Sägemehl und Tannin filtern Mikroplastik gut
Forscher der University of British Columbia haben mit "bioCap" eine umweltverträgliche Lösung entwickelt.
Mikroplastik, das beim Waschen aus Kleidungsstücken, aus kosmetischen Produkten und Reifenabrieb auf den Straßen ins Abwasser gelangt, lässt sich künftig in Kläranlagen einfangen. Flüsse, Seen und letztlich auch das Meer werden somit weniger belastet, sagen Orlando Rojas, wissenschaftlicher Direktor des BioProducts Institute der University of British Columbia, und seine Postdoktorandin Tianyu Guo. Sie haben aus Naturprodukten ein Filtermaterial entwickelt, das bis zu 99,9 Prozent der winzigen Teilchen zurückhält. Er besteht aus Sägemehl, dem Tannine beigefügt werden. Das sind pflanzliche Gerbstoffe, die in einigen Pflanzen vorkommen, die vor allem in den Tropen und Subtropen weitverbreitet sind.
Nur erneuerbare Materialien
"Die meisten bisher vorgeschlagenen Lösungen für das Mikroplastik-Problem sind teuer oder schwer zu skalieren. Wir schlagen eine Lösung vor, die für den Heimgebrauch und Kläranlagen geeignet ist. Im Gegensatz zu Kunststofffiltern trägt unsere Lösung nicht zur weiteren Umweltverschmutzung bei, da sie erneuerbare Materialien nutzt - Gerbsäuren aus Pflanzen, Rinde, Holz und Blättern sowie Sägemehl, ein forstwirtschaftliches Nebenprodukt, das in großen Mengen zur Verfügung steht", so Rojas. Das Team hat die Wirkung des Filters auf in Waser schwimmende Mikropartikel untersucht, die von Teebeuteln aus Polypropylen freigesetzt werden.
In der Methode namens "bioCap" wird ein Behälter mit gerbsäuremodifiziertem Sägemehl gefüllt und Wasser mit den Mikropartikeln hindurchgepumpt. Durch molekulare Wechselwirkungen mit den Tanninen haben es die Mikropartikel mehrheitlich nicht geschafft, den Filter zu passieren. Bei Versuchen mit Mikropartikeln unterschiedlicher Größen und Materialien zeigte sich, dass es deutliche Unterschiede in der Effektivität gibt. Im schlechtesten Fall wurden "nur" 95,2 Prozent der Teilchen zurückgehalten. Wenn das Filtermaterial mit Mikroplastik gesättigt ist, lässt es sich laut den Forschern in normalen Müllbehandlungsanlagen verbrennen.
Gefahr für Ökosysteme und Gesundheit
"Mikroplastik stellt eine wachsende Bedrohung für aquatische Ökosysteme und die menschliche Gesundheit dar und erfordert innovative Lösungen.Wir freuen uns sehr, dass die multidisziplinäre Zusammenarbeit des BioProducts Institute uns einem nachhaltigen Ansatz zur Bekämpfung der Herausforderungen durch diese Kunststoffpartikel näher gebracht hat", unterstreicht Rojas abschließend.
Wolfgang Kempkens, pressetext.redaktion