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Klaus Reisinger
100 Prozent Klimaschutz

Nach vielen Jahren als Ziviltechniker übernimmt Gesellschafter DI Dr. Klaus Reisinger auch den Job als CEO bei ClimatePartner Austria. BUSINESSART hat nachgefragt.

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Klaus Reisinger, neuer CEO von ClimatePartner Austria Foto: Klaus Reisinger

BUSINESSART:  Was hat dich bewogen, deine Tätigkeit als Ziviltechniker zu beenden und dich ganz ClimatePartner Austria zu widmen?

Klaus Reisinger: Es waren mehrere Faktoren, kein einzelnes Ereignis: Ich bin seit einiger Zeit als „scientist for future“ tätig, ich arbeite seit 15 Jahren als Professor für Klimaschutz an der Burgenland Universität und ClimatePartner hat allein im letzten Jahr 18 neue Klimaschutzexperten eingestellt. Bei diesen Aktivitäten war ich fast ausschließlich mit jungen Menschen in Kontakt, diese fordern Klimaschutz massiv ein und machen uns „Boomer“ für den Klimawandel verantwortlich. Die jungen Menschen erklärten mir, dass Sie sich (teilweise auch unentgeltlich) für den Klimaschutz voll engagieren wollen. Ich konnte es dann einfach nicht mehr mit mir selbst vereinbaren, ausschließlich in der Bauwirtschaft tätig zu sein, während andere „die Welt retten“. Ich möchte künftig selbst Teil der Lösung sein und meine volle Arbeitsleistung dem Klimaschutz widmen!

Du hast ClimatePartner Austria 2007 gegründet und bis mit 1/3 Miteigentümer. Wieso warst du so viele Jahre „nur Frühstücksdirektor“?

Ehrlich gesagt waren es kaufmännische Gründe. In den ersten Jahren waren die Umsätze und Erträge einfach nicht gut genug, um einen hauptberuflichen Geschäftsführer finanzieren zu können. Außerdem habe ich meine Tätigkeiten bei der ALLPLAN, ENGIE und iC immer mit voller Leidenschaft bearbeitet, denn auch die Gebäudetechnik ist ein sehr spannendes Thema. Ich konnte aber immer nebenbei das Wachstum von ClimatePartner beobachten und als Eigentümer wichtige Entscheidungen mitgestalten. Jetzt konnte/wollte ich aber einfach nicht mehr länger warten. Der menschengemachte Klimawandel ist voll im Gang und ich möchte in der mir verbleibenden Arbeitslebenszeit ausschließlich für den Klimaschutz tätig sein. „Time for climate action is now“: das gilt auch für mich, daher wollte ich keine weitere Zeit mehr verlieren!

Was macht die ClimatePartner Austria genau?

ClimatePartner ist ein führender Lösungsanbieter im Klimaschutz für Unternehmen. Wir kombinieren individuelle Beratung mit einer cloudbasierten Software, die in dieser Art auf dem Markt einzigartig ist. Unseren Kunden helfen wir, CO2-Emissionen zu berechnen, zu reduzieren und restliche Emissionen auszugleichen. Auf diese Weise werden Produkte und Unternehmen klimafreundlicher, was unser Label bestätigt. Wir bieten Klimaschutzprojekte in verschiedenen Regionen und mit unterschiedlichen Technologien und Standards. Besonders wichtig sind uns die zusätzlichen sozialen Effekte der Projekte. Dabei orientieren wir uns an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, den SDGs. ClimatePartner wurde 2006 in München gegründet, wir sind heute über 600 Mitarbeitende in Barcelona, Berlin, Boston, Den Haag, Essen, Frankfurt, London, Mailand, München (HQ), Paris, Stockholm, Wien und Zürich. Wir arbeiten mit über 6.000 Unternehmen in mehr als 60 Ländern zusammen. In Wien beschäftigen wir gegenwärtig etwa 30 Klimaschutzexperten, welche unsere Kunden auf Ihrer „Climate Journey“ begleiten.

Wie hat sich das Klimabusiness seit 2007 verändert?

Früher musstest Du den Begriff Klimaneutralität mühsam erklären, heute wird dieser Begriff ständig genutzt, auch wenn viele Menschen Klimaneutralität missverständlich anwenden. Jedenfalls ist der Klimawandel heute bereits so sichtbar, dass es kaum mehr Leute gibt, welche die vom Menschen verursachte Erderhitzung bestreiten. Leider ist der Klimawandel in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Dadurch hat sich das Business sehr stark verändert: Klimaschutz wird immer wichtiger, Unternehmen verspüren durch Regulationen etc. immer mehr Druck Klimaschutz umzusetzen, Bewusstsein für Klimaprobleme sind maßgeblich gestiegen und die Gesellschaft beschäftigt sich durch Klimakatastrophen immer mehr mit Klimaschutz.

Was war dein Schwerpunkt im vorherigen Leben als Ziviltechniker?

Hauptsächlich war ich für die Gebäudetechnik von Gewerbeimmobilien tätig. Dabei war ich sehr oft bei Großprojekten aktiv. Auch dort habe ich bei der Planung immer versucht energieeffiziente Lösungen zu finden und fast ausschließlich erneuerbare Energien einzusetzen. Dabei waren wir oft auch Pioniere. Jedenfalls ist es seit Jahren im Neubau problemlos möglich Gebäude zu beheizen oder zu kühlen und dabei ohne fossile Energieträger auszukommen. Inzwischen wurden auch schon taugliche Lösungen für den Bestand entwickelt.

Was hat dich erfüllt? Was hat dich belastet?

Erfüllend war es immer, wenn eine neue Lösung erstmals erfolgreich umgesetzt werden konnte. Das war bei Passivhäusern so, bei fassadenintegrierten PV- Anlagen, bei Erdwärmelösungen oder bei dem Versuch aus Gebäuden „Plus-Energie- Häuser“ zu machen. Hier sind viele Pilotprojekte entstanden, in welche „meine“ Firmen eingebunden waren. Belastend war es immer dann, wenn Ziele nicht eingehalten werden konnten, Kosten überschritten wurden oder es zu Terminverzögen gekommen ist. Dies hat im Baugeschäft immer sehr große finanzielle Auswirkungen, daher war der Termindruck oft sehr groß und genau dieser steht einer innovativen neuen Lösung oft im Weg. Dieses Spannungsfeld habe ich als belastend empfunden. Auch das Thema Compliance habe ich im Baugewerbe oft als belastend empfunden.

Was hat der Jobwechsel in deinem Leben verändert?

Bisher waren die Veränderungen ausschließlich positiv, jedenfalls hat sich der Wechsel auch günstig auf meine „work- life- balance“ ausgewirkt!

Was sagt deine Familie zu deiner beruflichen Veränderung?

In meiner Familie waren alle dafür: Endlich kannst Du Deine Leidenschaft voll ausleben! Die mit dem Wechsel einhergehende Gehaltsreduktion hat jeder voll mitgetragen :-).

Wo siehst du dich und ClimatePartner in fünf Jahren?

Wir wollen unsere Position als internationaler Marktführer im Bereich „freiwilliger Klimaschutz“ weiter ausbauen. Dabei wollen wir im In- und Ausland Investitionen in Klimaschutzprojekte ermöglichen, welche sonst nicht umgesetzt würden. Wenn die Politik versagt (und das tut sie leider gerade auf der ganzen Linie) liegt es an den Unternehmen und an den Privatpersonen glaubhaften und nachhaltigen Klimaschutz zum Erfolg zu verhelfen. Dabei möchte ich meinen Beitrag leisten!

Danke für das Gespräch!