Annemarie Harant und Roman Mesicek, Gründer Tonspur N
Tonspur N - CSR-Wissen anregend, einfach und mit einem Schuss Ironie.
Wie seid ihr auf Idee gekommen, Tonspur zu machen?
Mesicek: Vor eineinhalb Jahren habe ich begonnen Podcasts zu hören – den Comedy-Podcast Gästeliste Geisterbahn – und dabei meine Affinität zu diesem Medium entdeckt. Ich habe ein hohes Mitteilungsbedürfnis und war auf der Suche nach etwas, das ich selber machen kann. Mit dem Schreiben klappt es bei mir ja nicht immer so. Da kam die Form des Podcasts gerade recht.
Harant: Ich habe damals bereits einen Blog geschrieben. Und irgendwann kam uns die Idee, etwas gemeinsam zu machen, uns zusammen zu setzen und über Themen zu plaudern in denen wir uns auskennen.
Mesicek: Wichtig war sicher auch unsere Experimentierfreudigkeit mit diesem neuen Medium. Wir hatten keine große Erwartungshaltung, wie lange wir es machen. Wir wollten es einfach einmal ausprobieren.
Mittlerweile habt ihr die 23. Folge herausgebracht, durchschnittlich alle zwei Wochen eine. Wie schafft ihr das, bei eurem ansonst auch ziemlich dichten beruflichen Programm?
Harant: Wir treffen uns einmal im Monat und nehmen teilweise zwei Folgen auf. Wenn wir Gäste interviewen kann es sein, dass auch nur einer von uns das Gespräch führt. Wir können aber auch an verschiedenen Orten sein und das Gespräch z.B. per Skype führen. Zum Beispiel haben wir eine Folge direkt am Flughafen, nach meiner Rückkehr von der erdbeerwoche TV-Dokumentation “Verbotene Tage” aus Indien, aufgenommen.
Was sind eure Themen, und wer hört eure Podcasts?
Harant: Wir reden über alles was wir erleben und reflektieren, was in der CSR-Welt passiert. Natürlich wollen wir auch aktuell sein. Zum Beispiel haben wir ein Gespräch mit Christine Jasch anlässlich des ASRA geführt. Im Kern sind diese Gespräche zeitlos. Es ist auch ein Jahr später noch interessant was Christine Jasch erzählt.
Mesicek: Unser Podcast ist für alle Leute interessant, die mit Nachhaltigkeit und CSR zu tun haben, z.B. CSR-Verantwortliche oder Studierende, davon 50% aus Österreich und 50% aus Deutschland. Teilweise wird uns gesagt, dass ein gewisses Fachwissen notwendig ist.
Die bisher meist gehörte Folge war Social Entrepreneurship mit 230 ZuhörerInnen. Junge Leute sind Podcasts schon gewöhnt.
Wie kommt ihr zu euren Themen?
Mesicek: Thematisch fällt uns immer etwas ein. Wir können locker 1.000 neue Folgen machen. Die Themenliste entsteht anlassbezogen. Da hat die FH Krems eine Internationale Konferenz, da ist die Chefin von Global Compact in Österreich oder die Erdbeerwoche in Indien und schon gibt es Interessantes zu berichten.
Ihr verdient damit ja kein Geld. Ist das euer Hobby?
Mesicek: Ja, es ist ein Hobby.
Einspruch von Annemarie Harant: Hobby würde ich es nicht nennen.
Mesicek: Es ist eine Leidenschaft und wohl doch etwas anderes als ein Hobby. Es schärft mein Experten-Portfolio und rundet es ab und hilft bei Bewerbung des Studiengangs.
Harant: Für mich ist es eine sinnvolle Ergänzung zu meiner Aufgabe als Geschäftsführerin der Erdbeerwoche. Im Business habe ich nicht mehr die Zeit, mich mit theoretischen Fragen von CSR intensiv zu beschäftigen, da geht es eher ums Tun. Der Podcast ist eine Chance, sich dem Thema einmal im Monat intensiv zu widmen und nicht aus dem Blick zu verlieren.
Mesicek: Wir lernen voneinander wenn wir darüber reden. Ein wichtiger Faktor ist schon auch, dass ich – wenn ich mich über die Nachhaltigkeitsszene ärgere – die Möglichkeit habe, das auch auszusprechen. Dafür bekomme ich sehr positives Feedback.
Was sind eure nächsten Meilensteine?
Harant: Der erste Meilenstein war die Folge 17 zu erreichen – solange braucht es laut einem Experten, bis sich ein Podcast etabliert hat. Das haben wir geschafft. Natürlich gilt, je mehr Hörer, desto besser.
Mesicek: Wir haben uns keine konkreten Ziele und Meilensteine gesetzt. Wir schauen, was kommt und experimentieren mit immer anderen Dingen. Die Interviews gefallen uns sehr gut.
Kann man damit Geld verdienen?
Mesicek: Kurzfristig kann man damit im deutschsprachigen Raum mit Nischen-Podcasts wie unserem kein Geld verdienen.
Harant: Bisher haben wir es auch nicht darauf angelegt.
Wieso ist Nachhaltigkeit und CSR für euch ein so wichtiges Thema?
Harant: Nachhaltige Produkte waren in meiner Familie selbstverständlich – ich bin damit aufgewachsen. Daher habe ich mein Studium – Internationale Entwicklung/BWL – danach ausgerichtet. Vor allem wollte ich bei Produkten und Unternehmen etwas voranbringen. Durch Praktika und Berufserfahrung bei respACT – da habe ich Roman getroffen – den ÖBB, bei brainbows habe ich viele unterschiedliche Blickpunkte gesehen. Und jetzt mit dem eigenen Unternehmen, der erdbeerwoche, ist das noch einmal anders.
Mesicek: Ich komme aus der Umwelttechnik, habe bei SERI die Fährte der Nachhaltigkeit aufgenommen und war schließlich über die IV, ABCSD und respACT und nun an der FH Krems mittendrin. Damit fühle ich mich sehr wohl.
Was muss in den nächsten fünf Jahren passieren, dass sie SDGs Realität werden?
Mesicek: Fehlendes Nachhaltigkeitswissen und -kompetenzen in der breiten Bevölkerung sind immer noch ein großes Hindernis. Es gibt viel ExpertInnenwissen, aber es muss noch mehr in der Bildung getan werden. Nachhaltigkeit muss in alle Stufen der Ausbildung integriert werden.
Harant: Es braucht noch mehr UnternehmerInnen, mehr Start Up Bewusstsein und mehr Kompetenz. Gerade gestern habe ich mich wieder über eine Startup-TV-Sendung geärgert. Das dort präsentierte produzierende Start Up hat seine Produktion sofort nach China verlegt, um die Margen zu optimieren. Wieso hinterfragt das niemand?
Mesicek: Dabei ist das Wissen rund um die Wertschöpfungskette sogar noch trivial. Eng verknüpft mit Nachhaltigkeit ist das Wissen um komplexe Systeme. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich durch Bildung etwas ändert.
Bildung allein wird zu wenig sein, wenn ich mir die Auswirkungen der Digitalisierung ansehe, oder die Möglichkeiten der Konzerne, ihre Gewinne zu verschieben.
Mesicek: Kurzfristig braucht man sicher veränderte Rahmenbedingungen. Ich habe gerade einen online Kurs besucht, in dem klar herausgearbeitet wurde, dass wir nahe am ökologischen Kollaps sind. Und gleichzeitig geht dieselbe Politik weiter. Obwohl: durch die SDGs beginnt sich eine gewissen Dynamik aufzubauen. Systemisch gedacht kann uns das schon helfen. Ich bin positiv.
Tonspur N, ein Podcast von Annemarie Harant und Roman Mesicek
Gegründet: 2015
Sitz: Wien
Bisher 23 Podcasts
Foto: Anita Kreuzer