ÖGUT-Umweltpreis 2016
Von der Fischwanderhilfe bis zur Bürgerbeteiligung. Sieben Vorzeigeprojekte wurde mit dem ÖGUT-Umweltpreis 2017 ausgezeichnet.
Molekularbiologin Silvia Fluch (ecoduna produktions GmbH), Baumeister Helmut Schöberl (Schöberl & Pöll GmbH), Stromproduzierende Fischwanderhilfe (Hydro-Connect GmbH), „Sonnengarten Limberg“ (Stadtgemeinde Zell am See), Korneuburger Charta für BürgerInnenbeteiligung und Waldviertler Energiestammtisch mit dem ÖGUT-Umweltpreis 2016 ausgezeichnet. Die Stadt Korneuburg erhielt den BUSINESSART Sonderpreis. Für den LEBENSART Sonderpreis wurde der Jane’s Walk Vienna ausgewählt.
Am 1. Dezember 2016 wurden die jährlichen Umweltpreise der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) an der TU Wien vergeben. Monika Auer, Generalsekretärin der ÖGUT: „Die Mannigfaltigkeit der Einreichungen zeigt, dass viele Menschen darüber nachdenken, was es braucht und was man tun kann. Das ist eine wichtige Botschaft in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung, beides Trends, die mit Arbeitsplatzverlusten assoziiert werden.“
Die ÖGUT PreisträgerInnen 2016
Mit dem Preis in der Kategorie „Frauen in der Umwelttechnik“ wurde die Molekularbiologin Silvia Fluch ausgezeichnet. Sie ist Chief Operating Officer (COO) der ecoduna produktions GmbH (Bruck an der Leitha, NÖ), einem Technologie- und Innovationsführer in der industriellen Algenzucht. Ihr Arbeitsgebiet bei ecoduna umfasst die Themenfelder Management, Teamleitung, Biologie, Begleitung der Technikentwicklung sowie die Leitung von Forschungsprojekten. Als COO hat sie eine klare Schnittstellenfunktion im Bereich Biologie/Technik inne und übersetzt wissenschaftliche Erkenntnisse der Biotechnologie und Algenforschung in anwendungsrelevante Maßnahmen der industriellen Algenproduktion. Das Preisgeld von 5.000,- Euro wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie zur Verfügung gestellt.
In der Kategorie „get active – zukunftsweisende Produktionsverfahren“ konnte das Unternehmen Hydro-Connect GmbH (Ybbsitz, NÖ) mit dem Projekt „Stromproduzierende Fischwanderhilfe“ die Jury überzeugen. Die Wasserkraft-Fischschnecke ermöglicht ein völlig barrierefreies Wandern von Fischpopulationen in beide Richtungen und produziert zusätzlich noch grünen Strom. Mit der stromproduzierenden Fischwanderhilfe wurde eine sinnvolle ressourcenschonende Lösung zur Erfüllung der geforderten Fischdurchgängigkeit der EU-Wasser-rahmenrichtlinie entwickelt. Das Preisgeld von 2.000,- Euro wurde von Coca-Cola zur Verfügung gestellt.
Der Preis in der Kategorie „Nachhaltige Kommune“ ging an die Stadtgemeinde Zell am See (Salzburg) für das Projekt „Sonnengarten Limberg“. Das Projekt verbindet nachhaltige Stadtplanung und Energieplanung und zeigt, wie innovative Energiekonzepte in Österreich umgesetzt werden können. Im Rahmen des Projektes Sonnengarten Limberg wurde ein Leitfaden für nachhaltiges und zukunftsweisendes Bauen entwickelt. Außerdem wurden eine Qualitätsvereinbarung und ein innovativer Stadt- bzw. Energieplanungsprozess umgesetzt. In der Tourismushochburg, die auch e5-Gemeinde ist, bilden diese Prozesse die Grundlage für die Realisierung eines nachhaltigen Stadtentwicklungsgebietes. Insgesamt werden rund 180 neue Wohnungen im klimaaktiv-Standard, ein Kindergarten, ein Nahversorger sowie ein soziales Quartierszentrum errichtet. Ziel ist eine CO2-freie Energieversorgung für das gesamte Areal. Der verwendete Ansatz der Quartiersbewertung der die Energieperformance einer ganzen Siedlung statt einzelner Gebäude hat Vorbildcharakter. Das Preisgeld von 3.500,- Euro wurde vom Österreichischen Städtebund zur Verfügung gestellt.
Der Preisträger der Kategorie „Stadt der Zukunft“, Helmut Schöberl, ist Gründer & Geschäftsführer der Schöberl & Pöll GmbH. Helmut Schöberl widmet sich seit 20 Jahren den Themen Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und Nachhaltigkeit. Eines seiner Grundprinzipien lautet: „Die beste Energie ist die, die aufgrund größter Effizienz gar nicht erst benötigt wird“. In zahlreichen Projekten konnte er demonstrieren, dass höchste energetische Anforderungen und eine Versorgung mit Erneuerbaren Energien in Neubau und Sanierung auch im urbanen Kontext realisierbar sind. Dabei ist er überzeugt, dass Energieeffizienz oft nichts mit Mehrkosten zu tun hat. Das Preisgeld von 5.000,- Euro wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) mit dem Programm Stadt der Zukunft und der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) zur Verfügung gestellt.
In der Kategorie „Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement“ gewinnt das Partizipationsprojekt „Korneuburger Charta für BürgerInnenbeteiligung“. Die Stadt Korneuburg setzt damit auf eine intensive Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den BürgerInnen. In der Charta sind Werthaltungen und Regelungen für diese Partnerschaft festgeschrieben, top down-Ansätze sind darin ebenso berücksichtigt wie bottom up-Prozesse. Die Meinungen der BürgerInnen zählen in Korneuburg nicht nur bei der konkreten Umsetzung von Vorhaben (projektbezogene Partizipation), auch auf strategischer Ebene ist eine kontinuierliche Zusammenarbeit nun fixer Bestandteil des stadtpolitischen Alltags.
Als Zivilgesellschaftliche Initiative wurde in dieser Kategorie der Waldviertler Energie-Stammtisch ausgezeichnet. Das rund 10-köpfige, ehrenamtlich arbeitende Team schafft damit seit 15 Jahren einen Ort der Begegnung und Bestärkung für alle, die das Thema Energiezukunft in der Region Waldviertel e vorantreiben.
Das Preisgeld von 2.500,- Euro wurde vom BMLFUW zur Verfügung gestellt.
Am Foto:
Roswitha Reisinger (BUSINESSART), Thomas Pfaffl (Stadtgemeinde Korneuburg), Elisabeth Kerschbaum (Stadtgemeinde Korneuburg), Brigitte Sekanina-Brenner, Elisabeth Pfennigbauer, Martin Wimmer (Bürgerbeteiligung Korneuburg), Elisabeth Schauppenlehner (Universität für Bodenkultur Wien), Mag.a Regina Gruber (Stadtgemeinde Korneuburg), Mag.a Sabina Gass (Stadtgemeinde Korneuburg), Christian Gepp, MSc (Bürgermeister Stadtgemeinde Korneuburg) Christian Brandstätter (Lebensart Verlag), Martina Handler (ÖGUT). (c) Helga Auer
BUSINESSART Sonderpreis:
Stadtgemeinde Korneuburg: Masterplan Korneuburg 2036
Die niederösterreichische Bezirkshauptstadt Korneuburg erfährt aufgrund ihrer Nähe und guten verkehrlichen Anbindung an Wien einen hohen Bevölkerungszuwachs. Dies führte dazu, dass viele GemeindebürgerInnen befürchten, das kleinstädtische Ambiente und die hohe Lebensqualität der Stadt unter dem hohen Siedlungsdruck zu verlieren.
In neun „Lebensbereichen“ von der Stadtplanung bis zum Umgang mit Energie und Ressourcen haben Politik, Verwaltung und BürgerInnen gemeinsam Ziele definiert und Maßnahmen erarbeitet. Ergebnis dieser partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und BürgerInnen ist ein im Juni 2016 im Gemeinderat verabschiedeter Masterplan, der rund 120 Maßnahmen zur Realisierung der gemeinsamen Vision „Korneuburg 2036“ enthält. Der Masterplan enthält auch ein Bekenntnis und Regelungen zur weiteren Zusammenarbeit mit den BürgerInnen (siehe Preisträger Partizipation Korneuburger Charta für BürgerInnenbeteiligung). Er ist ein Novum in der 880-jährigen Geschichte der Stadt Korneuburg: nie zuvor wurde aktives BürgerInnenengagement in der Stadt in einem richtungsweisenden Papier verbindlich verankert. Er wird außerdem explizit als dynamisches Instrument verstanden, das laufend evaluiert und weiterentwickelt werden soll. Damit ermöglicht der Masterplan sowohl Stabilität, Vorhersagbarkeit und Verlässlichkeit in der Stadtentwicklung, bleibt aber auch durch Evaluierung und Weiterentwicklung dynamisch und anpassungsfähig.
LEBENSART Sonderpreis: Jane’s Walk Vienna
„einfache“ BürgerInnen bieten in ihrem Grätzl einen kostenlosen Walk an, unterhalten sich über interessante Themen, lernen sich kennen. Die Idee brachte Andreas Lindinger 2014 nach Wien. Seitdem verzeichnete Jane’s Walk in Wien ein rasantes Wachstum: Von 4 Walks 2014 auf 14 Walks in 2016. Insgesamt spazierten fast 1.000 Menschen bis heute mit.