Dr.in Silvia Fluch, Vorstand
Algen sollen das Nahrungsmittel der Zukunft sein um die wachsendende Weltbevölkerung bei gleichzeitiger Schonung der Ressourcen zu ernähren. ecoduna hat ein biotechnisches Verfahren für die Produktion von Mikroalgen im industriellen Maßstab entwickelt und weltweit patentiert. Nach Jahren der Forschung und Entwicklung wurde Mitte März 2018, auf einer Fläche von 10.000 m², eines der größten Mikroalgen-Wachstumssysteme Europas eröffnet.
Wieso interessieren Sie sich für die Produktion von Algen?
Mein Interesse an Mikroalgen besteht schon lange - zuerst im Forschungsumfeld, und jetzt in einer Produktionsfirma. Dennoch sind sie größtenteils unerforscht - und so eröffnet sich ein breites Betätigungsfeld.
Welches Ziel hatten Sie zu Beginn Ihrer Aktivitäten und wie hat es sich in der Zwischenzeit verändert?
Im akademischen Umfeld (über 20 Jahre angewandte Forschung) galt mein Interesse dem Verständnis von Ökosystemen, im speziellen dem Verständnis von Biodiversitätsfragestellungen auf verschiedenen Ebenen - sei es im Forst oder in agrarisch genutzten Systemen. Jetzt konzentriert sich dieser systemisch-analytische Ansatz auf das Systemverständnis an der Schnittstelle Technik/Biologie. Um Mikroalgen zu produzieren, muss man sowohl ein tiefes Verständnis für die Technik des Photobioreaktoren entwickeln, zur gleichen Zeit aber die Biologie nicht aus dem Auge verlieren - denn das technische System bildet nur die Umgebung, in dem das System 'Alge' bestmöglich performen soll.
Was bedeutet Erfolg für Sie?
Eine innovative Idee zum Leben zu erwecken, und jeden Tag der Umsetzung einen Schritt näher zu kommen.
Was waren die größten Hindernisse am Weg? Wie haben Sie sie bewältigt?
Wenn man in einem Themenfeld unterwegs ist, das noch niemand bearbeitet hat, stellen sich viele Herausforderungen. Während man viele technische Fragen empirisch, wenn auch manchmal unter großem finanziellen Aufwand, beantworten kann, so sind vorgefasste Meinungen oftmals schwierig zu ändern. Konsequentes Verfolgen von Zielen mit unserem Entwicklungsteam und eine offene Kommunikation (auch über Schwierigkeiten) nach außen, haben uns sehr geholfen. Nicht zuletzt auch die finanzielle Unterstützung von derzeit über 700 Investoren, die an die Idee glauben so wie wir.
Was war Ihr größter Misserfolg? Was haben Sie daraus gelernt?
Misserfolg ist vielleicht ein zu starkes Wort. Herausforderungen, die sich einem stellen und die man nicht meistern kann, ist eher der Situation entsprechend. Und da gab es doch viele. ZB der Versuch Förderinstitutionen im Bereich Forschung davon zu überzeugen, dass Ecoduna und die Idee der Mikroalgenproduktion in Österreich förderwürdig ist – in dem Zusammenhang musste ich einsehen, dass man starre Institutionen nicht davon überzeugen kann, dass neue Ideen auch in Österreich erfolgreich sein können. Learning: Energie zu fokussieren und in Bereichen einsetzen, die für den Erfolg des Unternehmens wesentlich sind.
Was waren die wichtigsten Argumente um Investoren von ecoduna zu überzeugen?
Das große Potential der Mikroalgen, und die daraus abgeleiteten Marktchancen einerseits, aber auch die patentierte ecoduna-Technologie hat Investoren überzeugt. Aber nicht nur Zahlen und Fakten überzeugen - ecoduna Investoren sind überzeugt, dass die nachhaltige Technologie ein großes Potential für die Zukunft hat - und sie möchten beitragen zu einer nachhaltigen, und lebenswerten Zukunft auf unserem Planeten.
Was sind Ihre nächsten Ziele?
Einerseits werden wir voraussichtlich bereits 2019 in Bruck an der Leitha unsere Anlage auf 3ha erweitern, andererseits wird die Technologie auch international für Anlagen in verschiedenen Regionen der Welt zum Einsatz kommen.
Welche Sustainable Development Goals (SDGs) sind für Ihren Bereich besonders wichtig? Wo tragen Sie ganz besonders bei?
Mikroalgen haben ein immenses Potential - von der Energieversorgung bis zur Lebensmittelsicherheit über die Rettung der Meere oder als Bausteine für eine gesunde Ernährung - bei beinahe 50 % der SDGs werden Mikroalgen künftig einen wichtigen Beitrag leisten können. Derzeit stehen wir noch am Anfang - aber mit der ecoduna Technologie ist ein erster Schritt gemacht, um zu zeigen, dass man Mikroalgen in Zukunft in vielen Regionen der Welt produzieren, und für mannigfaltige Einsatzmöglichkeiten verwenden kann. Eine Technologie mit großem Zukunftspotential Made in Austria.
Die SDGs sind ein wesentlicher Meilenstein zu einer nachhaltigen Entwicklung der Welt.
Wie sehen Sie das?
Ja, es ist hoch an der Zeit, dass es ein Umdenken gibt. Doch ob SDGs das wirklich bewegen können ist fraglich. Das Umdenken muss meiner Meinung nach bei jedem Einzelnen beginnen - es kann nicht von oben aufoktruiert werden.
Was brauchen wir dazu? Wo sollte begonnen werden?
Ethik und Bildung sind sicher wichtige Themen - zirkuläre soziale Marktwirtschaft auch. Es beginnt bei jedem Einzelnen.
Eckdaten zum Unternehmen:
Firmenname, Rechtsform, Ort: ecoduna AG/eparella GmbH, Bruck an der Leiha, ecoPlus, 1. Strasse Nr 8
gegründet: 2010
Branche: Lebensmittelproduktion (Nahrungsergänzungsmittel)
MitarbeiterInnen: 30
Website: www.ecoduna.com