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Geldscheine sind Stimmzettel

´3:1, super!` Simon springt auf und jubelt. Ein tolles Fußballergebnis, die siegreiche Mannschaft war klar besser. Bessere Strategie, bessere Verteidigung, besserer Teamgeist.
Das macht für Simon Sinn. Aber warum musste er letzte Woche für eine Jeans 3x so viel zahlen als sonst? Also auch 3:1 - aber warum?

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Foto: Raiffeisen KAG; Pia Morpurgo Raiffeisen KAG; Pia Morpurgo

Simon ist 13 Jahre und hält einen 50-Euroschein in seinen Händen, den er zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Simon liebt Spionagestories und Krimis: Herauszufinden, wer der Täter ist oder welches Geheimnis dahinter steckt. Genauso will er wissen, was die Jeans so viel cooler macht, dass sie ein 3:1 rechtfertigt.

Die Reise zum Ursprung seiner Jeans beginnt. Und Simon als Geheimagent mit dabei. Wohin wandert Simons Geldschein, wenn er die Jeans bezahlt?

Der erste Stopp auf der Reise ist das Textilgeschäft neben seiner Schule, in dem Simon die Jeans kaufte. Dann der Textilgroßhändler und der Importeur. Schließlich die Näherei in einem Land des Südens. Dort trifft Simon Timur. Timur ist wie Simon 13 Jahre alt und liebt Fußball. Fußballstars kennt er von den Plakatwänden und dem alten TV-Gerät seiner Nachbarn. Einen echten Fußball hat Timur noch nie in Händen gehalten, nur einen verknoteten Knödel aus Fetzen, den er sonntags mit Freunden auf dem holprigen Weg vor der Blechhütte seiner Eltern hin und her schießt. Nur sonntags, denn die restlichen 6 Tage der Woche arbeitet er. Näht im Akkordtempo Jeans, deren Aufdruck er nicht lesen kann. Timur kann kaum lesen, denn als er 10 Jahre alt wurde, wechselte er von der Schulbank an die Nähmaschine. Anfangs war er stolz, dass er zur Ernährung seiner kleineren Geschwister und Eltern beitragen konnte. Aber so viel er auch arbeitet, 12-14 Stunden an einem Tag, der niedrige Lohn reicht doch nicht aus, seine Familie satt zu machen. Oft gehen sie hungrig ins Bett. Und auch durstig. Sauberes Wasser ist seit Jahren Mangelware. Es wird für die Bewässerung der Baumwollplantagen in der Umgebung gebraucht. Der Dorfbrunnen versiegt immer mehr, sodass seine Mutter das Wasser aus 2 Kilometern Entfernung heimtragen muss.

Simon fragt Timur, warum er denn nicht wo anders hingeht, wo alles besser ist. Timur kennt diese Frage. Sie taucht immer öfter in seinen endlosen Stunden hinter der Nähmaschine auf. Aber wohin gehen? Seine Familie ist ohnehin schon vom Land in die Nähe einer großen Stadt gezogen. Einige ältere Freunde erzählten ihm von Europa und dass dort vieles besser sei. Dass es dort genug Wasser und Essen gäbe und nachts keine Rebellen die Dörfer überfallen würden. Simon ist verwirrt. Er lebt in diesem Europa, wo man satt wird und als 13-Jähriger mit einem echten Fußball spielt. Und er versteht noch immer nicht, warum die andere Jeans  dreimal so viel kostet.

Die nächste Reise in den Süden beginnt. Dort trifft Simon Sana, ein 13jähriges Mädchen. Auch sie kennt Nähmaschinen. Ihre Mutter und ihr Vater arbeiten als Näher in einer Fabrik. Dort verdienen sie genug, um ihren Kindern den Schulbesuch und Essen bezahlen zu können. Es gibt genug sauberes Wasser, denn die Baumwollfelder nebenan verzichten auf künstliche Düngemittel und giftige Insektenschutzmittel. Sana deutet auf das Etikett der Jeans: "fair und ökologisch produziert“, heißt es da. „Die Fabrik, in der ihre Eltern arbeiten, unterliegt dem sogenannten FAIRTRADE-Textilstandard“, erklärt Sana. Deshalb arbeiten hier zum Beispiel keine Kinder.

Simon versteht nun, warum diese Jeans mehr kosten. „Mit jedem Paar Jeans, mit jedem Einkauf entscheidest Du, wie die Wirtschaft aussieht und wie das Leben von Timur und Sana weiter geht“ erklärte ihm sein Onkel, als er ihm die 50 Euro zum Geburtstag schenkte und mit ihm Jeans kaufen ging. Geldscheine sind Stimmzettel, das ist Simon nun klar.

Silvia Schmidt , Bankenbetreuung Nachhaltig Veranlagen Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H. (derzeit in Karenz): Geldscheine sind Stimmzettel