Tätigsein in der Postwachstumsgesellschaft
Es dämmert bereits vielen: Wirtschaftswachstum und Erwerbsarbeitsplätze - das sind nicht mehr die Konzepte für eine gute Zukunft. Aber was kommt stattdessen? In 14 Beiträgen zeigen Exper*innen mögliche Wege auf.
Der hohe Ressourcenverbrauch und die Emissionen unseres Wirtschaftens sprengen die planetaren Grenzen. Trotzdem halten viele in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft am Ziel fest, die Wirtschaftsleistung weiter zu steigern. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass Wirtschaftswachstum ausreichend Arbeitsplätze schaffen soll.
Die Herausgeberinnen Angelika Zahrnt und Irmi Seidl argumentieren in ihrem neuen Buch, dass die Fixierung auf Witschaftswachstum und Erwerbsarbeitsplätze aufzugeben sei. Es gehe darum, Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit neu zu gewichten und das Steuer- und Sozialsystem so umzubauen, dass dieses weniger von Erwerbsarbeit abhängig wird. Expert*innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft zeigen in ihren Beiträgen auf, wie das gelingen kann:
- Andreas Komlosy schlägt vor, sich von der häuslichen Familienwirtschaft inspirieren zu lassen.
- Die Orientierung an Werten für das Tätigsein ist für Ernst Fritz-Schubert eine wesentliche Grundlage
- Stefanie Gerold will durch Neubewertungen von Arbeit eine Vielfalt von Tätigkeiten ermöglichen und kombinieren
- Alternative Konsumformen müssen eine soziale Teilhabe jenseits von Markt und Arbeit ermöglichen (Corinna Fischer, Immanuel Stieß)
- Unternehmen sind Gestalter nachhaltiger Arbeit, indem sie Arbeitszeitregime und Areitsorganisation entsprechend gestalten (Gerrit von Jorck, Ulf Schrader)
- MIt der Rolle der Gewerkschaften beschäftigt sich Norbert Reuter. Er sind in der Renaissance der Arbeitszeitpolitik in Tarifverträgen ein gutes Zeichen.
- Frei-gemeinnütziges Tätigsein: Über die Motive, Voraussetzungen und das Gelingen schreibt Theo Wehner.
- Formelle und informelle Sorgearbeit wird nachJonas Hagedorn zukünftig Kernbereich menschlicher Arbeit werden.
- In der Landwirtschaft können neue, anspruchsvolle, vielfältige und sinnschaffende Tätigkeiten entstehen (Franz-Theo Gottwadl, Irmi Seidl, Angelika Zahrnt)
- Digitalisierung ist hilfreich. Allerdings bedarf es der sozialen Gestaltung digitaler Entwicklungen und ihres Einsatzes in der Arbeitswelt (Lind Nierling, Bettina-Johanna Krings)
- Die soziale Sicherung muss nach Gisela Kubon-Gilke umgebaut werden. Gefordert wird eine präventive Sozialpolitik (Vermögensumverteilung, Staats- bzw. Arbeitnehmefonds,..) und eine Veränderung der Finanzierungs- und Anspruchsbasis (Grundeinkommen, negative Einkommenssteuer, Zeitkontenmodelle).
- Das Abgabensystem muss (Erwerbs-)Arbeit fördern (Angela Köppl, Margit Schratzenstaller).Damit können die verschiedneen Dimensionen der Nachhaltigkeit gleichzeitig adressiert werden.
- Georg Stoll zeigt schließlich den Unterschied in der Lebens- und Arbeitwelt von Menschen im Norden und Süden auf.
Irmi Seidl, Angelika Zahrnt (eds.): Tätigsein in der Postwachstumsgesellschaft
262 Seiten, ISBN 978-3-7316-1405-0