Neue Studie zeigt: Bio kann Österreich ernähren
Österreich könnte sich zu hundert Prozent mit heimischen, biologisch hergestellten Lebensmitteln versorgen. Voraussetzung: weniger Essen im Müll und etwas weniger Fleisch auf dem Teller.
Eine neue Studie des Zentrums für Globalen Wandel der BOKU Wien und des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (FiBL) zeigt: Bio für alle ist möglich.
Eine flächendeckende Umstellung auf biologische Landwirtschaft kann die Nahrungsmittelversorgung der gegenwärtigen österreichischen Bevölkerung sicherstellen. Nur eine der beiden Voraussetzungen gilt es dafür zu erfüllen: Entweder müssen die vermeidbaren Lebensmittelabfälle um 25 Prozent oder der Fleischkonsum um 10 Prozent reduziert werden. Schon heute ist Österreich eines der Vorreiterländer, was die Anzahl der Biobetriebe und die bewirtschaftete Biofläche betrifft. Der Anteil der Bioflächen an der landwirtschaftlichen Nutzfläche betrug im Jahr 2017 23,9 Prozent. Diese Flächen werden von mehr als 23.000 Biobetrieben bewirtschaftet.
Eine gänzliche Umstellung brächte nicht nur Vorteile aus Umweltsicht, sondern wäre auch aus volkswirtschaftlicher und aus gesamtgesellschaftlicher Sicht sinnvoll. Thomas Lindenthal, Studienautor und interimistischer Leiter des Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Universität für Bodenkultur: „Die Landwirtschaft ist derzeit mit einer Reihe an sehr großen ökologischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen neben dem Klimawandel etwa die Bodenversiegelung, der Verlust der Biodiversität aber auch der Rückgang landwirtschaftlicher Betriebe vor dem Hintergrund eines internationalen Wettbewerbsdrucks. Eine Umstellung auf 100 Prozent Biolandbau in Österreich wäre hierauf eine wichtige und wirkungsvolle Antwort. Damit könnten bedeutsame Beiträge für die nachhaltige Entwicklung in Österreich sowie für die langfristige Ernährungssicherung in unserem Land geliefert werden.”
Mit einer Reduktion des hohen Fleischkonsums würden sich große Potenziale für die Bio-Landwirtschaft ergeben, so Studienautor Martin Schlatzer. In Österreich werden momentan für die Produktion von Kraftfuttermitteln wie Mais und Soja mehr als die Hälfte der Ackerflächen verwendet. Schlatzer: ”Österreich importiert außerdem jedes Jahr etwa eine halbe Millionen Tonnen Sojafuttermittel, zum größten Teil gentechnisch verändertes Soja aus Brasilien, Argentinien oder den USA. Diese große Importabhängigkeit könnte in einem biologischen sowie stark fleischreduzierten Szenario vermindert oder beendet werden.” Schlatzer weist weiters auf die positiven gesundheitlichen Effekte dieser Umstellung hin: “In Österreich ist der Fleischkonsum dreimal höher als empfohlen und für verbreitete schwere Gesundheitsprobleme verantwortlich.”
Um die biologische Ernährung für alle Österreicher möglich zu machen, sei aber die Politik gefordert, sagt Greenpeace-Sprecher Sebastian Theissing-Matei. "Agrarfördungen müssen daher umweltfreundliche Betriebe verstärkt belohnen.” Auch die öffentliche Hand als wichtiger Abnehmer von Lebensmitteln sei in der Pflicht. “Mehrere hundert Millionen Mahlzeiten werden jährlich in Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen ausgegeben. Hier braucht es eine verpflichtende, hohe Bio-Quote in der Beschaffung.”
Infos und Quelle:
Die Studie wurde im Rahmen der Initiative "Mutter Erde" präsentiert.
Studie "100 % Bio in Österreich" zum Download
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