Glücklich im Job
Sind Sie zufrieden, wenn Sie auf das letzte Jahr zurückblicken? Hat sich Ihr Einsatz gelohnt? Roswitha M. Reisinger hat mit UnternehmerInnen und ManagerInnen gesprochen, die mit und in ihrem Beruf glücklich sind, und sie gefragt, wie ihnen das gelungen ist.
Andrea Angermann: Organisation & Netzwerk
Wenn ich auf 2015 zurückblicke bin ich sehr zufrieden mit meiner Performance. Wie ich das gemacht habe? Ich hab eine neue Herausforderung im Unternehmen angenommen. Trotz der Komplexität, viel Neuen und der Mitnahme von Aufgaben aus meiner vorhergehenden Position, bin ich glücklich geblieben. Das gelang mir durch rechtzeitiges Delegieren, Vorantreiben einer gelungeneren internen Kommunikation und durch Setzen von Prioritäten. Anforderungen und mein Können/meine Fähigkeiten halten sich die Balance. Ich kann Beruf und Familie durch die tatkräftige Unterstützung meines Mann (schulpflichtiges Kind, beide Eltern in Vollzeit beruflich gefordert) vereinbaren. Wichtig ist ein straffes Zeitmanagement im Job. Aber auch die freie Zeit muss geplant sein und ganz besonders intensiv genützt werden, um wieder Energien aufzutanken. Ich habe ein gutes privates und ein gutes, stabiles Netzwerk im Betrieb, das mir positives Feedback gibt. Ich habe erkannt, Glück nicht als Kontinuum zu betrachten, aber es in vollen Zügen zu genießen und als Quelle für meine Energie zu nützen.
Mag.a Andrea Angermann ist verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit, Marketing & Kommunikation sowie EU-Projekte bei Wien Work Integrative Betriebe und AusbildungsGmbH. www.wienwork.at
Thomas Klepits: Mein Job ist 100 % Verantwortung. 100% Stress. 100% Spaß.
Schon als Kind gehörte neben Fußball und Musik das Zeichnen zu meinen größten Leidenschaften, ich träumte von einer Karriere als Werbegrafiker und machte diese Leidenschaft tatsächlich zum Beruf. Es ist kein 08/15-Job und auch keine Arbeit, die von Montag bis Freitag 08:00 bis 16.00 Uhr erfolgt. Kreative Einfälle halten sich nicht an eine Stechuhr, sie kommen zu den ungewöhnlichsten Zeiten und Momenten. Und genau dann müssen sie zu Papier gebracht werden. Ich arbeite oft zu Zeiten, in denen andere schon ihren Feierabend oder ihren Schlaf genießen. Dafür genieße ich das Privileg, mir die Zeit generell frei einteilen zu können. Mein Credo bei der Arbeit: „Wer sich zu wichtig ist für kleine Arbeiten, ist meist zu klein für wichtige Arbeiten.“
Mein Credos im Leben: „Die wahre Lebenskunst besteht darin, in Alltäglichen das Wunderbare zu sehen. Nicht die Glücklichen sind dankbar, es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ Mein Ausgleich zum Job war früher der Sport, seit 2013 ist es meine wunderbare Familie, mit der ich so viel Zeit wie möglich genieße. Die Geborgenheit zu Hause, das „Angekommen Sein“ beim wirklich Wichtigen im Leben und die damit errungene Fähigkeit, das Leben jeden Tag aufs Neue zu genießen, sorgen automatisch für eine innerlich ausgewogene Balance.
Mit dem kontinuierlichen Wachstum der Agentur wurden auch die Arbeit und anfangs der Stress mehr. Doch Stress entsteht nur im Kopf, denn nicht die Umstände selbst bereiten uns Angst und Sorgen, sondern nur unsere Gedanken, wie wir damit umgehen. Der Sinn des Lebens ist nicht die Arbeit, nicht der Erfolg, nicht das Geld: Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
Thomas Klepits ist Creative Director und Geschäftsführender Gesellschafter der ideas4you Werbeagentur GmbH in Wien und Oberwart. www.ideas4you.at
Julia Demuth: selbstständig mit 24 Jahren
Ich habe im Oktober 2014 mein eigenes zeit.raum-Studio eröffnet. Ein Platz, an dem ich mein Hobby (Poledance) und meine Lebenseinstellung (Yoga) unter ein Dach gebracht habe und nun beides unterrichte. Ich habe davor, neben meinem Jusstudium, als Angestellte gearbeitet und rasch bemerkt, dass dies nichts für mich ist. Als Angestellte durften wir nichts selbstständig gestalten, bearbeiten oder entscheiden. Es wurde von der Art, wie ein Brief zu schreiben ist, bis hin zu welcher Farbe das Post-it haben soll, alles durch die Vorgesetzten entschieden. Ich bin sehr glücklich, dass ich den Schritt in die Selbstständigkeit schon so früh gewagt habe, denn so konnte ich ohne Erfolgsdruck Schritt für Schritt mein Unternehmen aufbauen. Ohne Verpflichtungen für Kinder oder Familie, ohne Schulden auf ein Haus oder ähnliches, konnte und kann ich dem zeit.raum-Studio Zeit zum Wachsen geben. Momentan kann ich mir keinen besseren Beruf für mich vorstellen. Die unterschiedlichen Aufgabenbereiche, die die Selbstständigkeit mit sich bringt, die Buchhaltung, die Organisation und das tatsächliche Unterrichten, halten meine Arbeit abwechslungsreich.
Julia Demuth, Trainerin und Eigentümerin des zeit.raum Studios, www.zeitraum-studio.at
Manfred J. Schieber: Was heißt denn schon zufrieden?
In einer Zeit, in der die Wirtschaft jeden Wunsch erfüllen kann und das Leben auf Pump jedenfalls in unserer Gesellschaft immer noch funktioniert, sind die wenigsten dankbar für das, was sie haben. Das Bedürfnis nach immer mehr ist einerseits intrinsisch getrieben, andererseits suggeriert uns die Werbung, dass wir noch lange nicht gut genug, sauber genug oder gesund genug, auf den Punkt gebracht: nicht erfolgreich genug sind.
Hilfreich für ein zufriedeneres Leben können das „Hineinhören“ in sich selbst und die klare Formulierung von Zielen sein. Die so genannten Vorsätze zum Jahreswechsel finden sich deshalb bei mir in einer Zielliste wieder und formulieren neben beruflichen und Bildungszielen auch Beziehungs-, Reise- und Freizeitziele. Die wohl nicht zu leugnenden Vorteile hierbei sind die individuelle Auseinandersetzung mit den eigenen Lebensumständen, ein längerfristiger Fokus und eine gewisse Resistenz gegenüber schnelllebigen Modetrends. Die Verschriftlichung hilft während des Jahres dabei, die Themen nicht aus den Augen zu verlieren. Am Ende jeden Jahres werden diese Ziele, 2016 sind es bei mir 61, evaluiert.
Nicht alles, was ich mir vornehme, erreiche ich auch. Aber viel wichtiger sind die Erkenntnisse der Analyse, welche Ziele wurden erreicht, welche werden übernommen bzw. revidiert und welche haben ihre Relevanz verloren. Ergänzt um neue Aufgaben geht es dann in die nächste Periode. Zufriedenheit ist unmittelbar verknüpft mit den eigenen Anschauungen und Werten und macht man sich dies bewusst, kann man insbesondere hierzulande eigentlich nur zufrieden sein.
Manfred J. Schieber, M.A., M.Sc., Entrepreneur, CUITEC Großküchentechnik GmbH.
Hannes Herbsthofer: Konsequente Betriebsausrichtung
Ich darf mit meinem Betrieb heuer auf das beste und erfolgreichste Jahr dieses Jahrtausends zurückblicken. Mein Betrieb hat sich nun mit 30 hoch motivierten Mitarbeitern auf eine wirtschaftlich sinnvolle Größe eingependelt. Unsere Kundenbetreuung ist mit zwei Außendienstmitarbeitern und mir auf einem Level angelangt, der nicht nur für unsere Kunden beste Betreuung und verantwortungsbewusste Arbeitsvorbereitung erlaubt, sondern auch die Work-Life-Balance unseres Führungsteams harmonisiert. Nach der ökologischen und sozialen Neuausrichtung unseres Betriebes hat nun auch der wirtschaftliche Erfolg unserer konsequenten Betriebsausrichtung angenehme, ausgewogene Ausmaße erreicht. Damit kann ich nicht nur meinen Mitarbeitern die Sicherheit eines langfristigen, regionalen Arbeitsplatzes bieten, sondern auch zielbewusst und optimistisch in die Zukunft blicken. Es ist sicherlich die Freude und Zufriedenheit an meiner Tätigkeit, die Zeit zulässt, einerseits die täglichen Herausforderungen eines Unternehmers zu bewerkstelligen und andererseits genügend Freiraum übrig lässt um unsere zukunftsorientierte Marktpositionierung erfolgreich umzusetzen. Träumen andere von beruflichen Veränderungen so kann ich mir nicht vorstellen noch eine andere unternehmerische Herausforderung anzunehmen, weil der Erfolg meines jetzigen Handelns mir die Sicherheit und den nötigen Humor verleiht um jeden Tag und jede Herausforderung optimistisch und vertrauensvoll mit meinem Team gemeinsam zu meistern.
Hannes Herbsthofer. Eigentümer von Herbsthofer Malermeister, Farbenhandlung und Vollwärmeschutz, Kaindorf. www.herbsthofer.com.