"Ich habe keinen Schritt dieser Reise alleine gehen müssen."
Hinnerk Hansen ist einer der Gründer des Impact Hub in Wien. Zudem war er viele Jahre weltweiter Geschäftsführer des Impact Hub und mitverantwortlich dafür, dass dieses Netzwerk auf aktuell fast 120 Standorte in über 60 Ländern angewachsen ist. Seit einigen Jahren fokussiert sich Hinnerk Hansen wieder ganz auf Österreich und Wien und treibt die hiesige Entwicklung konsequent und kontinuierlich voran: Hierbei verantwortet er vor allem die Gründungen und Eröffnungen des Climate Lab (2022), Future Health Lab (2023) und eines neuen Education Lab (2025). Dadurch hat sich der Impact Hub inzwischen als zentraler Akteur etabliert, wenn es um den Aufbau wirkungsorientierter Communities, das Initiieren sektorübergreifender Zusammenarbeit und die Unterstützung von Startups und Innovationen geht, die so dringend gebraucht werden, um eine gerechte und nachhaltige Wirtschaft Realität werden zu lassen.
BUSINESSART: Was war der Auslöser dafür, den Impact Hub aufzubauen?
Hinnerk Hansen: Ich habe den Impact Hub in Wien gemeinsam mit Alexis Eremia und Matthias Reisinger direkt aus dem Studium kommend gegründet. Trotz der damals aktuellen weltweiten Finanzkrise und obgleich der doch recht großen Skepsis, die uns begegnet ist – „soziales Unternehmertum“ war praktisch unbekannt, „Communities“ nicht greifbar und „Wirkung“ kaum verwendet oder erwartet beim Blick auf Gründungen und Unternehmen.
Aber wir waren überzeugt und wollten aufzeigen, dass wirkungsorientiertes Unternehmertum möglich und effektiv ist. Wir hatten aus eigener Erfahrung gesehen, was Räume, Vertrauen und Unterstützung für „Idealisten“ bedeuten können. Und wollten unsere Vision für eine nachhaltiger Welt nicht mit dem ersten Schritt in die Berufswelt aufgeben.
Zudem haben wir in anderen Städten gesehen, was ein gemeinsamer Ort – zum Treffen, Arbeiten, Lernen, Bestärken - bedeuten kann und einen solchen jedenfalls in Wien vermisst.
Was hat Sie ermutigt, so lang dranzubleiben?
Ich habe keinen Schritt dieser Reise alleine gehen müssen. Wir waren stets ein sehr enges Gründungsteam, hatten rasch eine uns vertrauende und mitgestaltende Community um uns herum, waren eingebettet in ein wachsendes internationales Netzwerk von Impact Hubs und konnten viele schnelle – unerwartete – Erfolge feiern, die uns dann wiederum bestärkten und inspirierten – trotz aller Herausforderungen, Zweifel, Verantwortungen und auch finanzieller Risiken.
Die Arbeit hat täglich Spaß gemacht und gezeigt, warum wir es machten.
Zudem war es etwas Besonderes, ein altes Industrieloft über sechs Monate lang gemeinsam in den Impact Hub umbauen zu können und dann tagtäglich, diesen für uns besonderen Ort erleben, nutzen und spüren zu können.
Was war das größte Hindernis?
Zurückblickend haben wir sehr viel Vertrauen gespürt und wurden immer wieder von einzelnen Personen/Organisationen ganz besonders – und für den jeweiligen Zeitpunkt eher untypisch – unterstützt.
Unternehmerisch aber sicher die größte Herausforderung war es, die Anfangsphase und gerade auch den Umbau der doch 400m2 zu finanzieren ohne Kompromisse in unserem Modell machen zu müssen. Es gab damals keine Förderungen für uns, aber die Erste Bank vertraute uns letztlich ihren ersten Kredit dieser Art an und wurde Partner der ersten Stunde.
Später war es immer wieder die Skepsis und auch Risikoaversion, mit der wir „kämpfen“ mussten, die uns aber auch stetig antrieb, unseren Weg und Ambition nicht zu verlassen.
Welche Kompetenzen/Skills waren für Ihren Erfolg besonders wichtig?
Wir waren sicher immer sehr authentisch in unserem Handeln, sehr konsequent auch in unserem Anspruch, etwas Nachhaltiges und Gutes zu schaffen. Jeder konnte sehen, dass wir nicht den für uns einfachen sondern den richtigen Weg gehen wollten - und dadurch haben wir sicher Vertrauen gewinnen können.
Nichts wäre ohne Partnerschaften, ohne Community, ohne Mitgestaltung möglich gewesen. Weder die Anfangsphase noch die letzten Jahre der Expansionen waren nur erfolgreich, weil andere Personen und Organisationen sich auf das Neue einlassen und mit uns in die gemeinsame Unternehmung gegangen sind.
Andere Faktoren waren sonst sicher auch, dass wir aktiv lernen wollten und uns nach Vorbildern gesehnt haben; dass wir immer einen sehr hohen Anspruch an die Qualität hatten und gerade auch an das Gestalten eines physischen sowie sozialen Raums; dass wir es sehr langfristig angegangen sind und geplant haben
Und sicher auch, dass wir als Gründertrio immer eng befreundet und gemeinsam durch jede Herausforderung oder Konflikt gegangen sind.
Wie kann der sorgsame Umgang miteinander und die sektorübergreifende Zusammenarbeit ein so greifbares Thema werden, dass alle Menschen dahinter stehen und mitmachen?
Es stehen wahrscheinlich noch nicht alle Menschen dahinter... aber um Schritte in die Richtung zu gehen, haben wir es immer mit einer klaren, positiven, persönlichen Einladung versucht – und damit, die Person (weniger die Institution/Unternehmung dahinter) anzusprechen: an das gemeinsame Ziel appelliert; daran, dass es alleine einfach nicht möglich ist, und für jede einzelne zu groß wäre; und dann sehr konkret aufgezeigt, wie wir zusammenwirken können, was ein geteilter Raum bedeuten kann, welche unerwarteten Impulse und Perspektiven helfen können... es braucht die Einladung, Wertschätzung, und die konkrete Erfahrung „eines anderen Ansatzes“
Gibt es einen Leitsatz / ein Leitmotiv Ihres Lebens?
Kein klassisches Motiv/Zitat, aber eine gerade in den Anfangsjahren und Entscheidungen im Studium wichtige Zeile war „Why are you racing if you don’t know what you’re running for“.
Impact Hub, Wien
Branche: Unternehmertum, Klima, Gesundheit, Bildung
Anzahl der Mitarbeiter*innen: 50+
Website: vienna.impacthub.net