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Stefan Eisinger-Sewald, KALLCO Development GmbH

mit Peter Holzer, Ingenieurbüro P. Jung.

„Kein Akteur wird mehr an der Umsetzung alternativer Energiekonzepte vorbeikommen

Stefan Eisinger-Sewald, Foto: Kallco

Stefan Eisinger-Sewald, GF KALLCO Development GmbH & Co KG und Peter Holzer, GF Ingenieurbüro P. Jung

Kallco setzt im großvolumigen Wohnbau auf erneuerbare und fossilstofffreie Energie für die Warmwasseraufbereitung, Raumheizung und Gebäudekonditionierung. Erstmals wurde das Konzept im Wohnprojekt com22PLUS mit 163 Mietwohnungen in Wien-Donaustadt umgesetzt. Dank Erdwärme, Außenluft und Sonnenstrom wird gänzlich auf fossile Energieträger verzichtet. Damit wird ein zukunftssicherer, auch gas- und Fernwärmeunabhängiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

BUSINESSART: Was war das Schlüsselerlebnis dafür, dass Sie diesen Weg eingeschlagen haben?

Stefan Eisinger-Sewald: Schon immer sind für KALLCO Innovationswille und Nachhaltigkeitsdenken die zukunftssichernde Motivation. Wir haben uns im Sinne von Umwelt & Klima an den Interessen der maßgeblichen Stakeholder orientiert. Die Vision Erdwärme im großvolumigen Wohnbau zu nutzen, ist vor knapp zehn Jahren entstanden.

Was war die größte Herausforderung?

Wie immer bei der Entwicklung und Umsetzung visionärer Konzepte bedarf es spezieller Partnerschaften die nicht nur den wirtschaftlichen Selbstzweck verfolgen.

Wie haben Sie sie bewältigt?

Maßgeblich war die kongeniale Partnerschaft mit den Akteuren von IPJ, dem Ingenieurbüro P. Jung, insbesondere mit Peter Holzer. Die baupraktische Seite konnte ich den ausführenden Unternehmen aufgrund meiner Erfahrungen im Bauwesen gut vorgeben.

Was war Ihr schönstes Erlebnis auf diesem Weg?

Zu Beginn war es die Erlangung des Patentschutzes für das alternative Energiekonzept mit dem eingetragenen Markennamen KLIMA LOOP. In Folge waren es die bislang umgesetzten Projekte mit über 600 Wohnungen für rund 1.400 zufriedenen Bewohner:innen als Beleg dafür, dass das Systempatent KLIMA LOOP funktioniert.

Wie funktioniert Ihr System konkret?

Im Grunde denkbar einfach. Erdwärme wird mittels 150 m tiefen Erdsonden für Heizen & Kühlen nutzbar gemacht und in bekannter Weise über Fußbodenheizung bzw. Deckenkühlleitungen in Umlauf gebracht. Weiters sorgt die Erdwärme in Kombination mit Luftwärmepumpen für hochtemperiertes Warmwasser. Das System bedarf lediglich Pumpenstrom, der am besten mittels Photovoltaik oder Wind erzeugt wird, aber jedenfalls aus erneuerbaren Quellen stammt. Dann ist alles gut.

Wie niedrig muss der Energiebedarf sein, damit das System funktioniert?

Das System funktioniert im Einklang mit den jeweils für den Wohnungsbau vorgegebenen Standards und Normen.

Wie stark ist das Funktionieren vom Verhalten der Nutzer*innen abhängig?

Anders als beim Bewohnen eines Passivhauses mit kontrollierter Wohnraumlüftung bedarf es keiner besonderen Kenntnisse bzw. Bedienung. Es gilt: "keep it short and simple". Ein bewusster Umgang mit vorhandenen Ressourcen wird vorausgesetzt.

Woher kommt der Strom und ist im Winter genug davon vorhanden?

Innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre wird die Speicherung von überschießend produziertem Sonnen- und Windstrom auch im großvolumigen Wohnbau möglich sein. Dann ist KLIMA LOOP ein echtes Perpetuum mobile. Bis dahin wird ein Defizit mit grünem Strom aus dem Netz kompensiert.

Geht sich 100% fossilfrei in so einer großen Anlage tatsächlich aus?

Bedenkenlos Ja! Das System ist von klein bis ganz, ganz groß skalierbar, sofern Erdsonden Platz finden.

Richtet sich Ihr Konzept nur an den Neubau oder ist es auch bei einer Sanierung einsetzbar?

KLIMA LOOP kommt bei KALLCO primär im Neubau zur Anwendung. Systemisch funktioniert es auch im Fall der Altbausanierung. Dazu betreiben wir aktuell die Machbarkeitsstudie, um die Dekarbonisierung vor allem mit Schwerpunkt Wien vorantreiben zu können.

Wie sieht es mit den Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Wohnbauten aus?

Bei dem bedungenen Handlungsdruck ist eine Kostendiskussion obsolet. Einige Jahre zurückgeblickt, waren es ca. vier Prozent an Mehrkosten gegenüber schnöden fernwärmeversorgten Wohnhäusern.

Was haben sie aus den bisherigen Erfahrungen bereits gelernt? Geben Sie dieses Wissen auch weiter?

Mit konsequentem Monitoring der bestehenden Wohnhausanlagen wachsen Erfahrung und Erkenntnisse, die in Effizienzsteigerung auch aufgrund erneuerter oder gänzlich neuer Industriestandards bei eingesetzten Geräten und Materialien münden. Und ja, das erlangte Wissen wird zumindest in der Branche und mit maßgeblichen Stakeholdern geteilt.

Warum machen das nicht alle?

Wie bereits zuvor erwähnt, wird aufgrund des Handlungsdrucks kein Akteur mehr an der Umsetzung alternativer Energiekonzepte vorbeikommen.

Was sind Ihre nächsten Schritte?

Die Entwicklung der Strategien, Programme und Maßnahmen zu den für KALLCO relevanten Unterzielen der SDGs.

Was können Sie anderen Manager*innen aus Ihrer Erfahrung mitgeben?

In Sachen Nachhaltigkeit und der zugehörigen Kennzahlen sowie Zertifizierungen bedarf es einer Stabstelle. Ebenso sind Wille, Hartnäckigkeit sowie Ausdauer erforderlich. Nebenher geht hier gar nichts.

Gibt es so etwas wie einen Leitsatz / ein Leitmotiv Ihres Lebens?

Effizienz - Qualität – Kultur.

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Roswitha Reisinger, BUSINESSART, Ronald Sirch, KALLCO, Christian Branstätter, LEBENSART. Foto: Martina Draper

KALLCO Development GmbH & Co, Wien

Branche: Immobilienprojektentwicklung, Bauträger

Anzahl der Mitarbeiter*innen: 1

www.kallco.at