfähigkeit der Böden.
- Hinsichtlich Biodiversität und Ökosystemleistungen müssen wir anerkennen, dass uns einige Schritte in der Industrialisierung und Intensivierung in eine bedrohliche Verarmung verfrachtet haben. Die Biomasse, aber auch die Artenzahl wichtiger Tiergruppen ist soweit gesenkt, dass wir handeln müssen. Aktuell sind die entsprechenden Kenngrößen in dicht bebautem, urbanem Gebiet mitunter deutlich besser als in der Agrarlandschaft. Das muss uns zu denken geben.
- Nature-based-Solutions können Win-win-win-Solutions sein. Es braucht wieder ein Schließen der Nährstoffkreisläufe von Ackerbau und Viehzucht. Hier wurde jahrzehntelang gegengesteuert – das kann man allerdings nicht einfach, und vor allem nicht schnell, zurückdrehen.
Quellen und weiterführende Informationen:
Dr. Stagl: Sustainable Food Systems – Wege zu nachhaltigen Lebensmittel- und Ernährungssystemen, Vortrag zu den externen Kosten der Landwirtschaft (ppt)