CSR-Circle: „Gütesiegel - zwischen Orientierung und Verwirrung"
„Full house“ am 19. April bei der Podiumsdiskussion des CSR-Circle im DSCHUNGEL WIEN.
Andreas Tschulik / Lebensministerium, Horst Ebner / oekostrom, Anna Theil-Gangl / SGS Austria Controll-Co Gesmbh, Elisabeth Tangl / die umweltberatung und Hartwig Kirner / fairtrade diskutierten, ob Gütesiegel inzwischen mehr Verwirrung stiften als Orientierung bieten.Moderiert von Roswitha Reisinger, Geschäftsführerin LEBENSART und Sandra Majewski, Geschäftsführerin no.sugar marketing pr,
Mehr als 150 EntscheidungsträgerInnen und Interessierte aus Wirtschaft, CSR und der österreichischen Nachhaltigkeitsszene folgten der Einladung des CSR-Circles und füllten den Saal bis auf den letzten Sitzplatz. Spannend gestaltete sich bereits die Eröffnung, ob das Thema „Gütesiegel“ in einer Krise stecke oder sich doch eher am globalen Hochflug befinde:
„Die Zahl der Gütesiegel wächst unaufhaltsam, das Dilemma von nationaler und internationaler Dynamik und zugleich großer Verwirrung macht sich breit.“, so Moderatorin Roswitha Reisinger einleitend.
Langfristig, Klarheit und Kontinuität statt schneller Modetrend
Einigkeit herrschte in der Notwendigkeit, die KonsumentInnen so weit als möglich mit guten Informationen auszurüsten.
Dazu Elisabeth Tangl von "die umweltberatung": „Selbst die informierten Konsumenten verspüren eine große Unsicherheit beim Vergleich der Siegel. Wir versuchen daher seit vielen Jahren, Informationsmaterial für die verschiedensten Zielgruppen anzubieten.“
Wie wichtig hohe Bekanntheitsgrade und langjähriges Vertrauen bei der Kaufentscheidung sind, erklärte Hartwig Kirner, Geschäftsführer fairtrade, einem der Top-3 bekanntesten Gütesiegel in Österreich, das bereits auf mehreren Tausend Produkten in etwa 70 Ländern abgebildet ist: „fairtrade ist kein neues Trendsiegel. Es besteht seit 20 Jahren am Markt und der Erfolg des Siegels baut ganz klar auf dem Vertrauen der KonsumentInnen auf. Neben der Kontinuität seien auch der Multistakeholderprozess, in dem alle Stakeholder in die Weiterentwicklung der Richtlinien eingebunden sind, entscheidend für den Erfolg. "Der wachsende Siegelwald stellt für Unternehmen ein Risiko dar, wenn sie wenig bekannte und glaubwürdige Siegel verwenden."
Auch Horst Ebner, Vorstand oekostrom unterstrich, wie wichtig Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit für die kritischen KonsumentInnen sind und wie entscheidend es auch für ein Unternehmen ist, klar zu sagen, wofür es steht: „oekostrom definiert sich durch die Zusammensetzung aus mindestens 1% Sonnenenergie, mindestens 20% sonstigen erneuerbaren Energien und maximal 79% Wasseranteil. Das kommunizieren wir klar und deutlich an unsere KundInnen.“ Er sieht Siegel als ersten Ansatzpunkt für den Kunden, eine Art Katalysator im jungen Markt und er ist sich sicher, dass sich die wahre Güte eines Produktes in einer langfristig nachvollziehbaren Unternehmens- und Produktpolitik zeigt.
Wie erlebt das älteste ökologische Gütesiegel Österreichs, das Österreichische Umweltzeichen den rasanten Zuwachs an neuen Labels? "Ernstzunehmende Konkurrenz ist positiv, sie treibt voran und motiviert die Unternehmen aber auch uns zu einer positiven Weiterentwicklung.“ so Andreas Tschulik, Abteilungsleiter Lebensministerium und somit Vertreter des staatlichen Gütesiegels.
"Gütesiegel sind eine Vereinbarung zwischen Marktteilnehmern und kein Naturgesetz" erklärte Anna Theil-Gangl, Geschäftfsührerin SGS Austria Controll-Co GesmbH, Consumer Testing Services, Vice President, Europe, Africa, Middle East den Wildwuchs an Labels, Siegeln, Prüfzeichen und Qualitätsstempeln. Welche Entwicklungen sieht sie global, welche Empfehlungen gibt sie österreichischen Unternehmen? "Die wichtigsten internationalen Trends sind abhängig von Region und Produkt. Gütesiegel in der Lebensmittelbranche gibt es mittlerweile schon überall, wo hingegen die Textil-, Schuh- und Elektrobranche vor allem in Österreich erst im Kommen ist. Ein weiterer wichtiger Trend ist das Thema Korruption, der Schutz des Unternehmens bzw. seiner MitarbeiterInnen. Das sollte ebenfalls in jeder Zertifizierungsrichtlinie stehen.“
man war sich einig, dass ...
So verschieden die Gütesiegelszene ist, Einigkeit herrschte darin, dass „Siegelglücksritter“ nie lange überleben, Seriosität das wichtigste Kriterium ist, das nachhaltig Vertrauen schafft und dass es trotz weltweiter Siegel-Flut dennoch viele Branchen gibt, die strenge Gütesiegel brauchen.
„Marktplatz der Gütesiegel“
Um einen lebendigen Einblick in die Szene zu bekommen, waren die Gäste im Anschluss an die Diskussion eingeladen, den „Marktplatz der Gütesiegel“ zu besuchen. Repräsentativ ausgewählte Unternehmen und Institutionen waren mit Infotischen vertreten und boten Einblick in die tägliche Arbeit: AMA-Biosiegel, BIO AUSTRIA, Energie Klima:aktiv, Green Brands, Tourcert, MSC, FSC, Cradle to Cradle, UN Global Compact und GRI.
Sandra Majewski, Vorstandsmitglied des CSR-Circles zeigte sich von den Diskussions- und Netzwerkaktivitäten begeistert: „Bereits im Vorfeld überbucht, spannende Themen und enorme Teilnahme bestärken uns: CSR ist und bleibt auch eines der wichtigsten Gesellschaftsthemen in Österreich.“
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CSR-Circle
Der CSR-Circle (www.csr-circle.at) ist ein offenes Netzwerk für MeinungsbildnerInnen und EntscheidungsträgerInnen, die an Nachhaltigkeitsthemen interessiert sind und diesen Wandel in Österreich unterstützen wollen. Bei unseren Veranstaltungen greifen wir vielfältige CSR-Themen auf und beleuchten sie auf humorvolle Art und Weise. Darüber lachen statt nur darüber nachzudenken, führt zu Perspektivenwechsel und Leichtigkeit. Und genau mit dieser anderen Sichtweise werden vielfältige CSR-Themen aufgegriffen und beleuchtet werden. Austausch und Netzwerken stehen im Mittelpunkt.
Gegründet wurde der CSR-Circle im Jänner 2011 von Cornelia Dankl, CSR-Beauftragte der BONUS Vorsorgekasse AG, Sandra Majewski, Geschäftsführerin der PR- und Marketing-Agentur no.sugar, Ernst Gugler, Inhaber von gugler* cross media, Roswitha M. Reisinger, Geschäftsführerin des Magazins LEBENSART und Martina Simbürger, kaufmännische Leiterin des Dschungel Wien, Theaterhaus für junges Publikum.