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Nachhaltigkeitsberichte in Österreich: Prime-Market-Unternehmen sind dabei

Eine EY-Analyse zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in Österreich zeigt, dass 97 % der Unternehmen aus dem Prime Market berichten, aber nur 42 % der österreichischen Top-Unternehmen.

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Foto: Georg Rogl, EYCarbon
  • Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG) zeigt Wirkung, aktuell weitere Regularien auf EU-Ebene geplant
  • Berichterstattung zu Sustainable Development Goals wird forciert, Klimaschutz steht weiterhin im Fokus
  • Sechs von zehn österreichischen Unternehmen lassen ihre Berichte extern prüfen
  • Knapp drei Viertel der österreichischen Nachhaltigkeitsberichte stützen sich auf GRI-Standards

Nachhaltigkeit ist neben Digitalisierung der bestimmende Megatrend unserer Zeit. Um die Maßnahmen des eigenen Unternehmens hinsichtlich Nachhaltigkeit transparent offenzulegen, werden Nachhaltigkeitsberichte als eigenständige Reports oder integrierte Bestandteile des Geschäftsberichts veröffentlicht. Allerdings nutzt zurzeit weniger als die Hälfte der österreichischen Unternehmen diese Möglichkeit, wie eine aktuelle EY-Studie zeigt. Wie schon im Vorjahr publizieren nur 42 Prozent von Österreichs Top-Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht. Davon hat sich ein Großteil der Unternehmen für die Berichterstattung außerhalb des Lageberichts entschieden (85 %). Vollständig in den Lagebericht integriert wurden die Nachhaltigkeitsinformationen nur von vier Prozent.

Ganz anders ist die Lage im Prime Market Segment: Die Auswirkungen der Berichterstattung gemäß Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG), dem der Großteil der Unternehmen des Prime Market unterliegt, sind hier weiterhin spürbar. Die Anzahl der Unternehmen aus diesem Segment, die über ihre Nachhaltigkeitsleistungen berichten, hat sich im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte gesteigert und liegt nun bei 97 Prozent.

„Gesetzliche Grundlagen wie eben das NaDiVeG sind zwar unpopuläre Maßnahmen, sie zeigen allerdings Wirkung. Unternehmen müssen sich auf eine Reihe neuer Regularien rund um Umwelt- und Klimaschutz einstellen, anders lassen sich die Klimaziele bis 2040 bzw. 2050 nicht erreichen. Das trifft aber nicht nur auf die Unternehmen zu, die von den neuen Gesetzen betroffen sind, sondern auch auf alle anderen. Denn nicht nur die Politik, sondern auch Investor:innen und Konsument:innen verlangen von Unternehmen heute ein deutliches Bekenntnis zu Nachhaltigkeit“, so Georg Rogl, Leiter Climate Change and Sustainability Services bei EY und Co-Leader von EYCarbon, der Nachhaltigkeitsberatungsmarke von EY.

Auch in Zukunft werde es zu weiteren Verschärfungen im Bereich der Regulatorik kommen, so der EY-Experte. Aktuell wird beispielsweise die Richtlinie über nichtfinanzielle Berichterstattung überarbeitet. Am 21. April 2021 wurde im Zuge dessen von der EU-Kommission ein Vorschlag für eine neue Regulierung mit der Bezeichnung Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorgelegt. „Die darin enthaltenen Änderungen hätten weitreichende Auswirkungen, die Berichtspflichten sollen deutlich ausgeweitet werden. Außerdem soll die CSRD für alle großen Unternehmen und alle am regulierten Markt gelisteten Unternehmen, ausgenommen Kleinstkapitalgesellschaften, gelten“, so Rogl. Bis spätestens 2023 sollen auch die EU Sustainability Reporting Standards entwickelt werden, diese wären dann verpflichtend anzuwenden. Unternehmen müssten nach jetzigem Stand auch extern prüfen lassen, ob diese Standards tatsächlich angewandt wurden. Der Umfang der Berichterstattung würde dann deutlich steigen und zum Beispiel auch Informationen betreffend Strategie, Ziele, Rolle des Vorstands bzw. der Geschäftsführung, die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Unternehmen und seiner Wertschöpfungskette beinhalten. Die Berichte müssten zudem zwingend digital als integrierter Teil im Lagebericht veröffentlicht werden.

Das sind die Ergebnisse der elften Studie zur „Nachhaltigkeitsberichterstattung
österreichischer Top-Unternehmen“, für die die Nachhaltigkeitsberichte des Jahres 2020 von Österreichs 100 führenden Unternehmen gemäß Trend Top 500 Ranking (Ranking nach Umsatz) sowie die fünf größten Banken und Versicherungen durchleuchtet wurden. Auch heuer wurden wieder eigene Analysen für das ATX Prime Market Segment und öffentliche Organisationen erstellt.

Berichterstattung zu Sustainable Development Goals (SDGs) wird forciert, Klimaschutz im Fokus

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu den SDGs in Österreich hat erneut deutlich zugenommen. Im Segment der Top-Unternehmen hat sich der Anteil, der Unternehmen die SDGs in ihre Berichterstattung qualitativ oder quantitativ aufgenommen haben, auf 80 Prozent erhöht. Das entspricht einem Zuwachs von 26 Prozent innerhalb der letzten zwei Jahre. Etwa jedes siebte Top-Unternehmen (15 %) geht auf SDGs gar nicht ein.

Wie im Vorjahr wurde das Ziel zu „Maßnahmen zum Klimaschutz“ am häufigsten genannt (74 %). Auf Rang zwei findet sich „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ (70 %) gefolgt von „Hochwertige Bildung“ (67 %).

„Es sind eindeutige Spitzenreiter unter den Zielen erkennbar“, so Rogl. Dass Klimaschutz so weit oben gereiht ist, überrasche den EY-Experten wenig: „Nachhaltigkeit muss ganz oben auf der Vorstandsagenda von innovativen und zukunftsgerichteten Unternehmen stehen. Die österreichischen Betriebe haben das erkannt und setzen konkrete Maßnahmen – insbesondere eben rund um Klimaschutz. Das ist wichtig, weil wir nur so Klimaneutralität bis 2040 erreichen können. Um wirklich ganzheitlich nachhaltig zu werden, empfehlen wir den Unternehmen aber, auch die nächsten Schritte zu machen und mit ganzheitlichem Blick auf alle SDGs das Unternehmen zu transformieren“. 

Nur knapp die Hälfte der österreichischen Unternehmen lässt ihre Berichte extern prüfen

Im internationalen Umfeld, wo Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen aus über 50 Länder weltweit analysiert wurden, wurde 2020 erstmals mehr als die Hälfte (51 %) der Nachhaltigkeitsberichte extern geprüft. In Österreich wurden im Jahr 2020 50 Prozent der Berichte öffentlicher Unternehmen und 59 Prozent der Berichte der Top-Unternehmen inklusive Banken und Versicherungen durch unabhängige Dritte verifiziert. Im internationalen Vergleich liegen diese Segmente somit auf einem vergleichbaren Niveau.

Unter jenen österreichischen Unternehmen, die dem NaDiVeG unterliegen, hat sich lediglich ein Drittel (33 %) einer freiwilligen externen Prüfung unterzogen. Von den Berichten dieser Unternehmen wurden 85 Prozent vollständig geprüft, bei 15 Prozent wurden lediglich Teile geprüft. Alle geprüften Berichte wurden einer Prüfung mit „Limited Assurance“ (begrenzter Sicherheit) unterzogen.

„Es ist überraschend, dass nur knapp die Hälfte der Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsberichte extern prüfen lässt. Der Anteil der Unternehmen, die unter das NaDiVeG fallen, ist sogar noch geringer. Neben der Sicherstellung der Gesetzeskonformität, dem eingebrachten Expert:innenwissen und damit verbundenen Blick von außen, bietet eine externe Prüfung die Möglichkeiten, neue Erkenntnisse zu erlangen und rechtzeitig auf aktuelle Nachhaltigkeitsthemen, Chancen und Risiken einzugehen und so die Qualität der Berichterstattung zu verbessern“ betont Rogl.

Zwei Drittel der österreichischen Nachhaltigkeitsberichte stützen sich auf GRI-Standards

Als gängigster Berichtsstandard wurden, wie in den Vorjahren, die Standards der Global Reporting Initiative (GRI) herangezogen. International betrachtet kam im Jahr 2020 in 67 Prozent der veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichte das GRI-Rahmenwerk zur Anwendung. In Österreich wenden aktuell durchschnittlich zwei Drittel (66 Prozent) das GRI-Rahmenwerks an (72 Prozent der Top-Unternehmen,-Banken und Versicherungen, 51 Prozent der Unternehmen im Prime Market und 75 Prozent der öffentlichen Unternehmen).

EY_Studien_Nachhaltigkeitsbericht_final (PDF)

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at