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Wie denkt Europa über den Klimawandel?

Zwei Drittel machen sich große Sorgen. Das zeigt eine Umfrage von Marketagent.

In Europa erkennen 79% der Befragten bereits Spürbare Auswirkungen des Klimawandels. Bildhintergrund ist eine Wüstenlandschaft mit Hügeln am Horizont. Im rechten Eck des Bildes liegt ein Ruderboot im Sand.
Grafik: Marketagent

In Europa ist der Klimawandel mittlerweile keine abstrakte Bedrohung mehr – Hitzewellen und Naturkatastrophen wie Waldbrände, Überschwemmungen und Stürme sind zur neuen Normalität geworden. Laut dem EU Klimawandeldienst Copernicus ist das Jahr 2023 auf dem besten Weg, das heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen zu werden.

Auch wenn die Auswirkungen von Land zu Land variieren können, die Lebensrealität der Menschen ist angesichts der globalen Erwärmung in ganz Europa im Wandel. Das verdeutlicht auch eine groß angelegte europaweite Umfrage des digitalen Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent unter 38.088 Befragten. 

  • Der Klimawandel wird europaweit als die schwerwiegendste Herausforderung der Welt eingestuft.
  • Während sich in Österreich gut jede*r Zweite Sorgen über die Auswirkungen des Klimawandels macht, sind es europaweit sogar knapp zwei Drittel.
  • Fast 8 von 10 Europäer*innen spüren die Klimaveränderungen bereits in ihrem täglichen Leben, in Österreich fühlen sich 7 von 10 zumindest teilweise betroffen.
  • Die Zunahme von Wetterextremen sowie Hitze und Dürre werden in ganz Europa als die bedrohlichsten Auswirkungen des Klimawandels wahrgenommen.
  • Europaweit sind 7 von 10 bereit, eigene Verhaltensweisen zu ändern, um zum Klimaschutz beizutragen. In Österreich ist die Motivation mit 63% Zustimmung weniger stark ausgeprägt.
  • Der Politik wird Versagen konstatiert: Nur 30% denken, dass ihr Land ausreichend gegen den Klimawandel unternimmt.

Europäisches Bewusstsein für Klimawandel: Dringlichkeit und Besorgnis

Der Klimawandel wird von den Umfrageteilnehmer*innen als die aktuell schwerwiegendste globale Herausforderung wahrgenommen (36%). Dahinter folgen (Bürger-)Kriege (32%), Armut (30%) und die Zerstörung der Natur (30%). In Österreich ist das Bewusstsein für die Klima- und Naturschutzthemen sogar noch etwas stärker ausgeprägt als im europäischen Durchschnitt.

Europaweit herrscht insgesamt eine hohe Unsicherheit in Zusammenhang mit der Erderwärmung. Zwei Drittel der Respondent*innen geben an, dass sie sich sehr oder eher große Sorgen über die Auswirkungen des Klimawandels machen (66%). In Österreich ist dieser Anteil etwas geringer ausgeprägt. Hier zeigt sich aber ebenfalls gut die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger besorgt (53%). Ein Ergebnis, das angesichts der bereits stark ausgeprägten Betroffenheit von Klimaveränderungen wenig überrascht: Fast 8 von 10 europäischen Umfrageteilnehmer*innen geben an, die Auswirkungen des Klimawandels zumindest teilweise zu spüren. In Österreich fühlen sich 7 von 10 Befragten betroffen.

„So kurz vor der nächsten UN-Klimakonferenz zeigen unsere Ergebnisse ganz klar, dass in der Bevölkerung in ganz Europa ein hohes Gefühl der Dringlichkeit für ambitioniertere Maßnahmen gegen die globale Erwärmung herrscht“, fasst Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent, zusammen.

Als die bedrohlichsten Auswirkungen des Klimawandels werden europaweit die Zunahme von Wetterextremen (38%) und Hitze und Dürre (36%) wahrgenommen. Hierzulande ist es sogar fast die Hälfte, die Unwetter wie Stürme, Hagel und Co. fürchten (46%).

Bedrohlichste Auswirkungen des Klimawandels – Top 10*

Zunahme von extremen Wetterereignissen

37,9%

Hitze und Dürre

36,0%

Wasserknappheit

25,5%

Gletscherschwund

25,5%

Artensterben von Tieren

20,5%

Zunahme von Waldbränden

17,8%

Anstieg des Meeresspiegels

17,1%

Hungersnöte

17,0%

Orte werden unbewohnbar

16,5%

Kriege

14,6%

* n = 38.088 II Mehrfach-Nennung möglich

Politisches Versagen

Dass wir Menschen an der globalen Erwärmung (mit-)schuldig sind, ist für den Großteil der Befragten unbestritten. Jede*r Zweite ist der Ansicht, dass die Menschheit zusammen mit anderen Faktoren für den Klimawandel verantwortlich ist, rund ein Drittel sieht bei den Erdenbewohner*innen sogar die Hauptverantwortung für den Klimanotstand.

Im Umkehrschluss herrscht auch die Überzeugung, dass jeder einzelne Bürger und jede einzelne Bürgerin wesentlich zum Umweltschutz beitragen kann (73%). Europaweit berichten in diesem Sinne 7 von 10 Befragten Bereitschaft für entsprechende Verhaltensänderungen. Die Österreicherinnen und Österreicher zeigen sich hier etwas weniger motiviert (63%).

„Das persönliche Engagement scheint für die Menschen in Europa auch bitter nötig zu sein, schließlich hat der Großteil der Befragten wenig Vertrauen in die nationalen Maßnahmen zum Klimaschutz. Nur 3 von 10 sind der Ansicht, dass das eigene Land genug gegen die globale Erwärmung unternimmt“, erläutert Thomas Schwabl.

Im Vergleich dazu bewerten fast 40% die Bemühungen als nicht ausreichend. Da überrascht es wenig, dass die Europäerinnen und Europäer ein eher düsteres Zukunftsbild malen. Nur knapp jede*r Vierte (23%) rechnet damit, dass die Welt den Klimawandel in den nächsten 10 Jahren in den Griff bekommen wird. Demgegenüber stehen 43% die darauf (eher) keine Hoffnung setzen. Das restliche Drittel hält die Bewältigung zumindest vielleicht für möglich.

Zum Download der Studie