Von neuen Fischteichen und
alten Vorurteilen
Behinderte Menschen am Arbeitsplatz steigern Motivation und Loyalität der MitarbeiterInnen.
Im Rahmen des CSR-/HR-Circle am 23. April 2018 tauschten Betroffene, HR-ExpertInnen, UnternehmerInnen ihre Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatz aus.
Den Auftakt machte der Gründer der myAbility GmbH, Gregor Demblin (Foto), der seit seinem Unfall auf der Maturareise im Rollstuhl sitzt. Demblin: "15 % der Bevölkerung gilt als behindert. Das ist eine enorme Zielgruppe für Unternehmen – sowohl als Mitarbeiter als auch als Kunden."
Johannes Zimmerl (HR Leiter REWE) erzählte von den positiven Erfahrungen, die REWE in den letzten drei Jahren gesammelt hat. Vorgabe für das Projekt war, mehr Menschen mit Behinderung einzustellen – es sollte sich dabei allerdings nicht um ein Sozialprojekt handeln. Durch die Sensibilisierung der Mitarbeiter für dieses Thema, durch eine Diversity-Abteilung und durch die aktive Suche nach Menschen mit Behinderung konnte bei REWE die Anzahl der behinderten Mitarbeiter um 160 Personen aufstocken. Die Folge davon: Loyalität und Motivation aller MitarbeiterInnen sind deutlich gestiegen. Beachtlich war auch die finanzielle Ersparnis durch geringere Zahlungen der Ausgleichstaxe.
Andreas Pollak (Obmann Verein TIW –Training, Integration & Weiterbildung) hat 2004 einen Verein gegründet, um benachteiligten Jugendlichen Zugang zu Bildung und Arbeit zu ermöglichen. Best-Practise-Beispiele gelangen z.B. mit der ÖBB oder der Restaurantkette Vapiano. Die Unternehmen sind stolz darauf, für diese, nicht ganz einfache Zielgruppe Jobs und Lehrstellen geschaffen zu haben. Das spüren auch die anderen MitarbeiterInnen und die Kunden.
Besonders berührend war an diesem Abend die kurze Rede von Karin Simonitsch (Eigentümerin Marien Apotheke). Sie stellte vor fünf Jahren einen gehörlosen Apotheker,Sreco Dolanc, ein. Das hat sich herumgesprochen und der Apotheke zahlreiche neue Kunden –gehörlose Menschen – gebracht. Ein toller Business Case. Dolanc war selbst beim Abend dabei und erzählte von seinen höchstpersönlichen Erfahrungen sprach –natürlich übersetzt durch einen Gebärdensprachen-Dolmetscher.
„Die Digitalisierung, sowie zahlreiche technische Innovationen ermöglichen vielen Menschen mit Behinderung nicht nur den Zugang zu Arbeit sondern auch zu Bildung“, erklärte Michael Pichler von der Essl Foundation. Diese Perspektive biete für diese Zielgruppe viele neue Möglichkeiten und für Arbeitgeber neue »Fischteiche« zum Rekrutieren.