Das Gegenteil von gut gemacht ist oft einfach gut gemeint.
Sie sind beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) die treibenden Kräfte hinter dem VKI Greenwashing-Check und arbeiten intensiv daran, die Rahmenbedingungen für nachhaltigen Konsum transparenter zu machen. Sie haben es geschafft in verschiedenen Bereichen (Wissenstransformation und Bewusstseinsbildung, Judikatur, CSR von Unternehmen, künftige Regulatorik…) Schritte zu setzen, um Greenwashing zu reduzieren. Durch ihre Arbeit hat der VKI zwei rechtskräftige Urteile gegen die Verwendung des Begriffs „CO2-neutral“ erwirkt, die bereits dazu geführt haben, dass einige Unternehmen vorsichtiger und selbstkritischer zu diesem Thema kommunizieren und das Thema Greenwashing breite Aufmerksamkeit erhält.
BUSINESSART hat nachgefragt: Was war der Auslöser dafür, dass ihr euch für den Greenwashing-Check ins Zeug legt?
Der Umstand, dass mehr und mehr Unternehmen mit Umweltaussagen werben und diese teils haarsträubend erscheinen. Nun sind aber die wenigsten Konsument*innen Nachhaltigkeitsexpert*innen und haben die Zeit und das Knowhow, diese Umweltaussagen auf Korrektheit zu prüfen. Auch die geltende Rechtslage ist derart, dass Unternehmen gewisse Dinge einfach versuchen und rechtliche Graubereiche ausloten. Das wollten wir mit dem VKI Greenwashing-Check ändern:
- Erstens Bewusstsein bei Konsument*innen schaffen, dass Greenwashing ein wichtiges Thema ist und ihnen die Möglichkeit geben, uns Fälle möglichen Greenwashings zu melden, damit wir diese im Rahmen eines monatlichen Faktenchecks prüfen.
- Zweitens Rechtsprechung erwirken, wo es sinnvoll ist, um auch Unternehmen zu zeigen, was rechtsgültig ist und was nicht und
- Drittens dementsprechend auch Unternehmen aufzuzeigen, wie Umweltaussagen rechtsgültig und glaubwürdig kommuniziert werden können – oder eben nicht.
Was hat euch ermutigt, dranzubleiben und den Greenwasching-Check umzusetzen?
Das Feedback aus der Öffentlichkeit, insbesondere einer Fachöffentlichkeit war und ist sehr positiv. Auch Unternehmen sehen den Check positiv, da es ihnen zeigt, wie ihre Werbung wahrgenommen werden kann – oft ist Greenwashing nicht pure Absicht. Das Gegenteil von gut gemacht ist oft einfach gut gemeint. Außerdem wissen Unternehmen nun, dass es mit dem VKI hierzulande einen aktiven Watchdog im Bereich Greenwashing gibt. All das verbessert die Situation für Konsument*innen.
Und nicht zuletzt treibt uns auch das Feedback auf unsere Urteile an. So war die mediale Rezeption auf das Austrian Airlines-Urteil das in der Geschichte des VKI am weitesten international rezipierte Urteil – in ganz Europa und bis nach Asien und in die USA wurde darüber berichtet. Solche Erfolge spornen an und zeigen: was wir machen ist richtig und wichtig.
Was war das größte Hindernis?
Die Zeit. Sowohl die Checks sind sehr ressourcenaufwändig, was verdeutlicht, wie schwierig es für „Otto-Normalverbraucher“ ist, die Wahrheit von Umweltaussagen zu prüfen – wenn es schon für Expert*innen eine Stange Arbeit ist. Selbiges gilt auch für das Erwirken von Rechtsprechung: vom Einbringen einer Klage bis zu einem rechtskräftigen Urteil vergehen viele Monate. Daher ist es nicht immer einfach, auf aktuelle Beispiele zeitnah eine Publikation eines Checks folgen zu lassen. Auch können wir daher nicht jedem gemeldeten Beispiel nachgehen.
Welche Kompetenzen/Skills waren für euren Erfolg besonders wichtig?
Jene Kompetenzen, die wir drei Preisträger*innen auf uns vereinen: Raphael hat die Fachexpertise im Bereich Nachhaltigkeit, um Aussagen auf ihre prinzipielle Korrektheit und den Kontext zu prüfen, Barbara hat das juristische Knowhow, um die Umweltaussagen in den Rechtskontext einzuordnen und zu bewerten und Markus hat das Kommunikationstalent, komplexe Sachverhalte, wie Greenwashing-Fälle sie meistens sind, in einfachen Worten zu beschreiben und in eine verständliche Sprache zu gießen – der auch nicht der Pepp fehlt, wodurch die Greenwashing-Checks oft peppiger zu lesen sind als etwa gängige Testberichte.
Wie kann ehrliche Kommunikation ein so greifbares Thema werden, dass alle Menschen dahinter stehen und mitmachen?
Umweltaussagen müssen strenger geregelt werden, damit klarer wird, welche Aussagen wann und in welcher Form getätigt werden dürfen. Hier wird einiges seitens EU in den nächsten zwei bis drei Jahren auch auf uns zukommen – was jedenfalls erste Verbesserungen mit sich bringen wird, wie etwa die strengere Regelung vager Umweltaussagen wie „nachhaltig“ oder „umweltfreundlich“. Außerdem müssen Gütesiegel ihrem Namen gerecht werden und wirklich für Güte stehen – und nicht für fadenscheinige Glaubwürdigkeit oder keinerlei Anspruchsniveau. Insgesamt muss das Ziel sein, dass das, was mit Umweltaussagen beworben wird, auch tatsächlich stimmt. Im Fall der Missachtung braucht es schärfere Strafen als jetzt wie etwa empfindliche Geldstrafen.
Wie lautet der Leitsatz / ein Leitmotiv eures Lebens?
Markus Stingl: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ (Erich Kästner)
Barbara Bauer: „„No act of kindness, no matter how small, is ever wasted“ (Aesop)
Raphael Fink: „Alles Wesentliche im Leben, alles, was wir Gewinn nennen, wächst aus Mühe und Widerstand.“ (Stefan Zweig)
VKI – Verein für Konsumenteninformation, Wien
Branche: Verbraucherorganisation
Anzahl Mitarbeiter*innen: rund 100
Website: vki.at