Treibhausgas-Emissionen 2022 um 6,4 Prozent gesunken
Das zeigen die aktuellen Berechnungen des Umweltbundesamtes.
Die aktuellen Berechnungen des Umweltbundesamtes für den sogenannten „Nowcast“ zeigen: Die österreichischen Treibhausgas-Emissionen (THG) sind 2022 um rund 6,4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021 gesunken. Das entspricht einer Reduktion von 5 Mio. Tonnen CO2-Aquivalenten. Nach den vorläufigen Zahlen wurden im Jahr 2022 rund 72,6 Mio. Tonnen Treibhausgase emittiert.
Der Rückgang erfolgte trotz eines deutlichen Wirtschaftswachstums in allen Bereichen, also im Gebäude-Bereich, im Verkehr, in der Landwirtschaft und in der Industrie. Damit ist nach den vorläufigen Daten der niedrigste Wert der Emissionen seit 1990 erreicht.
„Die aktuellen Berechnungen des Umweltbundesamts zeigen, dass erstmals die Emissionen nicht nur in der Prognose sinken, sondern auch in der Realität. Das heißt, unsere Bemühungen im Klimaschutz zeigen Wirkung – mit KlimaTicket, Ökostrom-Ausbau, Sanierungsoffensive, Transformation der Industrie oder Klimabonus haben wir viele Maßnahmen beschlossen. Diesen Klimaschutzkurs gilt es jetzt fortzusetzen. Denn Klimaschutz ist ein Marathon – kein Sprint“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Gesetzte Maßnahmen zeigen Wirkung
Das Jahr 2022 war geprägt von dem im Februar begonnenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den damit verbundenen Verwerfungen bei den Energiepreisen sowie dem deutlichen Anstieg der Teuerungsrate. Weiters fiel die Anzahl der Heizgradtage, die ein wesentlicher Einflussfaktor der Treibhausgas-Emissionen im Gebäude-Bereich sind, gegenüber dem Jahr 2021 um 12,8 % und lag damit unter dem langfristigen Trend. Das Bruttoinlandsprodukt ist 2022 allerdings deutlich um rund 4,9 % gegenüber 2021 gestiegen. In Summe ist eine deutliche Reduktion der THG-Emissionen erfolgt, auch ein Ergebnis der bisher ergriffenen Klimaschutzmaßnahmen wie dem verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien und CO2-freier Anwendungen wie der Elektromobilität und modernen Heizsystemen.
Günther Lichtblau, Klimaexperte im Umweltbundesamt: "Wie unsere Berechnungen zeigen, kommen wir im Jahr 2022 den Klimazielen und der Klimaneutralität deutlich näher. Wir wissen aber auch, dass noch viele weitere Maßnahmen folgen müssen, um die Ziele zu erreichen und der Klimakrise entgegenzuwirken."
Emissionen in allen Sektoren gesunken
Die Treibhausgas-Emissionen sind im Jahr 2022 erstmals in allen Sektoren – Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft – trotz steigendem Bruttoinlandprodukt gesunken.
Im Emissionshandelsbereich (EH) ist gegenüber 2021 ein Rückgang um 7,2 Prozent (2,1 Mio. Tonnen CO2-Aquivalent) zu verzeichnen. Dies ergibt sich auch durch die rund 5 % niedrigere Emissionen in der Stahlerzeugung (-0,7 Mio. Tonnen CO2), in der Rohölverarbeitung (-0,5 Mio. Tonnen CO2) und durch den niedrigeren Erdgasverbrauch der Pipelinekommpressoren (-0,2 Mio. Tonnnen CO2). Außerdem ist ein genereller Rückgang in der sonstigen produzierenden Industrie (-0,8 Mio. Tonnen CO2) zu verzeichnen.
Die Emissionen des Sektors Verkehr sind nach den vorläufigen Zahlen im Vergleich zum Jahr 2021 um 4,5 % (1,0 Mio. Tonnen CO2) gesunken. Die THG-Emissionen im Sektor Verkehr sind somit auf dem selben Niveau des ersten Pandemiejahres 2020. Der Rückgang ist insbesondere auf die höheren Treibstoffpreise in den Sommermonaten des Jahres 2022 zurückzuführen. Nicht zuletzt spielen auch die Verbesserung der Technologie und der zunehmende Anteil von E-Mobilität im Individualverkehr eine Rolle (zuletzt rund 16 Prozent Anteil E-Autos bei den Neuzulassungen im Jahr 2022). Der Sektor Verkehr ist aber noch immer mit 20,6 Mio. Tonnen THG-Emissionen (rund 28 % der Gesamtemissionen) im Jahr 2022 hinter dem Sektor Energie und Industrie der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen in Österreich.
Im Sektor Gebäude sind die Emissionen ebenfalls um 16 % gesunken.
Leicht gesunken sind die THG-Emissionen im Jahr 2022 auch im Sektor Landwirtschaft. Das begründet sich im Rückgang von Viehzahlen, Mineraldüngerverwendung und Dieseleinsatz.
Im Sektor Abfallwirtschaft war ein anhaltender Rückgang der Emissionen von Methan aus Deponien zu verzeichnen. Kaum Veränderung gab es bei den Emissionen aus der Abwasserreinigung und der biologischen Abfallbehandlung. Auf einem konstanten Niveau blieben die Emissionen von F-Gasen.
Über die Nahzeitprognose
Der „Nowcast 2023“ liefert vorläufige Daten und Trends für die Treibhausgas-Emissionen für das Jahr 2022. Die Berechnungen für diese Nahzeitprognose wurden mittels vereinfachter Methodik durchgeführt. Die Abschätzung spiegelt den aktuellen Wissensstand von Juli 2023 wider. Umfassende Ergebnisse werden im Jänner 2024 veröffentlicht, die vorläufigen Daten des Nowcast können von diesen Ergebnissen abweichen. Basis für die Nahzeitprognose sind insbesondere die aktuelle Österreichische Luftschadstoff-Inventur (OLI), die vorläufige Energiebilanz, die aktuellen Daten der Emissionshandelsanlagen sowie aktuelle Erhebungen und Statistiken der Sektoren Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und F-Gase. Für den Sektor Verkehr liegt ebenfalls eine Nahzeitprognose mit detaillierten Ergebnissen vor.
Klimadashboard (ab Reiter Sektoren)