CSR-Circle: „Bildung in Österreich: Für morgen oder von gestern?“
Die etwas andere Bildungsdebatte am 10. Jänner bei der Podiumsdiskussion des CSR-Circle im DSCHUNGEL WIEN.
Als Experten zu Gast waren Stephan Rabl / Geschäftsführer DSCHUNGEL Wien, Dr. Walter Emberger / Geschäftsführer teach for austria, Mag.ª Heidi Schrodt / ehemalige Direktorin des Gymnasiums Rahlgasse; Vorsitzende von „BildungGrenzenlos“ und Raphaela Keller / Vorsitzende des ÖDKH - Österreichischer Dachverband der Berufsgruppen der Kindergarten- und HortpädagogInnen. Durch dieses komplexe Thema führten Mag.ª Cornelia Dankl / BONUS Vorsorgekasse AG und Roswitha M. Reisinger MBA / LEBENSART – BUSINESSART.
Einmal mehr folgten eine große Zahl von EntscheidungsträgerInnen und Interessierten aus Wirtschaft, CSR und der österreichischen Nachhaltigkeitsszene der Einladung des CSR-Circles und füllten diesmal gemeinsam mit PädagogInnen aus verschiedenen Bereichen den großen Saal im Dschungel Wien.
Ressourcenengpässe, Klimawandel, steigender Konsum: Themen, die weltweit eine wachsende Rolle spielen. Europa hat Handlungsbedarf, wenn es seinen Wohlstand und sozialen Frieden erhalten will. Dem Bildungssystem kommt hierbei in der Entwicklung neuer Zugänge und Kompetenzen eine Schlüsselrolle zu. Wie werden junge Menschen auf die neuen Herausforderungen vorbereitet? Liegt unser Bildungssystem tatsächlich so im Argen, wie das von PISA & Co regelmäßig vermittelt wird, oder gibt es Hoffnungsschimmer? Was müssen Eltern, Kindergarten, Schule, Universität, Kultur, Medien und Politik zu einem zukunftsfähigen Bildungssystem beitragen?
Passend zum kreativen Flair des Museumsquartiers eröffnete Stephan Rabl, Geschäftsführer des Dschungel Wien die Diskussion: „Vielleicht ist nicht jeder ein Künstler, aber ich denke, jeder wird als Künstler geboren.“ Was Kunst mit dem Thema Bildung zu tun hat, führte er anschließend weiter aus: „Ich denke, was in vielen Schulen fehlt, ist Kreativität. Wir können heute nicht sagen, was die richtige Bildung für die Zukunft ist. Durch Kunst können wir unseren Kindern jedoch lehren, eine eigene Bildung zu finden. Kunst versucht Grenzen zu sprengen. Jeder muss seine Werte selbst entdecken und die Kunst bietet dazu eine gute Möglichkeit.“, so Rabl.
Mag.ª Heidi Schrodt kann dies nur bestätigen. Die ehemalige Direktorin des Gymnasium Rahlgasse wirkt neben anderen Tätigkeiten im Bildungsbereich auch als Expertin für die neuen Deutsch-Schulbücher der Unterstufe in einem Expertenteam mit und verfügt deshalb über besondere Einblicke in die derzeitige Bildungslage.
„Momentan sehe ich eine große Gefahr darin, dass durch die Messbarkeit, die mit den Bildungsstandards in die Schulen einzieht, alle Lerninhalte bloß auf die Überprüfungen in der 8. Schulstufe abzielen. Dabei kommt jedoch die Kreativität zu kurz.“
Kreativität als Schlüssel zur Bildung?
Die Realität sieht anders aus: In Österreich gibt es laut PISA Studie immer mehr Kinder, die weder sinnerfassend lesen, noch schreiben können.
Dr. Walter Emberger bietet hier mit „teach for austria“ einen möglichen Ausweg aus dem trockenen Schulalltag. Die Bildungsinitiative gibt Zugang zu „exzellenter Ausbildung für alle“, indem gut ausgebildete Hochschulabsolventen für zwei Jahre in Mittelschulen als „inspirierende Lehrkräfte“, oder „Fellows“ wirken. Viele Kinder schöpfen daraus wieder neue Motivation.
„teach for austria sehe ich als Win-Win-Situation für alle.“ Für SchülerInnen, die dadurch mit neuen Lerntechniken konfrontiert werden, ebenso wie für die „Fellows“, die sich nach dem Studium im Arbeitsleben behaupten können. Dabei werden sie jedoch nicht einfach in die Klassenzimmer gestellt, erklärt Dr. Walter Emberger: „Unsere Fellows werden intensiv von uns betreut, das ist eines unserer Erfolgsrezepte.“.
„teach for austria“ ist eine Initiative, die Bildung auch abseits der zu erlernenden Grundkompetenzen ermöglicht. Hier wird sichtbar, dass Lernen ein vielschichtiger Prozess ist, dessen Methoden und Möglichkeiten früh im Leben eines Kindes erkannt und gefördert werden sollten.
Das beteuert auch Raphaela Keller, Vorsitzende des ÖDKH: „Bildung fängt schon im Kindergarten an, obwohl das in Diskussionen leider oft vergessen wird. Bildung beinhaltet alle Kompetenzen, die ein Kind erlernen soll, um sein Leben gut zu meistern.“
Eines ist am Ende klar: Ein Bildungssystem, das funktionieren und nicht frustrieren soll, muss eine Basis schaffen, die es den Kindern ermöglicht, sich kreativ und vielschichtig mit den Lerninhalten auseinander zu setzen. Politik und Bildungssystem müssen den PädagogInnen und SchülerInnen die Chance geben, auch jenseits der Überprüfbarkeit von PISA und Co eigene Ideen und Projekte umzusetzen, um sich so auch ganz persönlich zu bilden. In einer Gesellschaft, die gleichermaßen von Individualismus und Gleichschaltung geprägt ist, braucht es Menschen, die auch durch das Bildungssystem selbstbewusst und stark geworden sind und die Zukunft nachhaltig mitgestalten können.
CSR-Circle
Der CSR-Circle (www.csr-circle.at) ist ein offenes Netzwerk für MeinungsbildnerInnen und EntscheidungsträgerInnen, die an Nachhaltigkeitsthemen interessiert sind und diesen Wandel in Österreich unterstützen wollen. Bei unseren Veranstaltungen greifen wir vielfältige CSR-Themen auf und beleuchten sie auf humorvolle Art und Weise. Darüber lachen statt nur darüber nachzudenken, führt zu Perspektivenwechsel und Leichtigkeit. Und genau mit dieser anderen Sichtweise werden vielfältige CSR-Themen aufgegriffen und beleuchtet werden. Austausch und Netzwerken stehen im Mittelpunkt.
Gegründet wurde der CSR-Circle im Jänner 2011 von Cornelia Dankl, CSR-Beauftragte der BONUS Vorsorgekasse AG, Sandra Majewski, Geschäftsführerin der PR- und Marketing-Agentur no.sugar, Ernst Gugler, Inhaber von gugler* cross media, Roswitha M. Reisinger, Geschäftsführerin des Magazins LEBENSART und Martina Simbürger, kaufmännische Leiterin des Dschungel Wien, Theaterhaus für junges Publikum.