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Es gibt nur ein Vorwärts und das ist schon sehr positiv.

Tanja Dietrich-Hübner, Rewe, übergibt nach 14 Jahren die Verantwortung für den Bereich Nachhaltigkeit an Andreas Streit. Wir haben die beiden zum Gespräch gebeten.

Doppelportrait: Andreas Streit und Tanja Dietrick-Hübner.
Fotos: Pfeffel & Partner, Stefan Gergely

BUSINESSART: Frau Dietrich-Hübner, seit 2010 haben Sie den Bereich Nachhaltigkeit bei Rewe Österreich geleitet und geben nun den Stab an Andreas Streit weiter. Was machen Sie jetzt?

Tanja Dietrich-Hübner: Ich habe 2010 damit begonnen, Beziehungen zu Stakeholdergruppen im Bereich Nachhaltigkeit aufzubauen, um deren Blickwinkel, Vorstellungen, Bedürfnisse und Wünsche einzubeziehen und mitzudenken.  Und natürlich sieht man da die Hotspots, aber auch die Potenziale.   

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Stakeholdern über die Jahre verändert?

Dietrich-Hübner: Zu Beginn waren die Begegnungen mit zivilgesellschaftlichen Gruppen und den Ministerien eher konfrontativ oder desinteressiert. Vielleicht dominierte das Misstrauen, die Sorge, ob wir die Anliegen überhaupt ernst nehmen. Aber gerade durch die Langfristigkeit unserer Projekte und Programme haben wir gezeigt, dass wir uns mit den Themen wirklich beschäftigen und uns strategisch ausrichten. Heute sind die Kooperationen lösungsorientiert – das ist für mich schon eine sehr, sehr signifikante Veränderung.


Gibt es Meilensteine, auf die Sie ganz besonders stolz sind?

Dietrich-Huebner: Ich bin stolz, dass wir 2009 den ersten Nachhaltigkeitsbericht im Lebensmitteleinzelhandel gemacht haben, wobei ich da noch nicht mitgearbeitet habe. Im zweiten Jahr haben wir schon einige Daten gesammelt und relevante Zahlen inkludiert. Dass wir damals schon nach dem GRI-Standard berichtet haben, war bemerkenswert.

Besonders stolz bin ich persönlich auf das Pestizidreduktionsprogramm, das wir mit Global 2000 durchführen. Alle Obst- und Gemüseprodukte, ob aus dem Inland oder dem Ausland, werden auf Rückstände geprüft, und aus den Ergebnissen entsprechende Projekte abgeleitet. Dass wir da draufgeblieben sind, das Projekt immer weiterentwickelt haben – trotz vieler Herausforderungen – und mit unseren Leuchtturmprojekten in der Produktion wirklich Änderungen angestoßen haben, das finde ich wichtig.

Welche Änderungen haben Sie in der Landwirtschaft damit angestoßen?

Dietrich-Huebner: Wir haben ja immer strengere Maßstäbe gesetzt, schon sehr früh bei Glyphosat. In der Apfel-Produktion haben wir begonnen, mit Nützlingen zu arbeiten und einige Herbizide zu ersetzen. Bei einigen Produktgruppen wurde eine Reduktion der Pestizidbelastung um mehr als die Hälfte erreicht. Gerade bei den wöchentlichen Prüfungen muss man auch die meteorologischen Bedingungen bedenken – wenn diese nicht passen, es besonders trocken oder besonders nass ist, muss man mehr spritzen. Denn einen Ernteverlust dürfen wir natürlich nicht riskieren.

Darüber hinaus haben wir die gemeinnützige Stiftung Blühendes Österreich gegründet, gemeinsam mit Bird Life, einer renommierten Naturschutzorganisation. Das ist etwas, worauf ich wirklich stolz bin. Natürlich wäre das nicht gelungen, wenn nicht auch der nötige Support aus dem Haus vorhanden gewesen wäre.

Wie ist es Ihnen gelungen, die Menschen im Unternehmen mitzunehmen?

Dietrich-Huebner: Es ist wichtig, die Leute im Unternehmen immer wieder für Nachhaltigkeit zu begeistern und davon zu überzeugen. Diese Überzeugungsarbeit ist manchmal auch eine Challenge. Manchmal denkt man sich: „Puh, fangen wir jetzt wieder bei null an?“

Manchmal geht es langsamer, als man es sich wünscht. Wir haben in der Nachhaltigkeit auch diese Philosophie verfolgt: Wir gehen lieber kleinere Schritte und reden nicht ganz so laut darüber, und machen erst die großen Schritte, wenn wir gut vorbereitet sind. Zum Beispiel bieten wir mittlerweile hundert Prozent österreichisches Frischfleisch an. Und auch das Thema Tierwohl haben wir lange vorbereitet, da müssen viele Akteure zusammenarbeiten – das geht nicht einfach so von null auf hundert.

Wie lange dauert es, bis so ein Projekt umgesetzt werden kann? Zum Beispiel das Tierwohlprojekt?

Dietrich-Huebner: Mit Tierwohl in einem breiten Segment haben wir 2013 begonnen. Da gab es Probleme in der konventionellen Hühnermast, die mit besserer Tierhaltung gelöst werden konnten.  Das „Fair zum Tier“-Programm haben wir in den letzten vier Jahren sukzessive ausgeweitet – sodass wir nun Frischfleisch vom Schwein, Rind und Huhn und auch Milch und andere Milchprodukte in Tierwohlqualität haben. In der Frischfleischtheke in allen Billa Plus- und einigen Billa-Märkten bieten wir ausschließlich ein Tierwohl-Sortiment an. Wir haben zuerst in der Theke begonnen, denn hier können wir mit den Kund*innen besser interagieren. Zunehmend werden die Produkte auch im Selbstbedienungsbereich ausgerollt.

Das heißt, man braucht gerade in der landwirtschaftlichen Produktion einen langen Atem.

Dietrich-Huebner: Genau. Es gab es schon vorher kleine Projekte und Studien. Und natürlich wären wir nicht so weit, wenn wir nicht „Ja Natürlich!“ gehabt hätten, und die Kolleg*innen das Thema mit sehr hochwertigen Tierwohl-Standards und guter Werbung vorangetrieben haben. Die ersten Erfahrungen kamen aus dem Biobereich und wir haben geschaut, wie wir Verbesserungen im konventionellen Sortiment entsprechend integrieren oder auch ausbauen können.


Wie steht es um den sozialen Aspekt bei Rewe?

Dietrich-Huebner: Aus Konsument*innensicht ist das Sortiment das Hauptkriterium, um bei uns einzukaufen. Wichtig ist uns aber auch das Thema Arbeitsplätze. Wir legen seit Jahren einen großen Fokus auf Menschen mit Behinderungen. Wir erfüllen noch nicht die gesetzliche Quote, aber mit 700 Beschäftigten und 51 Lehrlingen mit Behinderung sind wir bei Billa schon ziemlich nah dran. Das ist wirklich outstanding, hier sind die Kolleg*innen im Personalbereich und in den Märkten besonders engagiert. Es sind viele individuelle Lösungen notwendig und viel Überzeugungsarbeit ist zu leisten.  
Stolz bin ich auch auf unser „Lernen macht Schule“-Projekt, das wir seit 12 Jahren mit der Caritas und der Wirtschaftsuniversität Wien durchführen. Bei diesem Projekt werden Kinder aus benachteiligten Familien von Lernbuddies unterstützt oder zu Freizeitveranstaltungen begleitet. Wir verstehen uns nicht nur als Sponsor, sondern es gibt gemeinsame Veranstaltungen, bei denen die Buddies Rewe-Manager*innen und ihre Arbeit kennenlernen. Oder wir nutzen Kooperationen, zum Beispiel mit der Wiener Austria, über die Kinder die Jugendmannschaft kennenlernen oder zum Fußballspielen mitgehen können. Das sind schöne und langfristige Projekte.


Gibt es auch etwas, was nicht gelungen ist?

Dietrich-Huebner: Ja, wir waren mit unserem Label „Pro Planet“ ein bisschen zu früh dran. Dahinter stand eigentlich ein fast kompletter ökologischer Fußabdruck, also CO2, Wasser, Einträge, Pestizide, Humus und so weiter. Die Erhebung dieser Daten war natürlich unfassbar aufwendig und sehr kostenintensiv. Wir haben es nicht geschafft, den Kund*innen den Mehrwert zu transportieren, was ich sehr bedauere. Aber wir haben dann die Themen aufgesplittet – in die Stiftung Blühendes Österreich, in Programme für Tierwohl und zur Pestizidreduktion und in Maßnahmen, die das Klima betreffen.

Auch im Verpackungsbereich hätte ich mehr erwartet, nämlich bessere Alternativen. Die Verpackungsindustrie war da ein bisschen langsam. Aber in den letzten Jahren ist ein Turbo gezündet worden. Dennoch bleibt es ein schwieriges Thema.  

Wieso ist die Verpackung ein schwieriges Thema?

Andreas Streit: Verpackungen müssen aufgrund ihrer Komplexität und Bedeutung im Gesamtsystem und nicht isoliert betrachtet werden. Im Vordergrund steht aber immer das Produkt und der Produktschutz.

Ist der Schutz für ein Produkt aufgrund einer unzureichenden Verpackung mangelhaft, führt dies zu einem erhöhten Umweltfußabdruck oder zu einer Umweltbelastung, die die positiven Effekte der Verringerung der Verpackungsmaterialien wieder wettmacht oder übersteigt. Bei Obst- und Gemüseverpackungen geht die Entwicklung hin zu biologisch abbaubaren Materialien, die nicht nur technisch kompostierbar sein müssen, sondern auch auf dem eigenen Komposthaufen verwertet werden können.

Ein anderes Beispiel ist das Kunststoff-Recycling. Recyclingkunststoffe können bisher nur eingeschränkt für Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden, da die Gefahr der Kontamination und des Eintrags unerwünschter Stoffe in Lebensmittel höher ist als bei Neupolymeren. Dafür braucht es ein geeignetes Framework.  

Dietrich-Hübner: Das sind viele Hürden, die ein einzelnes Unternehmen nicht hebeln kann.

Wir haben zum Bespiel eine Graspapierverpackung ausprobiert. Aber auch die enthält Kunststoff. Das bringt dann ja wieder nichts. Wir haben die ersten Recycling-Kunststofftaschen auf den Markt gebracht. Denn das wäre die nachhaltigste Lösung. Aber sie konnten sich nicht durchsetzen. Jetzt gibt es halt die Papiertaschen. Manchmal muss man auch bereit sein, wieder einen Schritt zurückzugehen.

Was sind die Trends in der Verpackung?

Streit: Der Trend geht hin zu Monomateriallösungen, da diese einfacher zu recyceln sind, aber auch das chemische Recycling im Kunststoffbereich wird zunehmen.  Die Packaging Waste Regulation der EU wird derzeit angepasst – dadurch wird sich hier noch einiges ändern.

Rewe Österreich ist ja Teil des Rewe-Konzerns. Wie selbstständig kann Österreich agieren? Wo ist Österreich Vorreiter, wo Nachzügler?

Dietrich-Huebner: Wir sind ein europaweit agierendes Unternehmen und profitieren sehr stark voneinander. Unsere Themen, wie das Tierwohl oder die Biodiversität, werden von den anderen Ländern natürlich beobachtet.

Gleichzeitig muss Nachhaltigkeit immer auch ein nationales Thema sein, das wirklich in der Organisation selbst stark verankert ist, damit es von den Mitarbeiter*innen mitgetragen wird. Nachhaltigkeit kann nicht von oben verordnet werden und für Kund*innen muss der Nachhaltigkeitsaspekt verständlich sein. Auf diesem Gebiet sind die Länder sehr unterschiedlich unterwegs. Daher ist es auch extrem wichtig, die Maßnahmen abgestimmt auf den eigenen Markt zu entwickeln, auch wenn es natürlich eine europaweite Linie gibt. Denn gemeinsame Themen können nur gemeinsam gelöst werden.

Herr Streit, Sie kommen aus der Industrie und sind in einen Handelskonzern gewechselt. Das sind ganz andere Logiken, andere Kund*innen. Wieso wollten Sie in den Handel?

Das Herzstück in der Industrie ist die Herstellung von Produkten, der Handel ist das Bindeglied zwischen Produzent*innen und Kund*innen. Mich hat es gereizt, nach Jahrzehnten in der Industrie im Handel ganz nah bei den Kund*innen, und somit nahe am Ursprung der Bedürfnisse, aktiv sein zu können.

Was hat Sie bei Rewe überrascht?

Streit: Die Größe des Unternehmens. Auch die Industrieunternehmen, in denen ich tätig war, waren große Unternehmen, aber Rewe bzw. Billa ist eine Klasse für sich. Trotzdem herrscht ein sehr familiärer Umgang mit den Mitarbeiter*innen.

Billa ist in vielen nachhaltigen Aspekten schon sehr weit, wie beispielsweise bei Frischfleisch, das zu 100 Prozent aus Österreich kommt, mit „Fair zum Tier“, aber auch mit der Billa-Privatstiftung „Blühendes Österreich“.  Wir müssen viele Dinge vorantreiben, um auch als nachhaltig wahrgenommen zu werden.

Was waren Ihre ersten Schritte?

Streit: Das Onboarding war sehr wichtig. Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, mich mit Kolleg*innen im Unternehmen kurzzuschließen und nachzufragen, wie ein Handelsunternehmen funktioniert. Billa ist doch ein sehr großes Unternehmen und dementsprechend komplex. Da ist es ganz wichtig, das Big Picture zu haben und herauszufinden, wie alles funktioniert.


Wie funktionieren Rewe und Billa?

Streit: Effizient und familiär.

Dietrich-Huebner: Wir sind als Handel sehr hands-on-orientiert. Bei all unseren Entscheidungen, die wir in den zentralen Bereichen diskutieren, müssen wir mitbedenken, dass das dann im Geschäft und bei den Kund*innen umgesetzt werden kann. Dieser Kreislauf ist sehr schnell und sehr kurz, und dieses Hands-on bedeutet dann auch, dass man in die Umsetzung eingebunden ist und mitanpacken muss. Genau das macht es für uns ja auch so unglaublich interessant, weil ein so breites Feld ist und auch sehr unmittelbar in Richtung Gesellschaft und Kund*innen wirkt.
Streit: Der Handel bekommt Änderungen in der Wirtschaft und der Gesellschaft relativ rasch mit. Ich glaube, wenn man da nicht kooperativ miteinander umgeht, dann hat man sehr schnell verloren. Da ist meine Wahrnehmung gefordert.

Wie arbeiten Sie zusammen?

Streit: Ich habe den großen Vorteil, dass Tanja nach wie vor im Unternehmen ist. Ich schätze Tanja sehr, sie hat eine langjährige Erfahrung und ist nach wie vor der Nachhaltigkeit durch ihre neue Funktion verbunden. Daher können wir uns immer wieder kurzschließen und abstimmen.

Dietrich-Huebner: Ich habe mit Andreas einen tollen Nachfolger. Wir sind mit Herausforderungen konfrontiert, für die Andreas viel Kompetenz mitbringt: Supply Chain Management, Audits, Standards, Zertifizierungen – das alles brauchen wir vor dem Hintergrund der Regulierungen für den Report jetzt ganz massiv. Dafür müssen neue Systeme und Prozesse aufgesetzt und in die internationale Zusammenarbeit integriert werden.

Was ist das die größte Herausforderung?

Dietrich-Huebner: Die größte Herausforderung ist der Shift der Nachhaltigkeit von der Freiwilligkeit in die Regulierung, die ein hohes Maß an Administration notwendig macht, um die entsprechenden Nachweise führen zu können. Dazu kommt, dass unterschiedliche Anforderungen in relativ kurzer Zeit umgesetzt werden müssen und sich alles gleichzeitig entwickelt. Obwohl wir bisher immer eine Umweltbilanz mit externen Partnern gerechnet haben, ist die Einbeziehung der Lieferkette im Rahmen von Scope 3 eine Challenge.

Streit: Da kann ich beruhigen. Insbesondere sprechen wir jetzt über die Dekarbonisierung, das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad Celsius. Die Industrie, die dem Handel vorgelagert ist, ist schon sehr aktiv, viele Unternehmen nehmen bereits seit einiger Zeit an der Science-Based-Targets-Initiative teil. Klar muss aber auch sein, dass Dekarbonisierung im Bereich des Scope 3 nur miteinander geht – weil ja von der Lieferkette bis zu den Kund*innen alles dekarbonisiert werden muss.


Was sind denn Ihre nächsten Schritte?

Streit: Die Entwicklung einer stringenten Systematik zur Erfüllung der massiven regulativen Anforderungen, die kommen – von der Packaging and Packaging Waste Regulation über die Green Claims Regulation bis zur Taxonomie etc. Das muss parallel abgearbeitet werden. Hinzu kommen geänderte Kund*innenerwartungen, die wir erfüllen müssen.


Wie haben sich die Kund*innenerwartungen geändert?

Streit: Die Anforderungen der Kund*innen steigen stetig. Sie achten genau darauf, wo ein Lebensmittel herkommt, wie es produziert wird und auch, wie nachhaltig die Verpackung ist. Das wird auch in Zukunft so sein.


Wirkt nicht die Inflation dämpfend auf die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten?

Dietrich-Huebner: Die Inflation hat natürlich insofern einen Impact, als sie kurzfristig den Fokus auf Qualität oder Regionalität mehr in Richtung Preis verschiebt. Die Leute haben tatsächlich weniger in der Geldbörse. Da braucht es wieder mehr Awareness.
Trotzdem sehen wir ganz eindeutig, dass Nachhaltigkeit gerade bei den jüngeren Zielgruppen relevant ist, wenn man zum Beispiel den reduzierten Fleischkonsum anschaut – der Wandel ist da.

Das Plant-based-Thema ist eben keine Nische mehr, sondern hat definitiv einen Platz in der Ernährung gefunden, vor allem bei jungen Menschen – und nicht nur bei Veganer*innen, auch bei der steigenden Zahl an Flexitarier*innen, die sich sehr ernährungsbewusst verhalten, zunehmend auf Fleisch und Meeresfisch verzichten oder dessen Konsum deutlich reduzieren und einfach anderes ausprobieren wollen. Sie wollen wir mit interessanten Produkten inspirieren.

Wie passt das mit der Zunahme von Convenience Produkten zusammen?

Dietrich-Huebner: Manche Entwicklungen müssen ein bisschen harmonisiert werden, wie der Convenience-Trend. Viele Menschen wollen nicht aufwändig kochen oder können es gar nicht, aus beruflichen oder familiären Gründen. Sie wollen eine Art „Sorglos-Paket“ mit guten Produkten, die ihren Werten und ihrem Lebensstil entsprechen, und das so einfach und so sichtbar wie möglich.

Das ist der Auftrag, unseren Kund*innen, die die ganze Bandbreite der Gesellschaft darstellen, ihren Werten und ihrem Lebensstil gemäß das Passende anzubieten – im bestmöglichen Preis-Leistungsverhältnis.
Generell wird sich alles in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickeln müssen. Denn nur eine regenerative Landwirtschaft wird eine Landwirtschaft der Zukunft sein, nur eine CO2-arme Wirtschaft wird eine Wirtschaft der Zukunft sein.

Wenn wir einen Bogen über die letzten 15 Jahre spannen: Wie hat sich das Management von Nachhaltigkeit in Unternehmen verändert?

Dietrich-Hübner: Wir haben 2009, den ersten Nachhaltigkeitsbericht im Lebensmitteleinzelhandel gemacht, da war das ein ganz neues Metier. Es gab natürlich immer schon Abfallbeauftragte und die klassische CSR, mit dem Fokus auf soziale Verantwortung, mit entsprechenden Projekten und Aktivitäten, das alles war nicht neu. Tatsächlich neu ist, dass Nachhaltigkeit ein Managementthema geworden ist und die strategische Ausrichtung bestimmt, dass der Fokus auf jene Handlungsfelder gelegt wird, die man als die wichtigsten Hebel im Unternehmen und im Umfeld des Unternehmens für eine nachhaltige Entwicklung sieht. Und nun beginnt eine neue Phase: Die Nachhaltigkeitsthemen werden durch die kommenden Regulierungen noch mehr mit Daten gemanagt werden.

Mit Ihrer langjährigen Erfahrung: Was müssen CSR-Verantwortliche heute können bzw. mitbringen, um erfolgreich zu sein?

Dietrich-Huebner: Allen voran die Begeisterung für dieses Thema. Man muss wirklich etwas verändern wollen, darf sich nicht schnell entmutigen lassen, braucht einen langen Atem.

Das zweite ist die Fähigkeit, zu kooperieren und zu kommunizieren, sich rasch zu vernetzen mit den Akteuren im Haus und mit den Stakeholder-Gruppen außer Haus. Und drittens muss die Person bereits eine fachliche Kernkompetenz mitbringen, in der sie auch wirklich sehr gut ist. Es braucht dieses absolute Streben nach sehr guten Leistungen, um ernst genommen zu werden. Das finde ich schon extrem wichtig, weil es um wahnsinnig viel geht, nämlich um unsere Zukunft.

Streit: Dem kann ich nur beipflichten. Die Challenge ist, mein Gegenüber zu überzeugen. Dafür brauche ich ein hohes Maß an Empathie und sollte auch in gewisser Weise eine diplomatische Persönlichkeit sein. Darüber hinaus braucht es natürlich auch eine Portion Idealismus, um trotz der häufig auftretenden Konflikte und dem entmutigenden Gedanken „das bringt doch nichts“ die Fähigkeit zu haben, daraus ein „das bringt doch was“ zu machen. Analytische Fähigkeiten sind ebenfalls von großem Vorteil, da Nachhaltigkeit alle Bereiche des Unternehmens durchdringt und alle Themen mit Nachhaltigkeit zu tun haben, die letztendlich durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in Daten umgesetzt werden.
Dietrich-Huebner: Nachhaltigkeit hat sich in den Mainstream bewegt. Früher war es ein Nice-to-have, heute ist es ein Must-have. Es ist schön, jetzt die Bestätigung zu bekommen, genau in dieser Veränderung, in dieser Transformation eine Stimme mittendrin zu sein. Es gibt nur ein Vorwärts und das ist schon sehr positiv.

BUSINESSART:  Danke für das Gespräch.

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