Roman Mesicek, IMC FH Krems
Roman Mesicek hat respACT aufgebaut und damit CSR in Unternehmen zum Thema gemacht. Er betreibt einen Podcast zu Nachhaltigkeit und ist an der IMC Fachhochschule Krems verantwortlich für konsequente Ausbildung „fit machen“ für nachhaltiges Engagement in Unternehmen.
BUSINESSART: Wieso engagierst du dich für eine nachhaltige Entwicklung?
Roman Mesicek: Das war Zufall. Ich habe Verfahrenstechnik studiert und mich dort für Umweltthemen interessiert. Vor allem ist mir die Vorlesung „Technik und Ethik“ von Anton Moser in Erinnerung. Bei ihm habe ich auch meine Diplomarbeit geschrieben. Später habe ich beim Forum Umweltbildung, beim ÖIN und bei SERI gearbeitet und konnte miterleben, wie die ganzen Konzepte für Nachhaltigkeit entwickelt wurden. Das war sehr cool. Gleichzeitig ist frustrierend, dass sich seit damals wenig getan hat.
Was ist schief gelaufen?
Am stärksten wirken sich die fehlenden politischen Rahmenbedingungen aus, die nachhaltiges Handeln ermöglichen oder erzwingen. Sharing und der Umstieg auf Dienstleistungen braucht sowohl Anreizsysteme als auch Verbotssysteme. Kopenhagen hat zum Beispiel die Autos aus der Stadt verbannt, ein Fahrradweg führt zu mehr Fahrradverkehr. Natürlich braucht es immer beides: persönliches Engagement und die richtigen Rahmenbedingungen. Eine ökosoziale Steuerreform ist überfällig. Die Politik macht Dinge, die aber keine Gesamtlösung darstellen. Man muss hier sehr aufpassen, nicht zu frustriert zu werden.
Wie schaffst du es, nicht frustriert zu werden?
Ganz ehrlich? Ich nehme viele Dinge nicht so ernst und lasse manches nicht an mich heran, bin ein bisschen oberflächlicher. Es ist wichtig, der Wahrheit ins Auge schauen, aber man darf sich nicht erschlagen lassen.
Siehst du auch positive Aspekte?
Die jungen Menschen von Friday for Future. Das stimmt mich gerade sehr positiv. Da werden die Alten motiviert, stärker zuzupacken. Man kann keine Zeitung aufschlagen, ohne über den Klimawandel zu lesen. Die Frage ist, wie man schafft es, über einen längeren Zeitraum genug Druck auszuüben, denn natürlich besteht die Gefahr, dass die jungen Menschen ausgehungert werden.
Was können wir tun?
Ich hätte gerne den Mut für mehr Aktivismus und Ideen, die etwas bewegen. Ich habe kürzlich an einer EMAS Konferenz in Schönbrunn teilgenommen. Das ist gut, aber in Wirklichkeit bewegt es nicht viel. Wären alle Manager*innen rausgegangen und hätten sich fünf Minuten auf den Zebrastreifen gesetzt – das hätte etwas bewegt. Nur wenn wir mehr Menschen bewegen werden auch die Politiker*innen nachdenken, denn sie wollen gewählt werden. Die Schüler*innen allein sind zu wenig.
Was sagen deine Student*innen?
Die Studierenden haben hohe soziale Werte. Viele halten Vorträge oder engagieren sich ehrenamtlich. Die Beschäftigung mit den Themen macht unruhig – da beginnt man zwangsläufig nachzudenken.
Wie können wir die Folgen des Klimawandels bewältigen?
Die Politik will uns die Wahrheit nicht zumuten. Aber die Leute spüren, dass es um viel geht. Daher ist es wichtig, dass wir uns alle für globale Rahmenbedingungen einsetzen. Und auf die Wissenschaft – und die vorliegenden Fakten – hören.
Was treibt dich an?
Ich habe nichts anderes gelernt (lacht). Ich habe keine „große Vision“, die mich antreibt. Das, was ich mache, ist glücklicherweise ein gesellschaftliches Anliegen. Wahrscheinlich ein sehr pragmatischer Zugang. Oft begegnet mir bei meiner Arbeit ein sehr negatives Zukunftsbild. Aber das muss man verdrängen und sich über die kleinen Fortschritte in Nachhaltigkeitsberichten oder Studentenprojekten freuen. Ich arbeite gerne mit Menschen, mir begegnen so viele offene, interessierte Personen, die ein echtes und ehrliches Interesse haben.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit an der Uni?
Das Thema wird heute sicher mehr diskutiert. Die Bachelor-Student*innen machen sich nicht immer so viele Gedanken, sind sich aber – wenn man sie darauf anspricht – der Herausforderungen dann sehr wohl bewusst. Im Master „Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement“, den ich leite, wird es dann schon spezialisierter – und die Nachfrage nach unseren Themen ist in den letzten Jahren gewaltig gestiegen. Es ist auch eine Aufgabe unserer Fachhochschule – es gehört zu unserer Mission.
Gibt es einen Satz / ein Motto deines Lebens?
Nein, nicht wirklich weil sich meine Schwerpunkte doch immer wieder sehr stark verändern – auch die Studierenden sind jedes Jahr anders. Mich beschäftigt derzeit sehr stark der Wechsel vom Informieren zum Aktionismus. Wie kommen wir aus unserer Komfortzone heraus zu mehr Aktionismus?
Wie könnte das gelingen?
Jede und jeder Einzelne sollte sich angesichts unserer gesellschaftlichen Herausforderungen die Frage stellen, wie und wo er sich für eine gemeinsame Zukunft engagieren kann – und das dann auch machen!
Prof. (FH) DI Roman H. Mesicek
IMC FH Krems: https://www.fh-krems.ac.at/fachhochschule/team/roman-h-mesicek/
Podcast Tonspur N: https://tonspur-n.eu/