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Die Welt scheint aus den Angeln gehoben. Krisen verunsichern – viele Menschen, aber auch Unternehmen spüren das. Immer wieder fällt die Bemerkung: „Der Zusammenhalt in der Gesellschaft löst sich auf.“ Die Bildungsexpertin Alexandra Zotter zeigt auf, wie wir als Gesellschaft und als Unternehmer*innen darauf reagieren können.

DON'T HIRE FOR SKILLS, HIRE FOR ATTITUDE.
Eine Illustration zeigt einen roten Kreis, in dessen Zentrum ein geöffnetes Auge ist, auf welchem zwei Personen positioniert sind, die mit Fernrohren in verschiedene Richtungen Ausschau halten. Aus dem Auge kommt
Illustration: iStock/uniquepixel

Die Gesellschaft als Ganzes ist gefragt. Doch was stärkt eine Gesellschaft? Ein Blick nach Deutschland gibt erste Antworten: Die Bertelsmann Stiftung untersucht seit 2013, was Gesellschaften zusammenhält. Die Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland 2023“ zeigt drei entscheidende Dimensionen: belastbare soziale Beziehungen, eine positive emotionale Verbundenheit und eine ausgeprägte Gemeinwohlorientierung.

Von diesen einzelnen Dimensionen leiten sich Fähigkeiten ab, die heutzutage besonders wichtig sind:

- Eigenverantwortlichkeit gekoppelt mit Selbstwirksamkeit

- Grundvertrauen in sich selbst, in andere sowie in Institutionen

- Offenheit für andere Menschen und Meinungen

- Andersartigkeit als Chance und nicht als Hindernis sehen

- Wissen & Bildung, um Themen und Meinungen einordnen zu können

Unternehmen im BANI-Modus

Springen wir von der Gesellschaft in Unternehmen hinein, dann sehen wir Unsicherheiten auf allen Hierarchiestufen:
Herkömmliches wird infrage gestellt, Unvorhergesehenes ist an der Tagesordnung, die Komplexität von Informationen und Ereignissen ist kaum mehr einzuordnen. Zukunftsforscher Jamais Cascio hat 2020 dafür das Akronym BANI geprägt. Es steht für

Brittle = brüchig
Anxious = ängstlich
Non-linear = nicht-linear
Incomprehensible = nicht fassbar.

Mutige Manager*innen

Dort, wo alte Regeln nicht mehr gelten, braucht es mutige Manager*innen. Führungskräfte, die Visionen formulieren, die Mitarbeitende ermutigen und begeistern, diesen Weg mitzugehen. Ohne jedoch etwas Wichtiges außer Acht zu lassen: den Unternehmenserfolg und die Produktivität.

Das klingt nicht einfach, und ist es auch nicht. Doch die Studie „Performance through people“ von McKinsey bestätigt: Unternehmen sind besonders erfolgreich, wenn sie einen starken Fokus auf zwei Aspekte legen: Mitarbeitende UND Zahlen & Fakten. Dieser Fokus erhöht die Widerstandsfähigkeit, stärkt die eigene Marke und führt zu höheren Einnahmen.

SKILLS FÜR DIE ZUKUNFT
Quelle: Studie Weiterbildung in Österreich 2024, Plattform für Erwachsenenbildung Stichprobengröße 400 Interviews von HR-Verantwortlichen & Geschäftsführer*innen mit mehr als 20 Mitarbeitenden
Leadership Skills: wird eher gleich b

Welche Fähigkeiten braucht es für die BANI-Welt?

Das zeigt die Studie „Weiterbildung in Österreich“, für die die Plattform für Erwachsenbildung 400 Interviews mit HR-Verantwortlichen und Geschäftsführer*innen geführt hat. Der erste Platz geht an Leadership Skills. Nur eine Kapitänin oder ein Kapitän, die/der weiß, wo es lang geht, kann auch Mitarbeitende zeitgemäß führen. Neben einer stimmigen Vision braucht es die passende Unternehmensstrategie und dazu korrespondierend ein umfassendes Controlling mit dem richtigen Kennzahlen-Rahmenwerk.

Genauso viel wie in Leadership Skills investieren Unternehmen in Soft Skills, zum Beispiel in überzeugende Präsentations- und Moderationsfähigkeiten, in Krisenund Konfliktmanagement, aber auch in effizientes Zeitmanagement.

Resilienz, also die Fähigkeit mit schwierigen Herausforderungen umzugehen und sich in einem volatilen Umfeld zurechtzufinden, wird von den Befragten mittlerweile als essenzielle Fähigkeit erachtet.

Auch zwei branchenübergreifende Themen poppen ganz vorne auf: Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz. Beide Themen benötigen einen fundierten Wissensaufbau, denn bei beiden fehlt aktuell Know-how in den Unternehmen, aber auch am Arbeitsmarkt generell.

Wie kann der Wissensaufbau idealerweise erfolgen?

Dabei führen viele Wege zum Erfolg: Jedes Unternehmen, jeder Mensch hat seine bevorzugte Art zu lernen. Bei den Lernformaten geht der Trend wieder zurück zu Präsenz, aber rund ein Viertel der Lernenden sind weiterhin Fans vom digitalen Lernen.

Sind relevante Skills im Unternehmen nicht vorhanden, so können die eigenen Mitarbeitenden weitergebildet und somit empowert werden. Oder man kauft Spezialist*innen am Arbeitsmarkt ein.

Beim Recruiting hat in letzter Zeit ein Paradigmenwechsel stattgefunden: Recruiter*innen legen den Fokus weniger auf die fachlichen Skills einer Person, sondern stärker auf ihre Persönlichkeit und ihre Werte. Simon Sinek – britischamerikanischer Bestsellerautor und Unternehmensberater – bringt es auf den Punkt: „You don’t hire for skills, you hire for attitude.“

Grafik: 
Bereiche und Dimensionen gesellschaftlichen Zusammenhalts
1 Soziale Beziehungen
1.1.	Soziale Netze: Die Menschen haben starke und belastbare soziale Netze.
1.2.	Vertrauen in die Mitmenschen: Die Menschen haben großes Vertrauen in ihre Mitmens