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Mag. Armand Colard, Geschäftsführer

Wie hält es mein Fonds mit Waffengeschäften, investiert er in Kohle, Öl oder Atomkraft? Das ist schwierig herauszufinden. Colard hat gemeinsam mit Partnern wie dem WWF, Umweltbundesamt und Neongreen Network die Online-Plattform CLEANVEST.org aufgebaut, mit deren Hilfe Konsument*innen ganz einfach herausfinden können, ob ihre Fonds mehr oder weniger nachhaltig investieren.

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Was war der Auslöser dafür dich für nachhaltiges Investment zu engagieren?

Als Biologe – genauer Ökologe, der sich privat für Veranlagung und Wertpapiere interessiert, bilden nachhaltige Investments die perfekte Möglichkeit, diese beiden „Welten“ zu vereinen. Denn am Anfang meiner beruflichen Laufbahn war ich in einer privaten Wertpapierbank beschäftigt und habe aus erster Hand erlebt, wie wenig nachhaltig der Finanzsektor agiert. Obwohl die letzte Krise noch nicht vorbei war (Dotcom), waren wir schon damit beschäftigt, in die nächste Krise (Subprime) zu investieren, wie sich im Nachhinein herausstellte. Und auch Nachhaltigkeit spielte noch keine Rolle. Dieses absolute Fehlen von wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit hat mich schockiert und tief geprägt.

Welches Ziel hattest du zu Beginn deiner Aktivitäten und wie hat es sich in der Zwischenzeit verändert?

Als ich dann auf die NGO-Seite – zum WWF – wechselte, wollte ich zunächst strenge Nachhaltigkeitsprodukte (Ökofonds) auf den Markt bringen und zeigen, dass man den maximalen Grad an Nachhaltigkeit mit guter Rendite kombinieren kann. Das ist zwar gelungen, allerdings musste ich feststellen, dass man damit in einer Nische landet und die Wirkung dadurch begrenzt ist. Daher war der nächste Schritt, die Veranlagung eines gesamten Finanzunternehmens (Allianz Österreich) mit Nachhaltigkeitskriterien zu optimieren. Auch das ist gelungen, allerdings braucht man hierfür einen visionären CEO, der außerhalb der üblichen Normen denkt. Raten Sie, wie viele solche Visionäre man im Finanzsektor pro Jahrzehnt trifft? Leider nicht genug, um eine große Wirkung zu erzielen. Das brachte mein Team und mich zur Erkenntnis, dass wir Transparenz im Finanzmarkt schaffen müssen, um Privatinvestoren bzw. KonsumentInnen dazu zu befähigen, das eigene Geld mit den persönlichen Werten in Einklang zu bringen. Das ist die Grundidee der Online-Plattform www.wasmachtmeinfonds.at.

Was bedeutet Erfolg für dich?

Erfolg bedeutet für mich, gesellschaftlich das Richtige zu tun, auch wenn es nicht immer das Einfachste ist. Ein Beispiel für Erfolg wäre für mich ein Sozialunternehmen, das Geld verdient und dabei Umwelt- und/oder soziale Probleme für die Gesellschaft verbessert oder sogar löst.

Was waren die größten Hindernisse am Weg? Wie hast du sie bewältigt?

Die größten Hindernisse sind meistens interne und externe Kollegen, die einem die vielen Gründe aufzählen, warum etwas nicht funktionieren wird. Und sie haben in den meisten Aspekten recht behalten, nämlich vor allem damit, wie kompliziert und aufwendig die Sachen im Endeffekt sind. Ein gesundes Maß an „Naivität“ und viel Idealismus haben mir gegen Hindernisse dieser Art immer geholfen. Die Kunst ist, die Warnungen ernst zu nehmen, aber trotzdem dran zu bleiben.

Wie schaffst du es, mit deinem Geschäftsmodell auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein?

Wir sind immer auf der Suche nach wirkungsvollen Projekten mit hohem Nachhaltigkeits-Anspruchsniveau. So positionieren wir uns im Markt. Durch dieses hohe Anspruchsniveau können sich aber auch unsere Partner (Kunden) gegenüber ihrem Mitbewerb differenzieren. Eine weitere Stärke, die wir aus meiner Sicht haben, ist die Fähigkeit und der Wille, uns immer in die Sicht des Endkunden hinein zu denken. Das schätzen unsere Partner an uns.

Was war dein größter Misserfolg? Was hast du daraus gelernt?

Es gab viele Misserfolge auf dem Weg, z.B. der Versuch unser Nachhaltigkeitsmodell für Investments in einem zu frühen Stadium global zu skalieren. Dabei musste ich erkennen, wie schwer es ist, sich innerhalb von globalen Organisationen und Finanzinstitutionen zu behaupten. Dass Brands und etablierte „Marken“ dann oft wichtiger sind als die Qualität und das Anspruchsniveau von Modellen. Gelehrt hat es mich, dass in der Corporate World „klein“ und „groß“ nicht immer so leicht kompatibel sind und dass man noch härter an den eigenen Zielen arbeiten muss.

Was sind deine nächsten Ziele?

Wir möchten 2019 die Plattform wasmachtmeinfonds.at auf ein neues Level heben und mit vielen neuen Features und Themen, einem ansprechenden Design und einer echten „Customer Journey“ ausstatten, um eine große Anzahl an Privatinvestoren anzusprechen und dazu zu motivieren, Ihre Veranlagungen mit ihren persönlichen Werten in Einklang zu bringen. Es soll dann – neben den bestehenden Kriterien fossilfrei, nuklearfrei und waffenfrei – z.B. auch die Möglichkeit geben, Fonds nach Kinderarbeits- und Artenschutz-Aspekten zu screenen. Der nächste große Meilenstein ist, den gesamten deutschsprachigen Fonds-Markt mit den Kriterien unserer NGO-Partner abzudecken.

Welche  Sustainable Development Goals (SDGs) sind für deinen Bereich besonders wichtig? Wo trägst du ganz besonders bei?

Aufgrund der Dringlichkeit des Klimawandels, legen wir in unserer Arbeit einen großen Schwerpunkt auf SDG 13 (Climate Action) und damit unter anderem auch auf SDG 7 (Affordable and Clean Energy). Weitere SDG-Ziele, die wir (indirekt) versuchen positiv zu beeinflussen sind: SDG 6 (Clean Water and Sanitation) und SDG 12 (Responsible Consumption and Production).

Die SDGs sind ein wesentlicher Meilenstein zu einer nachhaltigen Entwicklung der Welt. Wie siehst du das?

SDGs gelten weltweit für weltweite Herausforderungen. Die unterschiedlichen Länder haben unterschiedliche Herausforderungen in Bezug auf die SDGs (z.B. SDGs 1-6 variieren stark, ob man sich in Westeuropa oder in Afrika befindet). Den gemeinsamen Nenner, das gemeinsame Ziel, finde ich spannend. Ich sehe die SDGs als wichtiges und sehr gelungenes „Werkzeug“, um Nachhaltigkeit tiefer in wirtschaftspolitischen Diskussionen zu verankern, die hoffentlich auch zu konkreten Handlungen führen werden. Außerdem geben die SDGs der Nachhaltigkeit ein Gesicht und eine „Marke“.

Eckdaten zum Unternehmen:

  • Firmenname, Rechtsform, Ort: ESG Plus Gmbh, Wien
  • gegründet: 2015
  • Branche: Nachhaltigkeitsberatung
  • MitarbeiterInnen: 5
  • Website: www.esgplus.com