Daten speichern: Nachhaltigkeit ist profitabel
Der Datenverbrauch steigt - und damit auch die CO2- Emissionen durch den Stromverbrauch. Mit einer intelligenten Datenstrategie können Unternehmen gegensteuern.
Der Datenverbrauch steigt weltweit jedes Jahr. Bereits 2030 wird das globale Datenvolumen mehr als ein Yottabyte erreicht haben. Damit steigen auch die CO2- Emissionen durch den Stromverbrauch massiv an, denn besonders die großen Kühlanlagen, die benötigt werden, um die Rechenzentren zu kühlen, sind Stromfresser. Mit einer intelligenten Datenstrategie können österreichische Technologieunternehmen zu Vorreitern in Sachen Klimaschutz werden, erklärt Peter Hermann, Geschäftsführer Österreich bei NetApp.
BUSINESSART: Das Datenwachstum ist weltweit in den letzten Jahren förmlich explodiert, vor allem durch die zunehmende Digitalisierung. Was können Unternehmen tun?
Peter Hermann: Alle im Unternehmen generierten Daten bzw. Informationen, die beispielsweise durch Kommunikationstools, Kundenmanagement-Systeme, Wartung, Personal- und Finanzführung entstehen, müssen gespeichert, gemanagt – und gleichzeitig genutzt werden können.
Die Datenflüsse verursachen massive CO2-Emissionen und beeinflussen damit das Klima. Mit einer cleveren Datenstrategie können Unternehmen nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten, sondern dabei auch noch profitabler werden. Denn: Datenverbrauch heißt immer auch Energie- und Stromverbrauch. Je effizienter Daten genutzt, gespeichert und verwaltet werden, desto mehr Einsparpotenzial gibt es. Unternehmen, die in nachhaltiges Datenmanagement investieren, tun also nicht nur etwas für die Umwelt, sie sparen auch einiges an Kosten. Dies kann bei Kleinigkeiten anfangen. Beispielsweise verursacht jede verschickte E-Mail etwa das Äquivalent von 0,5 g Kohlendioxid (CO2). Schicken wir einige Anhänge mit, kann der Wert leicht auf 10-20 g CO2 ansteigen (Quelle: BBC).
Wie sieht eine clevere Datenstrategie aus?
Die Brücke zu einer nachhaltigeren Digital-Infrastruktur führt über die Rechenzentren. Denn diese sind enorme Stromfresser.
- Cloud-Rechenzentren werden von Cloud-Anbietern, so genannten Hyperscalern, angeboten. Sie verfolgen eigene Nachhaltigkeitsziele. Google hat beispielsweise das Ziel, dass alle Rechenzentren bis 2030 rund um die Uhr CO2-frei mit Strom versorgt werden. Darauf können Unternehmen bei der Auswahl achten.
- Unterschiedliche Speicher-Geräte haben verschiedene CO2-Fußabdrücke. Data-Storage, also die Daten-Speicher-Geräte, sind beispielsweise für bis zu 20 Prozent des Stromverbrauchs in Rechenzentren verantwortlich. Doch nicht nur dies ist für Unternehmen entscheidend bei der Wahl, auch andere Aspekte wie der Standort des Cloud-Rechenzentrums, die Geschwindigkeit oder Kompaktheit beziehungsweise Größe können eine Rolle spielen.
Dabei werden 70 Prozent der gespeicherten Daten nach ihrer Ablage nie mehr verwendet. Das ist eine gigantische Datenmülldeponie, die unnötig Ressourcen verbraucht. Gleichzeitig bleiben so Chancen im Unternehmen ungenutzt, diese Daten zur Weiterentwicklung des Unternehmens, zum Beispiel für neue Geschäftsmodelle, zu nutzen. Nachhaltige Digitalisierung heißt also in erster Linie bessere Datenmanagement-Prozesse.
Wie können Unternehmen ihre eigenen Prozesse auf Nachhaltigkeit hin analysieren?
Zunächst ist wichtig, dass Unternehmen wissen, wo, wann und wie ihre Daten gelagert sind. Nur so können sie fundierte Entscheidungen treffen, welche Daten sie überhaupt benötigen. Es gibt mittlerweile einige Tools, die Unternehmen beim Monitoring ihrer Datenprozesse unter die Arme greifen:
- Infrastruktur-Analysen klären darüber auf, wo, wann und wie Rechen- und Speicherressourcen in allen lokalen und Cloud-Umgebungen eines Unternehmens verwendet werden. Diese Informationen bilden die Grundlage, um Verschwendung und Ineffizienzen zu erkennen und zu beheben.
- Auch eine Überprüfung der Speicher- und Laufwerkseffizienz macht Sinn. Daten können eventuell auf kostengünstigere und umweltfreundlichere Speicher migriert werden. Diese Informationen finden sich meist in den Reports der Anbieter der jeweiligen-Speichersysteme. So lässt sich erkennen, welche Geräte effizienter sind. Auch bestimmte Zertifizierungen, wie zum Beispiel die Energy Star Zertifizierung, helfen, nachhaltigere Speicher zu erkennen. Zusätzliche Storage-Efficiency-Garantien sichern die vereinbarten Angaben ab.
- Sinnvoll sind Lösungen, die den Kunden jederzeit über den Stromverbrauch der einzelnen Datenreihen informieren. Anhand dieser Informationen können die Benutzer entscheiden, ob sie die Workloads auf Plattformen mit einem geringeren Energiebedarf verlagern, wodurch die Emissionen gesenkt werden können.
Führt man alle diese Informationen zusammen, können österreichische Unternehmen Wege finden, ihren Datenverbrauch effizienter zu gestalten und leisten ganz nebenbei einen positiven Beitrag für Nachhaltigkeit und gegen den Klimawandel.
Wie sind Cloud-Anbieter einzuschätzen?
Cloud-Anbieter bauen oftmals die energieeffizientesten Rechenzentren. Effiziente Datennutzung fängt beim Speicherort an. Es liegt schon im Eigeninteresse der Rechenzentren die Hardware dem neuesten Stand anzupassen, beispielsweise eine effektivere Kühlung zu installieren und damit die Energieeffizienz auch in Zukunft zu garantieren. Natürlich heißt das nicht, dass Unternehmen alle ihre Daten extern in die Cloud ablegen sollen. Eine hybride Lösung aus On-Premises, also lokal vor Ort und Public Cloud, ist oft ein guter Kompromiss. Zu berücksichtigen sind jedenfalls auch die Datenschutzrichtlinien.