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Foto: Iam Ehm

Nicole Traxler

Erste Stiftung / Two Next GmbH

Nachhaltige Gestalterin 2022

Was hat die Auszeichnung „Nachhaltige Gestalterin mit Dir persönlich gemacht?

Ich bin sehr dankbar über die Auszeichnung zur Nachhaltigen Gestalterin! Sie hat uns gezeigt, dass unser Engagement auch über unser Ökosystem hinaus wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Mit so einem Motivationsschub sind die nächsten Schritte dann etwas leichter gefallen. Und für unser Anliegen, der frühzeitigen und niederschwelligen Unterstützung pflegender Angehöriger, und Alles Clara, unseren Lösungsansatz, hat diese Bühne ebenfalls sehr geholfen: die Betreuung und Pflege von nahestehenden Personen sind weiterhin ein gesellschaftlich omnipräsentes und dennoch verstecktes Thema. Hier Sichtbarkeit und Bühne zu geben ist enorm viel wert.

Du hast damals einen herausragenden nachhaltigen Meilenstein gesetzt. Wie hat sich das in Deinem / Ihrem Unternehmen ausgewirkt?

Bei der Schaffung von sozialen und nachhaltigen Initiativen und Lösungen ist externe Legitimierung sehr wichtig. Wir können leicht sagen, dass Alles Clara ist großartige Lösung ist. Zeigt sich allerdings eine externe Jury davon überzeugt, ist das enorm hilfreich – als Signal nach außen, aber auch als Signal nach innen. Wenn man über einen gewissen Zeitraum in einer Themenstellung und in der Umsetzung einer Lösung arbeitet, wird das Innovative zum Alltag. Die Auszeichnung zur „Nachhaltigen Gestalterin“ hat uns aus dem täglichen Tun herausgerissen und uns ganz bewusst das enorme Potenzial von Alles Clara wieder vor Augen geführt.

Hat sich Deine Innovation in Deiner Branche herumgesprochen und haben andere Unternehmen nachgezogen?

Wir freuen uns, dass wir seit der Auszeichnung bei Alles Clara eine Vielzahl weiterer kooperierenden Akteur*innen des Pflege-, Gesundheits- und Sozialsystems und zahlreiche neue Arbeitgeber an Bord begrüßen können. Sie unterstützen die Initiative, weitere Ratsuchende zu erreichen und das Angebot österreichweit in unsere Systeme zu verankern. Gemeinsam mit ihnen, der Wissenschaft und der öffentlichen Hand arbeiten wir daran, Alles Clara als Sozialdienstleistung in Österreich zu etablieren. Dabei nehmen wir wahr, dass das Thema der Entlastung pflegender Angehöriger etwas mehr Beachtung in der Gesellschaft und in Medien findet und sich langsam weitere Angebote entwickeln. Die meisten unterscheiden sich allerdings in ihrer Zielsetzung der Umsetzung.

Was beschäftigt Dich heute bei Deinen beruflichen Aktivitäten?

Die Herausforderungen in unserem Pflegesystem sind enorm und haben potenziell weitreichende gesellschaftliche Implikationen. Hier können und dürfen wir nicht auf eine einzelne allumfassende Lösung hoffen, sondern es wird eine Vielzahl von Einzelteilen brauchen, die ineinandergreifen und zur Umsetzung den Willen vieler involvierter Akteure erfordern. Das startet schon bei Gesundheitskompetenz, mit der wir schon viel gezielter in Kinderjahren anfangen sollten, und Prävention und geht über viele Themenbereich bis zu den Personalfragen in Pflege und Gesundheit. Mit Alles Clara fokussieren wir auf pflegende Angehörige, die an vielen Stellen des Gesundheits- und Pflegesystem essenzielle Stützen sind und ohne die unsere Systeme noch viel stärker überfordert wären. Alles Clara hat das Potenzial ein kleines, aber wichtiges Rädchen im System zu werden – durch frühzeitige Stärkung der Angehörigen und damit einhergehend Entlastung von überstrapazierten Strukturen, sowie durch einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Pflegeberufs.

Was bedeutet für Dich „gestalten“? Was gestaltest Du heute?

Gestalten bedeutet für uns das stetige Hinterfragen des Status Quo und ein kontinuierliches Verbessern und Weiterentwickeln der bestehenden Lösung – aber auch das Stellen der Grundsatzfrage: Welchen Mehrwert bringt Alles Clara und braucht es eine solche Initiative im System wirklich? Letztlich müssen wir im Sozialen alle an unserer Abschaffung arbeiten, denn wenn es bestimmte Projekte und Angebote nicht mehr braucht, bedeutet das, dass das Problem gelöst ist.
Bei Alles Clara gehen wir als nächstes gezielt weitere Zielgruppen an und versuchen das Angebot hier für zB. Young Carers zu öffnen. Schließlich haben wir in Österreich über 40.000 Kinder und Jugendlich zwischen 5 und 18 Jahren, die in die Pflege von Angehörigen involviert sind. In Hinblick auf die datensichere Online-Beratungsinfrastruktur schenken uns zurzeit einige Non-Profit-Organisationen ihr Vertrauen und wir haben einen Prozess gestartet, um die technische Infrastruktur auch anderen Beratungskontexten, insbesondere im Sozialen, zugänglich zu machen. Dieses White Labeling soll zu einer erhöhten Datensicherheit und Usability in Beratungskontexten beitragen und damit helfen, die IT-Infrastruktur nachhaltig zu finanzieren.

https://www.businessart.at/nicole-traxler-two-next-gmbh